Ministerin geht auf Tuchfühlung

Neunkirchen · Kritischen Fragen vor allem zur Polizeireform, aber auch zum Umgang mit Flüchtlingen stellte sich gestern die saarländische Innenministerin Monika Bachmann in einer Diskussionsrunde in Neunkirchen.

 Innenministerin Monika Bachmann (links) schaute bei ihrem Besuch im Mehrgenerationenhaus Neunkirchen auch im Nähkurs von Kursleiterin Gertrud Jochum (rechts) und Annemarie Bourguignon vorbei, bevor sie mit dem politischen Kreis diskutierte. Foto: Thomas Seeber

Innenministerin Monika Bachmann (links) schaute bei ihrem Besuch im Mehrgenerationenhaus Neunkirchen auch im Nähkurs von Kursleiterin Gertrud Jochum (rechts) und Annemarie Bourguignon vorbei, bevor sie mit dem politischen Kreis diskutierte. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Vor der Arbeit das Vergnügen - diesen Eindruck erweckte die saarländische Innenministerin Monika Bachmann gestern Vormittag, als sie die Familienbildungsstätte in Neunkirchen besichtigte, dabei sichtlich Spaß hatte - und sich danach den kritischen Fragen der Teilnehmer des politischen Kreises stellte.

Trudi Schmidt, Leiterin der Familienbildungsstätte und frühere politische Weggefährtin aus Bonner Zeiten, führte die Ministerin durch das Mehrgenerationenhaus. "Hier ist ja was los", zeigte sich Bachmann beeindruckt. Sie schaute sich die Küche an und beim Englischkurs rein, besuchte den Nähkurs. "Meine Mutter näht mir ja immer noch meine Knöpfe an", plauderte die Innenministerin aus dem Nähkästchen: "Ich könnte es ja selbst, aber das ist so angenehm." Danach schlüpfte sie kurzerhand barfuß in den ausgepolsterten Kellerraum, um sich über das Wohl der dort versammelten Mütter und deren Babys zu erkundigen.

Zurück im Erdgeschoss warteten bereits die Teilnehmer des politischen Kreises. Bachmann gab einen Einblick in ihre Arbeit und erklärte, dass im Innenministerium derzeit die Einbruchsserien im Saarland ganz großes Thema seien. In den vergangenen Monaten habe die Staatsanwaltschaft 69 Haftbefehle gegen "meist reisende, organisierte" Einbrecher erlassen. Zusammen mit Leitern der Polizeiinspektionen und dem Polizeipräsidenten wolle Bachmann aufklären. "Kommt Ihnen in Ihrer Nachbarschaft etwas komisch vor - ein Auto mit fremdem Kennzeichen etwa - melden Sie es der Polizei ", appellierte sie.

"Was halten Sie denn von der Polizeireform?", fragte ein Pensionär, der nach eigenen Angaben Kriminalbeamter war. "Wir sind auf einem ordentlichen Weg. Aber wir müssen zusehen, dass wir die vielen Überstunden der Beamten in den Griff bekommen", sagte Bachmann. "Ich habe den Eindruck, die Polizei hat dadurch die Nähe zu den Menschen verloren", bohrte der Mann weiter. "Da muss ich Ihnen widersprechen", so die Ministerin: "Klar gab es früher einen Kontaktpolizisten in jedem Ort, das ist aber heute nicht mehr bezahlbar." Wenn es aber um die Sicherheit der Saarländer gehe, so sei die durch Polizei und Rettungskräfte gewährleistet. "Auch, wenn einige Dienststellen nachts nicht mehr besetzt sind", fügte Bachmann auf Anfrage einer Anwesenden hinzu.

"Solange nur Geld für neue Uniformen da ist", merkte eine Dame nicht ganz ernst gemeint an. "Auch da muss ich dagegenhalten, dass ich die Beamten nicht nackt auf die Straße schicken kann. Und dass die Anschaffung "alter" Uniformen in der Menge weit teurer ist, seit alle Bundesländer außer das Saarland und Bayern die neuen haben", so Bachmann.

Auf die Frage, wie die Situation der Flüchtlinge im Land sei, berichtete Bachmann, dass die Aufnahmestelle in Lebach voll sei. Immer noch viele Jugendliche kämen per Zug ins Saarland . "Wir haben den Beschluss gefasst, mehr Leute aus Lebach auf Städte und Kommunen zu verteilen." Denen falle es jedoch schwer, dafür Geld zu investieren, weil sie meist stark verschuldet seien. Umso wichtiger sei es, die Entschuldung voranzubringen. "Das alles klingt schwierig, macht mir aber Spaß", schloss Bachmann.

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