Musik mit authentischem Flair

Neunkirchen. "Wer von euch kennt denn überhaupt Crosby Stills Nash and Young?", fragt Robby Jost das Publikum in der Stummschen Reithalle. Im mit 160 Gästen vollbesetzten Saal heben sich zögernd zwei Dutzend Hände - die meisten Zuhörer, die mit dem Namen etwas anfangen können, sind deutlich über 40, haben die Flower-Power-Zeit miterlebt

Neunkirchen. "Wer von euch kennt denn überhaupt Crosby Stills Nash and Young?", fragt Robby Jost das Publikum in der Stummschen Reithalle. Im mit 160 Gästen vollbesetzten Saal heben sich zögernd zwei Dutzend Hände - die meisten Zuhörer, die mit dem Namen etwas anfangen können, sind deutlich über 40, haben die Flower-Power-Zeit miterlebt. In den 70er Jahren waren CSNY die "Supergroup" in den USA und so bekannt wie die Beatles in Europa. Und auch die damals frischgegründeten "Tillermänner" hatten Songs von "den Crosbys" im Programm. "'Helplessly hoping' zum Beispiel haben wir auch damals schon gespielt", erinnert sich Michael Marx. Insofern ist für MRT das aktuelle Programm auch eine Reise "back to the roots", zurück zu den eigenen Wurzeln. Nostalgie gepaart mit IronieUnd ein bisschen Nostalgie ist - klar - auch dabei. Die verpacken die vier gerne in Selbstironie, sagen, dass man statt Haschpfeifchen heute nur Zigaretten rauche, verweisen auf das schütterer werdende Haar, das in den 70ern noch eine lange Mähne war oder die Höckerchen, auf denen man nun des fortgeschrittenen Alters wegen Platz nehmen müsse. Doch das Ganze verströmt authentisches Flair: Wenn Michael Marx zu "Our House" das heimische Idyll von Graham Nash und Joni Mitchell schildert, das im Lied besungen wird, kann man sich wunderbar das Holzhäuschen mit Bleiglasfenstern ausmalen, in dem das Singer/Songwriter-Paar in einem der Canyons bei Los Angeles lebte, die beiden Katzen, die durch die Wohnung streifen, Gitarrenklänge, die Sonne scheint zum Fenster herein - so entspannt klingen auch viele der melodiösen Balladen. Da können die Tillermänner mit ihren Pfunden wuchern: schöne Harmoniegesänge, anspruchsvolle Gitarrenarrangements, saubere Percussions. Bei Stücken wie zum Beispiel dem rockigen "Love the one you're with", dem psychedelischen "Déjà vu" oder auch "Marrakesh Express" brillieren Michael Marx und Amby mit elektrisierenden Gitarrengrooves. Robby Jost setzt gesangliche Glanzpunkte ("Carried Away") und Gerd Rootschilt greift nach jahrelanger Saitenabstinenz ebenfalls wieder zur Gitarre - eine Verstärkung, die für einen satten, runden Gesamtklang sorgt.Eigene Note unverkennbarTrotz der Nähe zum Original haben sie den Songs ihren unverkennbaren MRT-Stempel aufgedrückt. Michael Marx, nach eigener Aussage der "einzig lebende Duduk-Virtuose im Saarland", bereichert beispielsweise das sehnsüchtige "Helpless" mit den Klängen des armenischen Doppelrohrblattinstruments, das ähnlich gespielt wird wie eine Klarinette. Gleich und gleich gesellt sich gern: Mit diesem Coverprogramm hat offensichtlich das Töpfchen das richtige Deckelchen gefunden.

Auf einen Blick Von dem aktuellen Programm "Marx Rootschilt Tillermann play the songs of Crosby Stills Nash and Young" gibt es einen Live-Mitschnitt auf CD, aufgenommen in Ottweiler und Saarbrücken, Preis: zehn Euro. Infos und Kontakt: www.marxrootschilttillermann.de. jen

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