Besuch aus Indien „Eine Vision – eine Mission – ein Leben“

Hoppstädten-Weiersbach · Pater Franklin war zu Gast bei der Indienhilfe Obere Nahe in Hoppstädten-Weiersbach.

 Der Vorstand der Indienhilfe Obere Nahe mit Pater Franklin (vorne, von links) und Arnold Meiborg, Ehrenmitglied und Mitbegründer der Indienhilfe, sowie Pater Agnel.

Der Vorstand der Indienhilfe Obere Nahe mit Pater Franklin (vorne, von links) und Arnold Meiborg, Ehrenmitglied und Mitbegründer der Indienhilfe, sowie Pater Agnel.

Foto: Claudia Feis

Die Mitglieder und Freunde der Indienhilfe Obere Nahe freuten sich über einen ganz besonderen Besuch. Pater Franklin und erstmals auch sein Nachfolger Pater Agnel waren zu Gast, um von den neuesten Entwicklungen der Hilfsprojekte zu berichten.

Die meisten kennen Pater Franklin schon lange persönlich, denn er war schon oft in Deutschland, dem Land, in das er einst Mitte der 1980er-Jahre unfreiwillig entsandt wurde. Damals empfand er es wie eine Verbannung aus seiner Heimat, und doch erfüllte sich auf diese Weise sein angestrebtes Schicksal als Kämpfer für die Armen in Indien.

Im Februar ist Franklin Rodrigues 80 Jahre alt geworden – ein Alter, in dem sich die meisten über einen besinnlich ruhigen Lebensabend freuen. Doch das entspräche nicht der Natur dieses überaus engagierten Menschen. Der tief gläubige Missionar hat noch immer die Zukunft und seine Mission fest im Blick. Für ihn ein wichtiger Grund, schon seit Jahren seinen Nachfolger im Amt einzuarbeiten.

„Er ist eines meiner Kinder“, so stellt Pater Franklin seinen Begleiter Pater Agnel vor. Der junge Mann kam im ersten Lebensjahr als Waise zu Pater Franklin. In seiner Nähe wuchs das Kind in einem der Heime der Indienhilfe auf. Früh ergriff Agnel die Chance, von seinem Vorbild und „Vater“ zu lernen und so kam es, dass er 2019 die Gesamtleitung der Mission in der Stadt Bhopal in Zentral-Indien übernehmen konnte. In einem mehrwöchigen Aufenthalt mit seinem Ziehvater lernt er nun die gemeinnützigen Vereine und Unterstützer in Deutschland zum ersten Mal persönlich kennen.

In einem reich bebilderten Vortrag gibt Pater Franklin einen Einblick über den Stand der Dinge in Indien. Er zeigt Fotos von den strahlenden, gesunden Menschen in seiner Obhut, die dankbar für jede noch so geringe Spende sind, und rührt damit die Herzen der Zuschauer. Vor allem, da man auch die Kehrseite kennt: Von den Ärmsten der Armen, den Kranken, den Unberührbaren – den Menschen also, die im indischen Kastensystem ganz unten stehen und nirgends ein Zuhause haben. Auch solche ergreifenden Bilder hat Franklin schon oft vorgestellt. Diesen Hilfsbedürftigen gehört seine ganze Hingabe schon seit seinem zehnten Lebensjahr, als ihm seine christliche Bestimmung klar vor Augen stand.

Pater Franklin verdeutlicht die Dankbarkeit und Freude, die Demut und den Glauben, die die Menschen in Bhopal, Kolkata oder Nagar Haveli für die Indienhilfe empfinden. „Sie alle beten für euch“, betont Pater Franklin vor dem aufmerksamen Publikum.

Sein Vortrag zeigt: Mit wenig kann man in Indien viel erreichen, beispielsweise mit alten Brillen, die schon lange unbeachtet in unseren Schubladen liegen. Im Hilfsprojekt „Brillen ohne Grenzen“ finden auch die alten Schubladenhüter einen sehr sinnvollen, neuen Zweck.

Oder das Ziegenprojekt, bei dem eine Familie von der Indienhilfe zwei Ziegen bekommt und die ersten Ziegennachkommen an andere Familien weiter schenkt. Ein wenig Gemecker denkt man vielleicht bei uns, aber in Indien hilft das possierliche Tier einer ganzen Familie beim Überleben und schenkt Vertrauen in die Zukunft.

Wichtig ist Pater Franklin die schulische Ausbildung der Kinder, vor allem der Mädchen. Bei den Armen in Indien gilt der weibliche Nachwuchs nicht besonders viel. Denn ein Mädchen kostet eine Familie bei der Heirat immer die Mitgift, während ein Junge auf gleichem Wege Geld ins Haus bringt. Nicht selten ist dies die letzte Hoffnung für die Eltern und Geschwister.

 Signierstunde mit Pater Franklin. Er schreibt für jeden Leser eine persönliche Widmung in seine Biografie „Eine Vision, eine Mission, ein Leben“.

Signierstunde mit Pater Franklin. Er schreibt für jeden Leser eine persönliche Widmung in seine Biografie „Eine Vision, eine Mission, ein Leben“.

Foto: Claudia Feis

In den Schulen der Indienhilfe lernen die jungen Frauen das Nähen und beim Schulabschluss bekommen sie eine Nähmaschine geschenkt. „Damit sind sie selbständig, verdienen Geld und können sich in ihren Familien behaupten“, erläutert Franklin. Auch die jungen Männer lernen gerne, manche von ihnen besuchen heute indische Hochschulen. Doch egal, wohin es die ehemaligen Schüler und Waisenkinder verschlägt, sie alle haben bei der Indienhilfe eine gute Schule besucht, Fürsorge und Liebe kennengelernt und sich so auf das Leben vorbereitet. Darauf darf Pater Franklin stolz sein. Im 2018 erschienen Buch „Eine Vision, eine Mission, ein Leben“ hat die Journalistin Simone Fischer das Leben von Franklin Rodrigues porträtiert.

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