Nix wie her mit den jungen Künstlern!Zwei Räume für die Bildende Kunst

Neunkirchen. Irgendwann vielleicht, so in fünf bis zehn Jahren, könnte es mal ein Buch geben: "Die Vitrine und der Riss". Geschrieben haben wird es Hannelore Seiffert, Vorsitzende des Künstlerkreises Neunkirchen. Handeln wird es vom Einfallsreichtum der Mitglieder

Neunkirchen. Irgendwann vielleicht, so in fünf bis zehn Jahren, könnte es mal ein Buch geben: "Die Vitrine und der Riss". Geschrieben haben wird es Hannelore Seiffert, Vorsitzende des Künstlerkreises Neunkirchen. Handeln wird es vom Einfallsreichtum der Mitglieder. Denn die Vitrine, das ist die Ausstellungsfläche, die der Kreis von der Kulturgesellschaft am Bahnhof finanziert bekommt und wo auf die wechselnden Ausstellungen in den Räumen im Langenstrich in Neunkirchen hingewiesen wird. Der Riss, der befindet sich ebendort, markiert sozusagen eine Stelle an der Wand, wo Holz und Beton aufeinandertreffen. "Es ist immer spannend zu sehen, wie die verschiedenen Künstler diesen Riss bei ihren Ausstellungen verdecken." Während dies eine reale Herausforderung für die Ausstellenden darstellt, ist die Geschichte mit dem Buch natürlich nicht ganz so ernst gemeint. Denn in ein Buch über den Künstlerkreis, da gehörten sicher noch ganz andere Dinge. Vor zwei Jahren nun hat der vor 54 Jahren gegründete Künstlerkreis den ehemaligen Leerstand in der Langenstrichstraße zur Nutzung zur Verfügung gestellt bekommen. Das gilt offiziell so lange, bis der Hausbesitzer einen Nachmieter gefunden hat. Eine optimale Lösung: in zwei einander gegenüber liegenden ehemaligen Ladenlokalen mit großen Schaufenstern können die Mitglieder im Wechsel ihre Werke präsentieren. Gezahlt werden müssen lediglich Nebenkosten und Zählergebühren. Fürs Saubermachen ist der Künstlerkreis zuständig. Bis hin zum Toiletteputzen. Der hat zwar die Beiträge seit Bestehen der eigenen Galerie erhöhen müssen, trotzdem fehlt Geld. Beispielsweise für einen Ofen. Bislang ist nur der eine der beiden Räume beheizt. In dem anderen muss man sich in kalten Zeiten mit Elektroöfen behelfen. "Nicht gut für die Umwelt und viel zu teuer", wünscht sich Seiffert Hilfe. Und das gilt nicht nur in Sachen Ofen. Hilfe generell fände die Vorsitzende schön. Ist sie doch sehr stark eingespannt in die Arbeit rund um die Galerie. Auch wenn jeder ausstellende Künstler die Räume sozusagen besenrein an den nachfolgenden zu übergeben hat. Ein bisschen Unterstützung fände sie toll. Die könnte, so Seiffert, ja möglicherweise durch neue Mitglieder kommen. Denn auch da wäre man im Künstlerkreis froh um jüngere Verstärkung. "So zwei drei Mitglieder mehr, das dürfte schon sein." Voraussetzung: Sie sollten auf jeden Fall anerkannte Künstler, also übers Hobbystadium hinaus, sein, und sie müssen wenn schon nicht in Neunkirchen wohnen, dann doch einen Bezug zur Stadt haben. Offen wäre man da auch für Neues, Anderes. Einen Fotografen beispielsweise oder jemanden, der mit Papier, mit Stoff arbeitet oder Schmuck herstellt. Wenn der noch Lust hätte, sich in der Galerie grundsätzlich einzubringen, dann wäre Hannelore Seiffert richtig froh. Schließlich hat die Künstlerin neben ihren eigenen Arbeiten noch jede Menge anderes rund um die Kunst zu tun. Drei bis vier Mal pro Woche ist sie auf Ausstellungen, pflegt ihre Sammlung mit 700 Teilen zeitgenössischer Keramik und wird demnächst in der Jury um den Jungen deutschen Keramikpreis für unter 35-Jährige sitzen. Und rund um die Galerie hat die 66-Jährige erst recht noch jede Menge Ideen, die sie gerne umsetzen würde. Wer weiß, möglicherweise sogar irgendwann ein Buch zu schreiben, über die Vitrine und den Riss beispielsweise. . . Neunkirchen. Jeden Samstag von 11 bis 15 Uhr hat die Galerie des Künstlerkreises Neunkirchen in der Langenstrichstraße geöffnet. Seit der Eröffnung am 17. Juli 2007 fanden hier 19 Ausstellungen statt. Nach der Sammelausstellung aller neun Mitglieder - Elisabeth Bosslet, Ruth Engelmann-Nünninghoff, Hiltrud Hartmann, Fränzi Herrmann, Ulrike Keller, Gitta Nießen, Hannelore Seiffert, Karl-Heinz Wachs und Babette Woltemath - hat sich jeder in einer Einzelausstellung präsentiert. Die Reihenfolge wurde gelost. Aber auch andere Künstler finden hier eine Ausstellungsstätte. Für ein geringes Entgelt zur Kostendeckung und ohne Prozente von verkauften Werken abgeben zu müssen. Allerdings unter einer Bedingung: Die Nähe zu Neunkirchen muss da sein. "Wir haben hier viele gute Leute", weiß Vorsitzende Hannelore Seiffert. Zurzeit läuft eine kombinierte Reihe: Jeder Künstler des Künstlerkreises stellt zusammen mit einem anderem Künstler aus. Den darf er sich selbst aussuchen, allerdings gilt auch hier: der Bezug zu Neunkirchen muss da sein. Doch hier ist nicht nur Platz für die Bildende Kunst. Bei den Vernissagen gibt es eine Chance für Nachwuchsmusiker. Und da hat sich schon so manch überraschendes Talent gezeigt. "Das wollen wir auch beibehalten. Über Thomas Doll halten wir auch Kontakt zur Musikschule." Vorstellen könnte sich Seiffert aber zur Vernissage auch mal eine Rezitation. Oder auch Tanz ("nur hier ist es halt so eng"). Oder gar einen Sketch ("bin ja selbst seit Jahrzehnten im Theater engagiert"). Vieles ist möglich, seit der Künstlerkreis die Räume hier nutzen kann. Früher, da gab es eine Ausstellung im Jahr, traditionell im Rathaus. Das wird auch so bleiben. "Dazu wollen wir eine Ausstellung außerhalb." Über die Galerie und ihre Möglichkeiten kann Seiffert auch nach zwei Jahren noch ins Schwärmen geraten. "Es gibt uns allen neue Möglichkeiten. Man will ja auch zeigen, was man hat." Und das wollen immer mehr sehen. Waren es anfangs knapp 100 Besucher pro Ausstellung, so sind es inzwischen weit mehr. Längst hat die Galerie einen guten Ruf weit über die Stadtgrenzen hinaus. Zeigen, was die Stadt an Schönem, an Kulturellem zu bieten hat - das ist der Wunsch des Künstlerkreises und ein Herzensanliegen der Künstlerin und Sammlerin Seiffert. Und dabei noch ein bisschen Gutes tun. Wie beispielsweise mit der im vergangenen Jahr erstmals durchgeführten Weihnachtsaktion für den guten Zweck. jiMeinung

