Neutrale Sicht auf die Geschlechter?

Weltmännertag! Diese Woche fragten wir: Wann ist ein Mann ein Mann? Man könnte ja auch fragen: Wann wird man neutral gesehen? Mann oder Frau, wann ist das egal? Ich habe in den vergangenen Wochen häufig darüber nachgedacht und mich geärgert.

Gerade in Anbetracht der Diskussion um Flüchtlinge und deren nicht immer richtigen Umgang mit Frauen stellt sich mir die Frage, inwieweit wir auch in unserer modernen Gesellschaft im 21. Jahrhundert noch immer geschlechtsspezifischen Klischees ausgesetzt sind.

Ein paar Beispiele aus nur wenigen Wochen gefällig? In einem Supermarkt wirbt ein Mann für einen Bezahlsender, der größtenteils mit exklusiven Fußball-Übertragungen seine Abonnenten lockt. Langsam gehe ich daran vorbei, in gespannter Erwartung, ob der Herr mittleren Alters mich anspricht. Dann könnte ich ihm lächelnd sagen: "Danke, ich bin schon Kunde." Schließlich bin ich - als Frau - Fußballfan. Aber das Antworten bleibt mir erspart. Denn warum sollte er mich ansprechen? Ich bin ja weiblichen Geschlechts. Der Mann ein paar Meter hinter mir ist da schon ein besseres Opfer - er wird sofort mit Informationen zu den Programmen gefüttert.

Macht nichts, Zeit gespart. Doch ein paar Tage später kommt mir diese Erfahrung wieder in den Sinn. Ich gehe über den Wendelsmarkt. Noch nicht einmal gemütlich, ich stehe unter Zeitdruck, hetze. Dennoch spricht mich ein Mann von der Seite an: "So schnell haben sie noch nie ihr Ceranfeld geputzt." Kein Interesse, ich gehe weiter.

Das Nachdenken über die Gleichbehandlung von Mann und Frau wird diese Woche dank zweier weiterer Vorfälle weiter befeuert. Ich habe mir eine neue Bluse gekauft, aber derzeit keine weiße Wäsche. Ich will sie aber schon am Wochenende anziehen; also ab damit in die Reinigung. Ich erschrecke! Mehr als einen Euro muss ich drauflegen, je nachdem, ob ich ein Hemd oder eine Bluse reinigen lasse. Mit welcher Berechtigung? In einer Zeit, in der man Hemd von Bluse manchmal kaum unterscheiden kann. Ein ähnliches Erlebnis beim Friseur. Meine kleine Tochter sollte die Spitzen geschnitten bekommen. 14 Euro. Wie bitte, ich musste zweimal hinhören. Mein Mann zahlt 13,50 Euro. Bei gleicher Frisur.

Und am Donnerstag dann der letzte Vorfall zum Thema Rollenbilder. Es waren zwei Aussagen unseres Fliesenlegers, die ganz bestimmt nicht böse gemeint waren. Die fachliche Entscheidung wollte er meinem Mann überlassen; als es um die Sauberkeit der Fugen ging meinte er: "Du hältst das ja wirklich gut sauber." Danke.

Das war jetzt doch etwas viel Mann-Frau-Theater in dieser kurzen Zeit. Aber es gab doch noch einen Vorfall, der mir Hoffnung auf die Zukunft und auf die nächste Generation macht: Meine Tochter hat beim Entchenangeln auf der Wendelskirmes einen Preis gewonnen. Die freundliche Dame in der Bude hält zwei mögliche Gewinne in die Luft: eine kleine, rosa gekleidete Puppe oder ein Angelspiel. Die Kleine entscheidet sich für Angel und Magnetfische. Ich bin stolz auf sie.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort