Nur Latein bleibt weiterhin gültig

Es kommt ja im Leben meistens anders, als man denkt. So hatten wir uns in der vergangenen Woche auf weitere Wohltaten der großen Koalition eingestellt, zum Beispiel Subventionen für Sackhüpfen und Topfschlagen.

Aber nein, die Koalition übte sich in Einigkeit bei einer Klausurtagung. Der Knaller kam diesmal, erstaunlich genug, aus der eigenen Landesregierung. Das Saarland will endlich Französisch sprechen! Nicht, dass es dazu vor 79 Jahren an der Gelegenheit gemangelt hätte. Aber was richtet schon die große Politik gegen die Macht der Supermärkte und Drogerieketten aus, die mit Waschmaschinen, Babywindeln, Lidschatten und Karlsberg-Bier seit Jahrzehnten für echtes deutsch-französisches Zusammenwachsen an den Ladenkassen sorgen. Nur, dass man dort eher Deutsch als Französisch hört. "Welle Ihr Sigaredde odda noch vun dem Schnaps?" fragt die Lothringer Verkäuferin. Der Saarländer müsste, ginge es nach der Landesregierung, künftig antworten: "Les Sigaredde, Madamm". Die Idee der Landesregierung, Französisch im Saarland als Zweitsprache zu etablieren, dürfte die Homburger Kitas, die Grund- und weiterführenden Schulen richtig treffen, die sich längst in englischen Basics üben. Englisch ist die Zukunft, rufen die einen. Französisch ist unser Alleinstellungsmerkmal, auch wenn wir's nicht können, rufen die anderen. Es war höchste Zeit, dass an der Sonnenfeld-Schule eine Latein-AG gegründet wurde. Wenigstens dort kann man dieser neumodischen Sprachenverwirrung gelassen entgegensehen.

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