Millionen für die Saar-Uni

Die Saar-Uni erhält zwölf Millionen Euro für zwei große Forschungsprojekte. Sie sollen Computer befähigen, Sprache besser zu verstehen, und die Behandlung chronischer Krankheiten verbessern.

 Professorin Trese Leinders-Zufall wird im neuen Sonderforschungsbereich arbeiten. Foto: UdS

Professorin Trese Leinders-Zufall wird im neuen Sonderforschungsbereich arbeiten. Foto: UdS

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Saarbrücken. Mittelgroß, aber keineswegs mittelmäßig. So beschreiben die Verantwortlichen der Saar-Universität gern ihre Hochschule. Dieses von gesundem Ehrgeiz bestimmte Selbstbildnis trübte bisher allerdings ein leichter Schatten: Die Zahl der Sonderforschungsbereiche (SFB) war zu gering. Die Saar-Uni zählte derer drei. Das war ein guter Mittelwert, doch gemessen am hohen Anspruch eben zu wenig. Folglich steht im Entwicklungskonzept 2020 des Uni-Präsidiums die Aufforderung an alle Fakultäten, zusätzliche Verbundforschungsprojekte einzuwerben.

Seit gestern stimmen an der Saar-Uni nun Anspruch und Statistik überein. Mit zwei neuen Sonderforschungsbereichen, die in den nächsten vier Jahren mit zwölf Millionen Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert werden, hebt sich die Hochschule jetzt deutlich vom deutschen Durchschnitt ab. Uni-Präsident Volker Linneweber, den Sorgen um Sparvorgaben der Landesregierung plagen, freute sich denn auch über die "im aktuellen Kontext extrem wichtige Entwicklung". Die mit Millionen aus der Bundeskasse geförderten SFBs gelten als Ausweis wissenschaftlicher Höchstleistung. 235 dieser Einrichtungen gibt es in Deutschland. Statistisch kommen zwei SFBs auf eine Universität. Die Saar-Uni hat nun fünf. "Das ist toll", freute sich der Uni-Präsident. Die Universität ernte jetzt die Früchte jahrelanger Anstrengungen.

Rund 8,5 Millionen Euro erhält die Saar-Universität für einen Forschungsbereich, in dem Linguisten, Sprachtechnologen und Psychologen zusammenarbeiten. Ihr Arbeitsgebiet stand lange im Schatten der Informatik. Unter der Überschrift "Information Density and Linguistic Encoding" wollen die Saarbrücker Sprachforscher um Elke Teich, Professorin für Englische Sprach- und Übersetzungswissenschaft, die Informationsdichte gesprochener und geschriebener Texte analysieren. Diese Erkenntnisse sollen später unter anderem helfen, die maschinelle Sprachverarbeitung zu verbessern. Ergebnis könnte ein Computerprogramm sein, das ähnlich wie eine Rechtschreibprüfung die Verständlichkeit eines Textes für die anvisierte Leserschaft prüft, so Elke Teich. Aber auch didaktische und pädagogische Anwendungen seien denkbar.

Im zweiten Sonderforschungsbereich kooperiert die Saar-Universität mit der LMU München und weiteren Unis in München, Freiburg, Leipzig und Heidelberg. Im Mittelpunkt dieses überregionalen Sonderforschungsbereichs mit dem nur für Fachleute verständlichen Titel "Steuerung der Körperhomöostase durch TRP-Kanalmodule" stehen sogenannte Ionenkanäle in den Membranen der Körperzellen. Sie spielen eine wichtige Rolle bei der Kommunikation der Zellen und ermöglichen es ihnen zum Beispiel, auf Umwelteinflüsse zu reagieren. Ionenkanäle spielen, so Professor Veit Flockerzi, bei mehreren Erbkrankheiten eine Schlüsselrolle, aber auch bei Herzrhythmusstörungen, Osteoporose und Defekten des Immunsystems. Ziel des SFB sei es, Ansatzpunkte für neue medizinische Wirkstoffe zu identifizieren. Diese Forschungsanstrengungen werden an der Uniklinik unter der Überschrift "Molekulares Signaling" zusammengefasst. Der Schwerpunkt war bereits im Gutachten des Wissenschaftsrats zur saarländischen Hochschullandschaft hoch gelobt worden.

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