Mark Twain und Tucholsky in Kalligrafie

Riegelsberg · Eine Ausstellung und ein neues Buch: In der Riegelsberger Rathausgalerie widmet man sich ganz dem aus Japan stammenden und im Saarland lebenden bekannten Künstler Seiji Kimoto

 Seine japanische Herkunft wird in Seiji Kimotos Werk deutlich spür- und sichtbar. Foto: Nill

Seine japanische Herkunft wird in Seiji Kimotos Werk deutlich spür- und sichtbar. Foto: Nill

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Am Sonntagabend wurde in der Galerie des Rathauses Riegelsberg bereits die erste Ausstellung des neuen Jahres eröffnet. "Wir veranstalten mindestens sieben Ausstellungen pro Jahr, da muss man früh beginnen", erklärt Annerose Nill, Kulturbeauftragte der Gemeinde Riegelsberg. Sie und ihr Team mit Petra Laufer und Bernd Meyer sind dafür zuständig, dass sich die Künstler im Hause wohl fühlen und ihre Werke in dem verglasten Raum der Galerie des Rathauses gut zur Geltung kommen.

"Mein Highlight im letzten Jahr war die Ausstellung der renommierten Künstler Nicole Lantran und Pascal Catry aus unserer französischen Partnerstadt Gisors. Ihre Werke aus Zinn von alten Regenrinnen, kombiniert mit Keramik, waren außergewöhnlich, und die Künstler waren wie Freunde. Das war ein besonderes Erlebnis", erzählt Annerose Nill.

Ein Höhepunkt im Jahr 2014 wird wahrscheinlich bereits die aktuelle Ausstellung sein. Denn am Sonntagabend wurde nicht nur eine Schau von Tuschbildern, Kalligrafien und Einzelskulpturen des bekannten japanisch-saarländischen Künstlers Seiji Komoto eröffnet, gleichzeitig wurde auch sein Buch "Vom Baum geschüttelt" vorgestellt.

Bereits ein flüchtiger Blick in die Ausstellung zeigt, dass Seiji Kimoto in seinen Kunstwerken seine Herkunft nicht verleugnet. Der Künstler wurde 1937 in Osaka in Japan geboren, studierte Innenarchitektur und Zen-Malerei. In den 1960er Jahren setzte er sein Studium an der Staatlichen Werkkunstschule in Saarbrücken fort und ist seit 1971 als freischaffender Künstler im Saarland tätig. Bekannt sind seine Skulpturen aus der Reihe "Macht und Ohnmacht", in denen er immer wieder Figuren darstellt, die stark stilisiert die Verletzlichkeit des Menschen thematisieren.

In der Ausstellung in Riegelsberg zeigt er nur wenige dieser Skulpturen, hier stehen seine kalligrafieartigen Zeichnungen im Mittelpunkt. In den meisten dieser Zeichnungen setzt er mit sehr wenigen Mitteln Sprichwörter aus verschiedenen Kulturen um. So finden sich Sätze von Mark Twain, Kurt Tucholsky, aber auch japanische Haiku in der Ausstellung. Die Sprichwörter werden von ihm in japanische Schriftzeichen übersetzt, diese werden aber nicht als Sprachzeichen wiedergegeben, sondern als Kalligrafiezeichen verschönert und verfremdet.

Diese Zeichen malt Seiji Komoto mit großer Einfachheit der Mittel. Denn sie werden mit Pinsel und schwarzer Tusche ausgeführt, die Zeichnung ergänzt mit rot-orangenen Pinselschwüngen, die ebenfalls in nur einem Zug auf das Blatt gesetzt werden. Zusammen ergibt dies zarte Werke, japanisch anmutend, leicht und ästhetisch, aber dank der Sätze und Sprichwörter auch voller Humor oder Sarkasmus. Diese Vorgehensweise findet sich auch in den Zeichnungen des Buchs "Vom Baum geschüttelt''.

"Seiji Komoto. Vom Baum geschüttelt. Tuschbilder - Kalligrafien - Einzelskulpturen". Ausstellung in der Galerie Rathaus Riegelsberg, Saarbrücker Straße 31. Geöffnet bis 24. Februar, Montag bis Donnerstag von 7-15.30 Uhr, Dienstag von 7-18 Uhr und Freitag von 7-12.30 Uhr.

Das Buch "Vom Baum geschüttelt" , Hrsg. Haruka Isabel Kimoto, erscheint im Conte Verlag, Saarbrücken. Buchvorstellungen sind am 24. Januar in Neunkirchen, Buchhandlung König, und am 31. Januar in der Saarbrücker Johanneskirche geplant.

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