Notsituation ziemlich gut im Griff

Eckelhausen. Nachdem zwei Güterwagen unterhalb des alten Bahnhofs in Eckelhausen entgleist sind, leitet der Zugführer eines nach Hermeskeil fahrenden Personenzuges eine Notbremsung ein. Dabei kommt es am unbeschrankten Bahnübergang zwischen Eckelhausen und Sötern zu einer Kollision mit einem Auto. So das angenommene Szenario

 Trotz komplexer Lage am Unfallort müssen Rettungskräfte den Überblick behalten. Fotos: Grim

Trotz komplexer Lage am Unfallort müssen Rettungskräfte den Überblick behalten. Fotos: Grim

Eckelhausen. Nachdem zwei Güterwagen unterhalb des alten Bahnhofs in Eckelhausen entgleist sind, leitet der Zugführer eines nach Hermeskeil fahrenden Personenzuges eine Notbremsung ein. Dabei kommt es am unbeschrankten Bahnübergang zwischen Eckelhausen und Sötern zu einer Kollision mit einem Auto. So das angenommene Szenario. Vor Ort sieht das so aus, dass tatsächlich ein Personenzug auf der Bahnstrecke steht. Und eingeklemmt zwischen dessen Puffern und den Schienen: ein ziemlich zerknautschter Opel. "Den Zug hat uns die Hochwaldbahn-Verkehrsgesellschaft, die diese Strecke seit einigen Jahren betreibt, zur Verfügung gestellt", erklärt Erhard Müller, der Kreisbeauftragte des Technischen Hilfswerks, das sich an dieser Übung beteiligt. Als erstes Einsatzfahrzeug ist ein Wagen der Rettungswache Türkismühle vor Ort. Als die Retter das Ausmaß der Katastrophe erkennen, alarmieren sie die Feuerwehr und weitere Einsatzkräfte. Hier stockt die Übung. Landesbrandinspektor Bernd Becker, der den Übungsablauf beobachtet, sagt: "Das kann nicht optimal gelaufen sein. Der Notruf wurde nicht so abgesetzt wie vorgesehen." Kreisbrandinspekteur Hans-Josef Keller bestätigt Beckers Vermutung: "Es gab wohl ein Problem in der Alarmierungskette. Aber wo genau die Schwachstelle lag, kann ich jetzt noch nicht sagen. Das werden wir erst in der Nachuntersuchung herausfinden." Trotz der Panne treffen nun minütlich weiter Einsatzkräfte ein. Zuerst wird die Unfallstelle gesichert, dann wird mit der Rettung der Autoinsassen begonnen. Auch die Zugpassagiere werden versorgt. Sie werden erstversorgt und anschließend nach Sötern transportiert, wo die Schnelleingreiftruppe des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) einen Behandlungsplatz eingerichtet hat.Gleichzeitig werden auch die entgleisten Güterwaggons in Augenschein genommen. Ein 1000-Liter-Behälter mit giftiger und leicht brennbarer Flüssigkeit ist undicht und läuft aus. In dem geschlossenen Güterwaggon befinden sich mehrere Kleinstpackungen mit unterschiedlichen Inhaltsstoffen. Kreisbrandinspekteur Keller erklärt: "Dieser Waggon ist nicht als Gefahrguttransport gekennzeichnet, weil die transportierten Gebinde allesamt weniger als 60 Liter Inhalt haben. Da entfällt die Kennzeichnungspflicht. Das ist auch in der Realität so und für die Feuerwehrleute äußerst gefährlich." Denn die müssen anhand der orangefarbenen Schilder erst einmal herausfinden, um welchen Stoff es sich dabei handelt, und wie damit umgegangnen werden darf. Dafür gibt es einen Zentralcomputer in Berlin, wo mehr als 16000 Stoffe und ihre Eigenschaften aufgelistet sind. Auch an dieser Einsatzstelle hakt es zunächst ein wenig: Es dauert zu lange, bis die Dekontaminierungsanlage aufgebaut ist, vom offenen Waggon gefallene Fässer werden übersehen und die Zahlenkombination zur Gefahrgutidentifizierung wurde falsch übermittelt. "Aber das ist nicht schlimm, denn es ist ja eine Übung. Und da geht es darum, Schwachstellen aufzudecken", erklärt Kreisbrandinspekteur Keller, der mit dem Ablauf der Übung insgesamt recht zufrieden ist. Nohfeldens Gemeindewehrführer Thomas Laubenthal, der den Einsatz leitet, war im Großen und Ganzen auch zufrieden: "Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir die Situation jetzt ganz gut im Griff."

 Der Umgang mit Gefahrengut wird geübt.

Der Umgang mit Gefahrengut wird geübt.

Auf einen Blick322 Einsatzkräfte waren an der Großübung beteiligt. Insgesamt wurden 66 Fahrzeuge (31 Feuerwehr, 20 DRK, drei Malterser Hilfsdienst, drei Polizei, fünf THW und ein Sanitätstrupp der Bundeswehr) sowie ein Zug mit vier Waggons der Hochwaldbahn-Verkehrsbetriebe eingesetzt. Die vier Personen im Pkw sind teils schwer verletzt, zwei von ihnen eingeklemmt. Der Zugführer verletzt sich durch den Aufprall ebenfalls schwer. Im Personenzugteil sind etwa zehn Personen durch die Notbremsung leicht verletzt und stehen unter Schock. Die übrigen zehn Personen sind unverletzt. Aufgrund der hohen Anzahl an Verletzten wird neben dem Rettungsdienst die Schnelleinsatzgruppe des DRK Kreisverbandes sowie die DRK Bereitschaft Nohfelden alarmiert. Eine Verletztensammelstelle wird in unmittelbarer Nähe des Unfallortes, ein Behandlungsplatz auf dem Dorfplatz in Sötern eingerichtet. tog

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort