Luxus bei Trump – Truppenküche für Hillary

Selbst Wahlforscher sind sich nicht einig, wer der neue Präsident der USA sein wird – die Demokratin Hillary Clinton oder der Republikaner Donald Trump. Auf der Suche nach Erlebnissen mit den beiden Kandidaten ist die SZ zweimal in Selbach fündig geworden.

 Hillary Clinton 1996 in der Edingers Mühle. Foto: Rubalcava

Hillary Clinton 1996 in der Edingers Mühle. Foto: Rubalcava

Foto: Rubalcava

Luxus pur, so lässt sich der Privatclub "Mar-a-Lago" in Palm Beach (USA) beschreiben. Gold an den Wänden des Ballsaals, Kristall-Kronleuchter und exklusive Kundschaft. Inmitten dieses Paradieses am Strand von Florida kochte acht Monate lang Jochen Schneider, Inhaber des Restaurants "Oldenburger Hof" in Selbach. Sein damliger Chef: Donald Trump . Der Milliardär ist Eigentümer des Clubs und verbringt, wie er auf der Homepage schreibt, mehrere Wochen Urlaub oder so manches freies Wochenende dort. Jochen Schneider ist ihm nur einmal begegnet. "Er ist mal durch die Küche gehuscht", sagt Schneider. Gesprochen habe er mit ihm nicht.

Dennoch, der Aufenthalt in den USA sei für ihn ein ganz besonderes Erlebnis gewesen. "Das war eine gute Gelegenheit, was von der Welt zu sehen". Damals, im Oktober 2005, war er 26 Jahre alt. Und war sich bewusst: "Jetzt geht das noch, wer weiß, was später ist." Daher nutzte er die Chance, die sich zufällig ergeben hatte, weil sein damaliger Küchenchef entsprechende Kontakte hatte. Gemeinsam mit fünf anderen deutschen Köchen ging er also als stellvertretender Küchenchef in den Club, in dem Mitglieder nach Schneiders Angaben 125 000 Euro Jahresbeitrag bezahlen müssen. "Die Vorgabe war, den Amerikanern einmal was anderes zu kochen", berichtet Schneider. Die Ambitionen seien groß gewesen. "Wir wollten Gerichte aus der deutschen Sterneküche bieten." Aber wie so oft regelte auch in diesem Fall die Nachfrage das Angebot. Nach vier Wochen waren wieder die amerikanischen Dauerbrenner Hackbraten und gegrilltes Hähnchen auf der Speisekarte. Die Nachfrage nach gefüllten Wachteln oder "Suppen nach unserem Geschmack" sei einfach zu gering gewesen. In der gehobenen Gastronomie stehen die Amerikaner, so Schneider, auf Lachs, Garnelen, Gänseleber oder Sushi.

Von gehobener Küche konnte Hillary Clinton nur träumen, als sie im März 1996 zusammen mit ihrer Tochter Chelsea den US-Standort im rheinland-pfälzischen Baumholder besuchte. Dort aß sie zusammen mit Soldaten in der Truppenküche. Das weiß der Selbacher Ortsvorsteher Alois Wilhelm, der ein Vierteljahr zuvor der damaligen First Lady sogar die Hand geschüttelt hatte. Im Dezember 1995 verabschiedete US-Präsident Bill Clinton etwa 5000 Soldaten der in Baumholder stationierten 1. US-Panzerdivision in den Friedenseinsatz nach Bosnien. Mit dabei: neben Bundeskanzler Helmut Kohl auch Hillary Clinton . Nach Bill Clintons Rede bei eisiger Kälter vor dem Theater auf dem Standort, suchte der Präsident das Bad in der Menge. Seine Frau und Helmut Kohl gingen voraus, warteten auf den Präsidenten und suchten, so Wilhelm, ebenfalls den Kontakt zur Bevölkerung. "Clinton musste den Amerikanern erklären, wer Helmut Kohl ist", erinnert sich der Ortsvorsteher.

Wilhelm stand damals auch in der Menge. Er war zu diesem Zeitpunkt Polizist in Birkenfeld, zuvor aber fast zehn Jahre in Baumholder eingesetzt gewesen. "Ich habe die Amerikaner immer als meine Freunde gesehen", sagt Wilhelm. Und für ihn war klar: "Wenn schon ein Präsident nach Baumholder kommt, dann muss ich dabei sein." Trotz großer Sicherheitsvorkehrungen schaffte er es auf den Standort. Da nutzte er seine Kontakte. Er schüttelte nicht nur Bill Clinton die Hand, sondern etwas später auch der heutigen Präsidentschafts-Kandidatin, redete ein paar Worte mit ihr. "Sie kam sehr sympathisch rüber, nicht so kalt und berechnend, wie sie heute dargestellt wird." Wilhelm bedauert nur, dass er damals noch kein Handy dabei hatte. Dann hätte er ein Selfie gemacht mit der vielleicht ersten Präsidentin der USA.

Eine Handykamera wäre auch beim zweiten Besuch Hillary Clintons im besagten März 1996 hilfreich gewesen. Um die entsetzten Blicke der Sicherheitsleute der First Lady festzuhalten. Denn für deren Empfang hatten die Organistoren der Reise die Edingers Mühle in Baumholder ausgewählt - ein Gasthaus am Stadtrand, gut abzuschirmen. Für die Sicherheitsleute ein idealer Ort. Doch es hatte niemand mit einem ganz natürlichen Bedürfnis gerechnet: Nämlich, dass Hillary Clinton die Toilette aufsuchen würde. Noch heute erzählt man sich im US-Hauptquartier gerne diese Geschichte. Zu lustig seien die entsetzten Blicke gewesen. Denn die Toiletten in dem alten Familien-Gasthof waren von anno dazumal. Nicht schmutzig, aber einfach, kalt und sehr, sehr alt. Alles Entsetzen nutzte nichts: Die First Lady wurde in die Sanitär-Räume geführt. Welchen Eindruck die Toiletten bei ihr hinterlassen haben, das ist nicht überliefert.

"Das wird spannend"

Das Gasthaus ist mittlerweile geschlossen, und für Hillary Clinton geht es jetzt um den ganz großen Wurf. Wilhelm geht von einem engen Wahlausgang aus, mit leichten Vorteilen für Hillary Clinton . Er jedenfalls drückt ihr die Daumen. Wilhelm prophezeit: "Das wird spannend; aber es wird gut ausgehen." Schneider legt sich nicht auf einen Kandidaten fest, er rechnet ebenfalls mit einem Kopf-an-Kopf-Rennen. Er sagt: "Wenn ich wählen müsste, ich wüsste nicht, wen."

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 Jochen Schneider (vorne) kocht in Donald Trumps Club.

Jochen Schneider (vorne) kocht in Donald Trumps Club.

Foto: Schneider

Wenn heute der Präsident der USA gewählt wird, dann wird auch ganz in der Nähe des Saarlandes, nämlich zehn Kilometer von Freisen entfernt, ein Wörtchen mitgeredet. In der US Army Garnison Baumholder sind etwa 6000 Wahlberechtigte registriert - Soldaten , Zivilbeschäftigte und Familienangehörige. Sie haben ihre Stimme per Briefwahl abgegeben. Wann Stichtag ist und wie die Regularien sind, das hängt von dem Staat ab, in dem der jeweilige Wähler registriert ist. Für diesen Staat wird auch seine Stimme gezählt. him

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