Musikalische Ehrung für den Namenspatron

Lebach · Für sie ist Louis Braille mehr als nur der Namensgeber ihrer Schule. Die sehbehinderten Schüler der Lebacher Förderschule haben dem Erfinder der Blindenschrift ein Musical gewidmet. Premiere am 24. Juli.

 Schüler der Louis-Braille-Schule für Sehbehinderte in Lebach proben für ihr Musical. Foto: rup

Schüler der Louis-Braille-Schule für Sehbehinderte in Lebach proben für ihr Musical. Foto: rup

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In der Aula der Louis-Braille-Schule in Lebach herrscht "Generalprobenstimmung". Letztes Gewusel, dann haut Carina Peitz in die Tasten, der Chor steigt ein: "Hau ruck, zuck, zuck, komm' pack mit an", so heißt der der Song, der die Geschichte vom Namenspatron der Lebacher Schule einleitet, die 38 Kinder und Jugendliche der Klassenstufen drei bis zehn in einem Musical erzählen.

In der Sattlerwerkstatt seines Vaters packt Louis Braille in seiner Kindheit mit an. "Als er sich mit einer Ahle (das ist ein spitzer Metallstift) ins Auge sticht, wird er völlig blind. Er will aber trotzdem zur Schule gehen", sagt der 15-jährige Jens Feyand, der im Musical einen Mitschüler Brailles spielt. "Seine Eltern bitten den Pastor darum und der erlaubt es", fügt er hinzu. Der Franzose Louis Braille dachte sich in seiner Jugend die Punktschrift aus, die bekannte "Blindenschrift" (siehe Infobox). Dabei baute er auf Überlegungen eines Soldaten auf. Den spielt die 20-jährige Katrin Webel. "Mit der Aufregung geht's so", verrät sie. Sie sitzt im Rollstuhl. Alle Kinder, die beim Musical mitmachen, haben selbst eine Sehschädigung. Manche sind ganz blind; sie werden von anderen auf der Bühne bei der Orientierung unterstützt. Vorfreude und Spaß merkt man, als die jungen Leute ihre Vorführung proben. "Thematisch fiel es mir schwer, etwas Passendes zu finden. Es musste musikalisch abwechslungsreich und bewegunsarm sein", sagt die Musiklehrerin Isabell Himbert, 28. "Die Geschichte von Braille passte dann wie die Faust aufs Auge." Sie hat sich das Skript und die Liedtexte ausgedacht. Jens und seine Mitstreiter Marco Paul, 17, und Hairiz Hanza, 15, bilden zum Beispiel ein Rapper-Trio. "Frau Himbert hat sich uns da angepasst", sagt Jens und fügt hinzu "Mein persönliches Highlight ist die Nummer mit den Besen" - eine schwungvolle Rhythmik-Nummer, bei der mehrere Schüler im gleichen Takt lautstark mit einem Besen den Klassenraum reinigen. Dieses "A la Stomp" hat Elmar Federkeil mit den Schülern einstudiert. Er gehört zur begleitenden Band "The Soulfamily", ebenso wie Carina Peitz und Matthias Nikola. Peitz und Nikola haben die Musik zu den Texten komponiert.

Die Uraufführung findet am Freitag beim Saarländischen Rundfunk statt, zwei weitere öffentliche Aufführungen sind für den 24. Juli in der Stadthalle Lebach geplant. Die Rolle des Louis Braille ist dabei doppelt besetzt und wechselt mit den Aufführungen: Miriam Rothhaar, 16, und Vincent Henke, 9, zeigen hierbei eine beachtliche Gedächtnisleistung. Texte, Melodien und Rhythmen haben sie einstudiert. "Ich liebe dieses Musical ", sagt Isabell Himbert. "Und ich liebe meinen Beruf." Aus dem schöpft sie auch die Energie für dieses große Projekt, in das sie viel Zeit und Fleiß investiert hat. Man merkt ihr die Begeisterung an. Keine Spur von Erschöpfung nach einem Jahr Vorbereitungen. Stress vielleicht. Aber vor allem: Vorfreude.

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Zur PersonDer Franzose Louis Braille (1809-1852) ist der Erfinder der Sechs-Punkte-Schrift für Blinde . 1825 entwickelte der Lehrer, der selbst blind war, ein Alphabet, das mit nur sechs auf Papier gepressten Punkten dargestellt werden kann. Blinde können sie durch Fühlen in Buchstaben, mathematische Zeichen und Noten übersetzen. 1850 wurde die Braille-Schrift in Frankreich offiziell eingeführt; in Deutschland 1879. red

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