Nohfelden klagt über zu viel Naturschutz

Nohfelden · Nohfelden hat über den Nationalpark hinaus überdurchschnittlich viele schützenswerte Naturflächen. Darüber hinaus weist das Saarland dort nach und nach zwölf Schutzgebiete aus. Das ist zu viel, sagen Kommunalpolitiker.

Das Saarland will auf dem Dollberg und im Eisenen Wald ein Natura-2000-Gebiet ausweisen, zudem den Holzhauser Wald bei Türkismühle unter Naturschutz stellen. Vor dem Erlass der entsprechenden Rechtsverordnungen wird der Nohfelder Gemeinderat gefragt. Der hat sich zwar gegen die beiden Schutzgebiete ausgesprochen. Allerdings hat diese Ablehnung keine Relevanz, die Kommune wird nur gehört.

Die Stellungnahme zu den beiden Flächen nutzte der Rat für eine grundsätzliche Kritik an dem Genehmigungsverfahren. So werden nach ihrer Ansicht die betroffenen Grundstückseigentümer vom Land nicht ausreichend informiert. Das sei wegen der Vielzahl der Eigentümer praktisch nicht durchzuführen, sei die Auskunft seitens des Landes, informiert Bürgermeister Andreas Veit (CDU ). Dabei werde in das Eigentum der Landbesitzer eingegriffen. Sie müssten diese Auflagen einhalten.

Die können von Schutzgebiet zu Schutzgebiet unterschiedlich sein: Dabei gebe es Eingriffe, wie Wiesen zu mähen und Bäume zu fällen sind. Veit: "Hinter jedem Natura-Schutzgebiet verbirgt sich eine Einschränkung." Die Gemeinde selbst springt hier ein, indem sie die Bürger über die Ausweisung der Schutzflächen informiert.
Eingeschränkte Rechte

Zweiter Kritikpunkt: Es werden nicht alle in Nohfelden vorgesehenen Flächen auf einmal ausgewiesen. So hatte der Rat schon dieses Jahr Stellung zu zwei Gebieten zu nehmen, jetzt zu weiteren zwei. Angekündigt sei aber, dass noch sieben weitere Flächen hinzukommen sollen. Ohne den Nationalpark Saar-Hunsrück komme Nohfelden auf ein Dutzend Gebiete mit einer Gesamtgröße von rund 1550 Hektar. Das entspricht 15 Prozent der Gemeindefläche.

Rechnet man Dollberg und Eisener Wald mit seinen 590 Hektar hinzu, die im Geltungsbereich des Nationalparks Hunsrück-Hochwald liegen, so sind dies sogar 20,8 Prozent.

Landesweit geht es um 117 Natura-2000-Gebiete, die 10,2 Prozent des Saarlandes ausmachen. Nohfelden ist also deutlich stärker betroffen.

Die starke Konzentration der Naturschutzgebiete führe zu Einschränkungen in der Gemeinde, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Eckhard Heylmann während einer Ratssitzung: "Ich sehe das sehr kritisch." Es gebe ein deutliches Murren in der Bevölkerung, auch weil diese nicht ausreichend informiert werde. Für die CDU kritisierte Michael Dietz "die Art und Weise des Eingriffes in die Eigentumsrechte". Er sprach von "Ökosozialismus". Heike Kugler von den Linken unterstrich: "Irgendwie ist die Belastungsgrenze erreicht."

Zum Thema:

Auf einen BlickIn der Gemeinde Nohfelden sollen folgende Natura-2000-Gebiete ausgewiesen werden: Wiesenkomplex bei Eisen, 99 Hektar, Erweiterung bestehendes Naturschutzgebiet Rothenberg, 113 Hektar, Erweiterung bestehendes Landschaftsschutzgebiet Bostalsee, 30 Hektar, bestehendes Naturschutzgebiet Felsental der Nahe bei Nohfelden , 134 Hektar, neues Landschaftsschutzgebiet Söterbachtal, 134 Hektar, neues Landschaftsschutzgebiet Südlich Bosen, 54 Hektar, Erweiterung bestehendes Naturschutzgebiet Südteil des Nohfelder Rhyolith-Massives, 439 Hektar, Erweiterung bestehendes Schutzgebiet, Flächen liegen auch auf der Gemarkung Oberthal Offenlegungen sind bereits erfolgt, der Schutz ist aber noch nicht rechtskräftig: Eiweiler: 182 Hektar Südwestlich Selbach: 18 Hektar Ende August sind folgende Schutzgebiete in Kraft getreten: Flachshübel, südlich Wolfersweiler, 10,7 Hektar Östlich Nohfelden : 6,2 Hektar. Noch keine Offenlegung gibt es für folgendes Gebiet, mit dem sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung befasst hat: Holzhauser Wald bei Türkismühle, Naturschutzgebiet, 377 Hektar. Darüber hinaus befindet sich das Natura-2000-Gebiet "Dollberg und Eisener Wald" mit einer Größe von 590 Hektar im schon ausgewiesenen Nationalpark Hunsrück-Hochwald. (Quelle: Gemeinde Nohfelden ) vf

Zum Thema:

Hintergrund Mit der Ausweisung von Natura-2000-Gebieten will die Europäische Union (EU) ein europäisches Schutzgebietsnetzwerk aufbauen. Bis 2004 sollten die Nationalstaaten schutzwürdige Flächen melden. Diese sollten dann in einem weiteren Schritt auch tatsächlich unter Schutz gestellt werden. Das geschieht im Saarland mithilfe von Rechtsverordnungen. Ziel dieses europaweiten Projektes ist, gefährdete Pflanzen- und Tierarten in ihren angestammten Lebensräumen zu erhalten. Laut Bundesamt für Naturschutz geht es dabei in Deutschland um 9,3 Prozent der Fläche, im Saarland um 117 Gebiete, die 26 324 Hektar umfassen. vf

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