Nach 8000 Meilen endlich sicher

Saarbrücken/Püttlingen · 700 Flüchtlinge sind dieses Jahr über Paris mit ICE/TGV in Saarbrücken angekommen. Im gesamten Jahr 2013 waren es 800, wie das Innenministerium gestern mitteilte. Viele der Flüchtlinge kommen aus Eritrea.

 Helfer des Roten Kreuzes – im Bild der Püttlinger Roland Post – betreuen die Flüchtlinge aus Eritrea, die in einer Köllerbacher Turnhalle untergebracht sind. Foto: Becker&Bredel

Helfer des Roten Kreuzes – im Bild der Püttlinger Roland Post – betreuen die Flüchtlinge aus Eritrea, die in einer Köllerbacher Turnhalle untergebracht sind. Foto: Becker&Bredel

Foto: Becker&Bredel

. Sie sind zwischen zwölf und 16 Jahren alt und haben eine grausame Reise hinter sich. Jetzt sitzen die elf Jungen aus Eritrea und zwei aus Äthiopien seit Mittwoch in der Köllerbacher Turnhalle. Sie sind vor der Gewalt der Regimes ihrer Heimatländer geflohen. "Das ist eine Notlösung. Denn die Jungen waren zuvor etwa 14 Tage in der Jugendherberge Weiskirchen, doch da war jetzt kein Platz mehr", sagte gestern Volker Bourgett vom Diakonischen Werk, das die Jugendlichen im Auftrag des Regionalverbands zusammen mit dem Roten Kreuz betreut.

8000 Meilen Wegstrecke, teils nach Monaten des Wartens in riesigen Lagern im Nordsudan, waren sie auf Gedeih und Verderb ihren Schleppern ausgeliefert. Durch die Sahara und in Kähnen übers Mittelmeer erreichten sie Italien. Über den Pariser Ost-Bahnhof ging es nach Saarbrücken. "Allein im April kamen 51 unbegleitete Jugendliche am Saarbrücker Eurobahnhof an. Bis heute sind 50 dazugekommen", so Bourgett. Das "Clearinghaus" des Diakonischen Werks in Völklingen-Heidstock kann nur etwa 25 aufnehmen, die anderen sind auf Wohngruppen, das Ökodorf Losheim oder Jugendschutzstellen verteilt. "Wir sind in Verhandlungen mit einem Hauseigentümer", so Bourgett. Denn die 13 Jungen, die jetzt in der Köllerbacher Turnhalle von 20 Rotkreuz-Helfern rund um die Uhr betreut werden, sollen schnellstmöglich eine feste Bleibe bekommen. Bourgett rechnet mit weiteren Ankömmlingen. Das Unterbringungsproblem für die jugendlichen Flüchtlinge ohne Angehörige ist nicht gelöst.

Landesinnenministerin Monika Bachmann bat gestern Bundesinnenminister Thomas de Maizière (beide CDU) um Hilfe. Im Saarland haben in diesem Jahr bisher 1258 Flüchtlinge überwiegend aus den Herkunftsländern Syrien, Eritrea, Afghanistan und Serbien einen Asylantrag gestellt. Allein am vorigen Wochenende wurden 71 registriert. Wenn die Flüchtlingsströme anhielten, werde das Saarland in diesem Jahr höchstwahrscheinlich über 2500 Asylbewerber aufnehmen müssen, sagte Bachmann ihrem Amtskollegen de Maizière in Berlin. Vor allem der Saarbrücker Hauptbahnhof entwickele sich zum "Einfallstor für eine Vielzahl von Flüchtlingen", die aus Frankreich kämen. Laut Bundespolizei wurden im vergangenen Jahr 800 Flüchtlinge in den Zügen entdeckt. "Dieses Jahr sind es bereits 700", so Bachmann.

Der Sprecher der Bundespolizei im Saarland, Dieter Schwan, sagte der SZ: "Das sind keine Straftäter, sondern Flüchtlinge." Mit den Menschen werde "sehr human umgegangen". Die Bundespolizei hat für die Flüchtlinge an der Goldenen Bremm vom THW ein Zelt errichten lassen, damit die Menschen nicht nass werden, wenn sie auf die Datenerfassung warten. "Wir geben den Menschen einen Namen und ein Sein und holen sie aus der Illegalität heraus", so Schwan. Danach kämen die Familien ins Aufnahmelager Lebach. "Das ist viel besser, als wenn sie in Parks oder Bahnhöfen schlafen müssten", betonte der Polizist.

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