Opfern Mut und Hoffnung geben

Neunkirchen · Die Opferhilfeorganisation Weisser Ring sucht weitere ehrenamtliche Mitarbeiter in der Region. Ihnen sollte das Schicksal von Menschen, die unverschuldet durch Straftaten in Not geraten sind, nicht gleichgültig sein.

 Zu den Aufgaben des Weissen Rings gehört auch die Prävention von Straftaten. Außenstellenleiter Jürgen Zeck hat umfangreiches Info-Material mit in die Redaktion gebracht. Foto: spe

Zu den Aufgaben des Weissen Rings gehört auch die Prävention von Straftaten. Außenstellenleiter Jürgen Zeck hat umfangreiches Info-Material mit in die Redaktion gebracht. Foto: spe

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. Susanne B. weiß sich nicht mehr zu helfen. Über 200 Anrufe am Tag vom Handy ihres Ex-Freundes aus, zerstochene Autoreifen und allabendlich Klingelterror an der Haustür - das halten ihre Nerven nicht mehr aus. Eine Freundin rät dem Stalking-Opfer, sich an den Weissen Ring zu wenden. Susanne B. erhofft sich schnelle, unbürokratische Hilfe von der Opferorganisation, und sie wird nicht enttäuscht. Denn die Mitarbeiter arbeiten zwar ehrenamtlich, sind aber sehr gut ausgebildet. "Professionelles Handeln ist wichtig", betont Jürgen Felix Zeck, "denn wir gehen mit Menschen um, in die wir uns hineinversetzen müssen." Der Leiter der Außenstelle Neunkirchen des Weissen Rings schildert beim Redaktionsbesuch, wie vielfältig die Möglichkeiten des eingetragenen Vereins sind, Menschen zu helfen, die unverschuldet durch Straftaten in Not geraten sind. Menschlicher Beistand und eine persönliche Betreuung nach der Straftat stehen dabei an erster Stelle. "Dabei sind wir natürlich parteiisch und zeigen Empathie, müssen aber auch verdeutlichen, was geht und was nicht." Möglich ist zum Beispiel, das Opfer zu Terminen bei Polizei , Staatsanwaltschaft und Gericht zu begleiten. Eine Rechtsberatung sei allerdings Sache der Anwälte. Aber auch hier kann der Weisse Ring unterstützen. Etwa mit Hilfeschecks für eine anwaltliche und psychotraumatologische Erstberatung oder durch eine Übernahme von Anwaltskosten. Zeck berichtet von einem aktuellen Fall, bei dem er dem Opfer und einer Angehörigen zu einer Erholungsmaßnahme verhelfen konnte. Saarlandweit sind im vergangenen Jahr in 112 Fällen Opferhilfen mit finanzieller Unterstützung durch den Weissen Ring geleistet worden. Das Geld kommt von Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Zuweisungen von Bußgeldern oder stammt aus Nachlässen. "Wir sind unabhängig und wollen es bleiben", sagt der pensionierte Kriminalbeamte , der zuletzt im Auftrag des Innenministeriums für Opferschutz zuständig war. Zeck kennt sich deshalb sehr gut mit der Rechtslage aus, das wird jedoch bei Interessenten, die beim Weissen Ring mitarbeiten wollen, natürlich nicht vorausgesetzt.

Derzeit engagieren sich zehn Frauen und Männer aus ganz unterschiedlichen Berufen im Bereich der Außenstelle Neunkirchen des Weissen Rings Saarland. Das Team würde sich über Verstärkung, vor allem von jüngeren Leuten, freuen. Interessenten sollten sozial kompetent, kommunikativ, teamfähig und einigermaßen mobil sein. Verläuft ein Vorgespräch positiv, muss eine Datenschutzerklärung unterschrieben werden, denn das Opfer muss sich auf absolute Vertraulichkeit verlassen können. Nach einer Schnupperphase mit drei oder vier Fällen zeigt sich dann schon, ob diese spezielle ehrenamtliche Tätigkeit etwas für den Interessenten ist und ob er oder sie auch ins Team passt. Wer sich beim Weissen Ring engagieren möchte, kann dies auch bei Prävention und Öffentlichkeitsarbeit tun.

Interessenten melden sich beim Landesbüro des Weissen Rings in Saarbrücken unter Telefon (06 81) 6 73 19 oder Jürgen Zeck, Telefon (01 51) 55 16 46 10.

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