Nur noch in der Erinnerung schön

Alt-Saarbrücken · 1976, also 16 Jahre nach der Eröffnung des Deutsch-Französischen Gartens (DFG), öffnete die Gulliver-Welt ihre Tore. Dort wurden bis Oktober 2012 weltberühmte Gebäude im Format 1:33 gezeigt. Die Exponate hat der private Betreiber verkauft. Auf den Sanierungskosten von etwa einer Viertelmillion Euro bleibt die Stadt Saarbrücken wohl sitzen.

 Das Foto entstand 2012 kurz vor der Schließung der Gulliver-Welt. ArchivFoto: B&B

Das Foto entstand 2012 kurz vor der Schließung der Gulliver-Welt. ArchivFoto: B&B

Foto: B&B
 Im Oktober 1981 versank der Gulliver-Welt-Petersdom in den Regenfluten. ArchivFoto: Wunderlich

Im Oktober 1981 versank der Gulliver-Welt-Petersdom in den Regenfluten. ArchivFoto: Wunderlich

Foto: Wunderlich

Der Plan war anspruchsvoll, aber er schien machbar. Die Gulliver-Welt im Deutsch-Französischen Garten sollte abgebaut werden. Anstelle des Eiffelturms, des Petersdoms, des Atomiums und anderer bekannter Bauwerke sollte eine große "Spiellandschaft mit Wasser" entstehen. Deshalb, sagt die Leiterin des Saarbrücker Grünamts, Carmen Dams, wurde dem privaten Betreiber der Kleinformat-Welt 2009 gekündigt - fristgerecht, wie Dams betont. Was hieß: Am 30. April 2013 sollte Schluss sein.

Zunächst funktionierte der Plan. Der Betreiber der Gulliver-Welt stellte den Betrieb bereits 2012 ein. Dann tat sich zwar erstmal nichts. Aber das habe die Stadtverwaltung nicht beunruhigt, sagen Dams und Rolf Schneider , der Leiter des städtischen Liegenschaftsamts. Denn zum einen lief der Vertrag ja bis 2013. Zum anderen sah er vor, dass die Betreiber danach noch ein Jahr Zeit haben sollten, das Gelände "in den Urzustand" zurückzuversetzen.

Die Bauwerke wurden dann auch wirklich abgebaut. Die Firma Dr. Theiss Naturwaren hat sie erworben, restaurieren lassen und teilweise im Saarpfalzkreis aufgestellt (die SZ berichtete). Dass die Stadtverwaltung glaubte, mit dem Abtransport der Bauwerke beginne der, wie Dams es nennt, "Rückbau", war allerdings ein Trugschluss.

Nach dem Verkauf der Exponate sei die Gulliver-Welt-GmbH 2013 aufgelöst worden. Seitdem habe es die Stadt mit einem Insolvenzverwalter zu tun, sagt Schneider. Dass die Stadt die rund 260 000 Euro bekommt, die es kosten würde, die Gebäude, die Fundamente und Kabel auf dem Gelände zu entfernen und zu entsorgen, sei nicht zu erwarten, sagt der Liegenschaftsamtsleiter.

Seine Kollegin vom Grünamt will ihren Plan aber nicht aufgeben. Sie sei mit dem saarländischen Wirtschaftsministerium im Gespräch wegen Geld aus der Tourismusförderung. Schließlich werte so ein großer Wasserspielplatz den DFG weiter auf.

Den hinteren Teil des Geländes will sie weitestgehend der Natur überlassen. Der Pulverbach, der durchfließt und zurzeit teilweise einbetoniert ist, soll renaturiert werden. Die Vorplanungen dafür laufen. Nach der Sommerpause sollen die Gremien des Stadtrats informiert werden.

Grünamtsleiterin Carmen Dams glaubt, dass alles gut wird auf dem Gelände der ehemaligen Gulliver-Welt. Was sie ärgert: "Die Stadt und damit der Steuerzahler bleibt auf den Kosten sitzen."

Was bleibt, ist eine großartige Erinnerung an die Welt im Kleinformat. Die Rest-Postkarten von der Gulliver-Welt lassen sich noch gut verkaufen, sagt eine Kioskverkäuferin.

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