Klein, fein und unser

Von SZ-RedakteurinElke Jacobi Schätze, die man hat, die soll man wohl behüten und pflegen. Wer wüsste das besser, als Künstler, vor allem Bildende Künstler, die Tag für Tag mit den Schätzen anderer oder ihren eigenen umgehen. Die Mitglieder des Künstlerkreises Neunkirchen haben aber neben all der Kunst, deren Bewahrer und Schaffer sie sind, noch einen ganz besondern Schatz. Seit zwei Jahren können sie in zwei Räumen in der Langenstrichstraße in Neunkirchen ihre und die Werke anderer ausstellen. Mietfrei. Ein Glücksfall, zumal die Räume mit ihren wunderschönen Eingangstüren und den großen Fenstern gerne kleine Handicaps wie fehlende Öfen vergessen lassen. Ein Kleinod mitten in der Stadt. Längst auch über die Grenzen anerkannt und beachtet. Und hoffentlich bleibt er den Neunkirchern erhalten, dieser Schatz . . . Auf einen BlickDie nächsten Ausstellungen: Noch bis 6. September sind zu sehen Plastiken und Keramiken von Serji Kimoto und Hannelore Seiffert. Es folgen von 13. bis 31. Oktober Ruth Engelmann-Nünninghoff (Malerei) und Gitta Nießen (Porträt-Zeichnungen), von 8. November bis 6. Dezember Fränzi Herrmann und von 11. bis 13. Dezember die Weihnachtsaktion "Unter 100", bei der Werke der Mitglieder des Künstlerkreises unter 100 Euro für einen guten Zweck verkauft werden. Auch das Programm fürs nächste Jahr ist schon weitgehend fertig. Da wird es auf jeden Fall eine Ausstellung mit Werken von Bernd Janes geben, dem Ex-Polizisten, der Arbeiten mit Pflanzenteilen fertigt. Und auch für 2011 ist schon einiges geplant. Platz für Neues bleibt. Gerne böte man jungen Künstlern Platz für Objekte, Fotos, Kalligrafie. ji

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