Mühseliger Kampf für Europa

Saarbrücken · Nur 29 Prozent der jungen Europäer haben 2009 an der Europa-Wahl teilgenommen. Damit das besser wird, tingelt die Landeszentrale für politische Bildung mit dem „Wahl-O-Mat“ jetzt durch saarländische Schulen.

 Frontal-Unterricht: Saarländische Politiker diskutieren mit Günter-Wöhe-Schülern über die EU-Wahl. Foto: Becker&Bredel

Frontal-Unterricht: Saarländische Politiker diskutieren mit Günter-Wöhe-Schülern über die EU-Wahl. Foto: Becker&Bredel

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Am 25. Mai wird in Europa gewählt. 375 Millionen Wahlberechtigte können dann bestimmen, wer in das Europäische Parlament einziehen darf. Ob allerdings alle Wahlberechtigten auch zu den Urnen gehen, darf bezweifelt werden. Sorge bereitet vor allem die Wahlbeteiligung bei jungen Menschen. 2009 hatten gerade einmal 29 Prozent der 18- bis 24-Jährigen ihre Stimme abgegeben. Bei einer ohnehin niedrigen Gesamtwahlbeteiligung von 43 Prozent. Einer der Schlüsse, die das EU-Parlament damals zog, war, vor allem in den weiterführenden Schulen das Bewusstsein für die EU zu stärken.

Auch deshalb begann gestern in Saarbrücken der Wahl-O-Mat seine Tour durch das Saarland. Der Wahl-O-Mat selbst ist nicht neu. Seit mehreren Jahren können Bürger damit im Internet anhand einiger Schlüssel-Thesen überprüfen, welche Partei ihren eigenen Vorstellungen am nächsten kommt. In diesem Jahr geht das jetzt erstmals auch zur Europawahl. "Aber nur im Saarland geht der Wahl-O-Mat auch auf Tour", betont Burkhard Jellonnek, der Leiter der Landeszentrale für politische Bildung: "Hier können die Schüler ihre Fragen direkt an die Kandidaten stellen." Denn zum Auftakt der Tour in den Günter-Wöhe-Schulen für Wirtschaft waren mit Helma Kuhn-Theis (CDU), Jo Leinen (SPD), Thomas Lutze (Die Linke), Roland König (FDP), Tina Schöpfer (Bündnis 90/Die Grünen) und Michael Hilberer (Piraten) gleich sechs Politiker als Sachverständige gekommen. Die bezogen erst zu 24 Kernthesen aus dem Wahl-O-Mat Stellung, um sich dann den Fragen der Schüler zu stellen. Schnell entwickelte sich eine rege Diskussion zwischen Schülern und Kandidaten, sowohl zu klassischen EU-Themen wie der Agrarpolitik, als auch zu ganz persönlichen Themen wie der Wohnungssituation von Auszubildenden.

Doch hat die Diskussion geholfen, die angebliche Politikmüdigkeit der Jugendlichen zu bekämpfen? "Es war interessant, aber ich glaube, wählen gehe ich nicht", gibt Cem Serin (18) unumwunden zu: "Ich weiß nicht, was mir das bringt." Auch Dilara Yilmaz (17) bezweifelt, dass sie wählen gehen würde, wenn sie denn schon 18 wäre: "Ich habe nicht so viel zugehört. Vielleicht ist es falsch, aber irgendwie interessiert mich das alles nicht so richtig. Aber das kommt vielleicht noch."

Vielleicht war die Veranstaltung auch für einige der jüngeren Schüler noch zu früh, findet Anastasia Vonogradov (15): "Ich werde so etwas ja noch öfter mitbekommen. Aber bis ich älter bin, haben die Parteien ihre Programme ja eh wieder umgeschrieben." Vertrieben hat der Wahl-O-Mat die Wahlmüdigkeit also noch nicht. Bis zur Europawahl am 25. Mai macht er noch in 23 weiteren saarländischen Schulen und Jugendzentren Station.

wahl-o-mat.de

Öffentliche Stationen des Wahl-O-Mat im Saarland: Mittwoch, 7. Mai, 18.30 Uhr, Jugendzentrum Saarlouis. Mittwoch, 21. Mai, 18.30 Uhr, Jugendzentrum Neunkirchen.

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