Mit der Mundharmonika durch den Urwald Brasiliens

Neunkirchen. Wenn ein Abenteurer und Menschenrechtler wie Rüdiger Nehberg aus seinem Leben erzählt, ist für Langeweile kein Platz. Dass sein Diavortrag im Neunkircher Bürgerhaus dann allerdings ebenso bewegend wie spannend sein würde, überraschte nicht wenige der gut 300 Zuschauer am Dienstagabend

 Rüdiger Nehberg stand vor und nach der Veranstaltung für Fragen der Besucher bereit. Foto: SZ

Rüdiger Nehberg stand vor und nach der Veranstaltung für Fragen der Besucher bereit. Foto: SZ

Neunkirchen. Wenn ein Abenteurer und Menschenrechtler wie Rüdiger Nehberg aus seinem Leben erzählt, ist für Langeweile kein Platz. Dass sein Diavortrag im Neunkircher Bürgerhaus dann allerdings ebenso bewegend wie spannend sein würde, überraschte nicht wenige der gut 300 Zuschauer am Dienstagabend. Im ersten Teil schilderte der 75-Jährige, wie aus dem Bäcker Rüdiger Nehberg Deutschlands berühmtester Survival-Experte wurde. Die Neugier auf die Welt hätte ihn zunächst zu seinen Reisen bewogen. Erst im Laufe der Zeit sei er dazu inspiriert worden, seinen Abenteuern einen Sinn zu verleihen. Fürs Publikum hatte der "Sir Vival" natürlich einige nützliche Tipps zum Überleben in der Wildnis parat. Wichtigstes Gebot: Immer dazu in der Lage sein, ein Feuer zu entfachen. "Ein gebratener Wurm schmeckt allemal besser, als ein roher." Neben seinem Fußmarsch von Hamburg nach Oberstdorf sei vor allem die Begegnung mit den Yanomami-Indianern eines der einschneidendsten Erlebnisse in seinem Leben gewesen. Wochenlang sei er durch die Urwälder Brasiliens gezogen, stets darauf bedacht, mit einer Mundharmonika auf sich aufmerksam zu machen. "Ein Feind schleicht sich an. Wer laut kommt, ist ein Freund", so seine Überlegung. Von den Ureinwohnern Brasiliens wurde er dann auch als Freund aufgenommen, durfte mit ihnen leben und erfuhr dadurch, wie Regierung und Gold-Mafia ein Volk ausbeuteten, das sich nicht wehren konnte. "Wenn ich Wut empfinde, werde ich kreativ", betonte Nehberg, der fortan mit Aufsehen erregenden Aktionen auf das Schicksal der Indianer hinwies. Was zunächst einem Kampf gegen Windmühlen glich, zahlte sich dank seiner Beharrlichkeit aus. 20 Jahre später wurde für die Yanomami ein Reservat geschaffen, in dem sie frei leben können. Aufwühlend und bewegend erzählte Rüdiger Nehberg im zweiten Teil von der Menschenrechtsorganisation Target, die er gemeinsam mit seiner Frau Annette gegründet hat. Target verfolgt das Ziel, der genitalen Verstümmlung von Mädchen ein Ende zu bereiten. Eindringlich und mit erschütternden Bildern belegt, berichtete Nehberg von "diesem Verbrechen, dem täglich 8000 Mädchen in 35 Ländern zum Opfer fallen. Unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit". Dass sich der Kampf gegen Ungerechtigkeit immer lohne, beweise die Konferenz von Azhar, bei der die höchsten Religionsführer des Islams erklärten: "Weibliche Genitalverstümmlung ist ein Verbrechen. Es verstößt gegen höchste Werte des Islams." Dies sei der schönste Tag in Nehbergs Leben gewesen, aber nur ein Teilerfolg auf dem Weg zur weltweiten Abschaffung dieses Verbrechens. pra

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