Luxemburg im Fusions-Fieber

Luxemburg · Nicht nur das Saarland diskutiert über die Fusion von Gemeinden. Auch in Luxemburg ist die Frage aktuell. In fünf Orten des Großherzogtums haben nun die Bürger über Zusammenlegungen abgestimmt.

 Geht es nach den Bürgern, sollen Septfontaines und Hobscheid auch fusionieren. Foto: Didier Sylvestre

Geht es nach den Bürgern, sollen Septfontaines und Hobscheid auch fusionieren. Foto: Didier Sylvestre

Foto: Didier Sylvestre

Für fünf Gemeinden in Luxemburg ging es am 25. Mai um mehr als die Europawahl. Die Bürger von Simmern, Böwingen, Tüntingen, Wiltz und Eschweiler stimmten über die Zusammenlegung ihrer Orte ab. Alle fünf Gemeinden haben die Fusionen mit teils großer Mehrheit befürwortet. Aktuell gibt es im Großherzogtum 106 Gemeinden.

"In den kleinen Gemeinden geht nichts voran", sagt François Rossler, der Bürgermeister des 900-Seelen-Dörfchens Eschweiler dem Luxemburger Tageblatt und ist überzeugt: "Mit Wiltz haben wir einen starken Partner." Doch mit 54,25 Prozent (262 Bürger) fiel das "Ja" der Eschweiler recht knapp aus. Deutlicher war das Ergebnis in Wiltz: Mit "Ja" votierten hier 76,7 Prozent der Wähler. Wiltz strebt nach mehr politischem und wirtschaftlichem Gewicht, die die neue Gemeinde mit dann 6200 Einwohnern ab Inkrafttreten der Fusion am 1. Januar 2015 haben wird. Das Großherzogtum belohnt den Haushalt der neuen Gemeinde Wiltz-Eschweiler, das beide Namen behält, mit 11,4 Millionen Euro. Die Fusion war mit Eile vorangetrieben worden. Wie das Luxemburger Wort berichtet, wären die finanziellen Anreize auf unter sieben Millionen Euro gesunken, wäre der Beschluss nach dem 1. Januar 2015 erfolgt.

Deutlich befürworteten auch die Bürger von Böwingen (69,51 Prozent Zustimmung) und Tüntingen (64,09 Prozent Zustimmung) eine Fusion ihrer Gemeinden. Die neue, 4000 Einwohner zählende Gemeinde soll den Namen "Helperknapp" tragen. "Wir stehen nicht in Konkurrenz zueinander", sagt der Böwinger Bürgermeister Paul Mangen dem Tageblatt. Schon lange kooperiere man miteinander, etwa bei der Feuerwehr. Mit den staatlichen Geldern für die Fusion von knapp sieben Millionen Euro wolle man eine Schule in Brouch bauen, das zu Böwingen gehört.

Noch nicht ganz in trockenen Tüchern ist die Fusion von Simmern (französisch Septfontaines) und Hobscheid. Am Sonntag wurde nur die Gemeinde Simmern nach ihrem Einverständnis gefragt, mit Hobscheid ab dem 1. Januar 2018 zu fusionieren. 58,2 Prozent (248) der Wähler stimmten mit Ja. Im September 2013 hatten beide Bürgermeister die Fusionspläne vorgestellt. Im Falle einer Fusion würde der Staat den Bau einer Schule in Simmern, ein Heim für betreutes Wohnen in Eischen und die Verkehrsberuhigung in Hobscheid mitfinanzieren. Nachdem sich jedoch eine Schöffin aus Simmern im Februar bei einer Abstimmung zur Vorbereitung des Referendums enthielt, votierte der Hobscheider Rat geschlossen dagegen. Das "Ja" der Simmerer Bürger wurde nun als "starkes Signal" für die Fusion gewertet, in Hobscheid soll im Herbst eine Volksabstimmung zur Fusion folgen.

Dass Fusionen glücken, zeigt das Beispiel von Niederkerschen und Küntzig, die zum 1. Januar 2012 zur neuen Gemeinde Käerjeng zusammengingen. "Die Fusion ermöglichte, eine Neustrukturierung der Gemeindedienste ins Auge zu fassen, sowohl im administrativen wie auch im technischen Bereich. Das Resultat ist eine schnellere und effizientere Dienstleistung, die natürlich besonders den Bürgern zugute kommt", sagte Bürgermeister Michel Wolter dem Tageblatt. Es gibt neue Buslinien, die die Ortsteile mit den Zentren des Landes verbinden, doppelt so viele Zugverbindungen und den Umbau des Gymnasiums, der im September 2015 abgeschlossen sein soll.

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