Lastwagen-Labor im Kampf gegen Aids

Neuweiler. "Unglaublich, das ist die beste Technologie der Welt", erklärte der südafrikanische Gesundheitsminister Theuns Botha, als er das mobile Labor des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik (IMBT) in Sulzbach-Neuweiler besichtigt hatte

 Im stationären Labor des Fraunhofer-Instituts können Blutproben untersucht und sicher tiefgefroren werden. Das mobile Labor kann dies leisten, wenn es frei im Feld steht. Fotos: Becker & Bredel

Im stationären Labor des Fraunhofer-Instituts können Blutproben untersucht und sicher tiefgefroren werden. Das mobile Labor kann dies leisten, wenn es frei im Feld steht. Fotos: Becker & Bredel

 Günter Fuhr, Direktor des Fraunhofer-Instituts, Gesundheitsminister Georg Weisweiler und sein südafrikanischer Kollege Theuns Botha (von links) besichtigen das mobile Diagnostik-Labor.

Günter Fuhr, Direktor des Fraunhofer-Instituts, Gesundheitsminister Georg Weisweiler und sein südafrikanischer Kollege Theuns Botha (von links) besichtigen das mobile Diagnostik-Labor.

Neuweiler. "Unglaublich, das ist die beste Technologie der Welt", erklärte der südafrikanische Gesundheitsminister Theuns Botha, als er das mobile Labor des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische Technik (IMBT) in Sulzbach-Neuweiler besichtigt hatte. Der fast 13 Meter lange Lkw ist ein Labor auf Rädern, das zur Aids-Aufklärung und zur Behandlung von HIV- und Tuberkulose-Patienten in der südafrikanischen West-Kap-Region eingesetzt werden soll. In dem integrierten Labor können die entnommenen Blutproben von Patienten direkt in den Dörfern analysiert und konserviert werden. Beim Transport ungekühlter Zellen verändere sich das Zellmaterial, erklärte der Biophysiker Heiko Zimmermann. In dem mobilen Labor aber werde der Zeitraum von der Blutentnahme und Analyse bis zum Einfrieren verkürzt: "Das ermöglicht eine bessere Beratung und effektivere Therapiemöglichkeiten." Die Gesundheitsversorgung vor Ort ist ein wichtiger Aspekt des Projektes, jedoch nicht der einzige. Schließlich mache es die sofortige Konservierung der Blutproben nicht nur möglich, das Virus in unveränderter Form zu erhalten, sondern auch neue Untertypen von HIV zu entdecken. Deshalb ist der südafrikanische Gesundheitsminister Botha von dem Labor begeistert: "Die Informationen, die wir auf diese Weise erhalten, sind für die Entwicklung eines Impfstoffes von unschätzbarem Wert." Der saarländische Gesundheitsminister Georg Weisweiler ergänzte: "Was wir in Südafrika gewinnen, können wir weltweit nutzen." Virologe Hagen von Briesen geht davon aus, dass täglich 30 bis 50 Patienten in dem Labor behandelt werden können. Die Bedenken des Virologen - die Bevölkerung könnte das Labor vielleicht nicht annehmen - teilt Theuns Botha nicht. Nach Angaben des Ministers haben die Menschen in der Region Vertrauen in das Gesundheitsministerium, welches das Projekt vorstellen werde. Das Besondere an dem beinahe zwei Millionen Euro teuren, vom Fraunhofer-Institut und der saarländischen Regierung finanzierten Projekt: Das mobile Labor ist weltweit das Erste seiner Art und kann durch seine autarke Strom- und Wasserversorgung die Bevölkerung in entlegenen Gegenden erreichen. Eine weitere Neuheit, die das Fraunhofer-Institut am Standort Neuweiler entwickelt hat, sind Blutprobengefäße mit einem integrierten Mikrochip. So werden die im Lkw-Labor erzielten Analysedaten zusammen mit den Patientendaten unverwechselbar an der Probe selbst gespeichert. Damit voraussichtlich vier bis fünf Mediziner in dem mobilen Labor arbeiten können, mussten die technischen Geräte gegen die Erschütterungen des Fahrens gesichert werden. Aufhängungen an Geräten wie Wärmeschränken oder Zentrifugen und eine spezielle Luftfederung des Lastwagens sollen eine Beschädigung der empfindlichen Technik verhindern. Eine Personenschleuse riegelt das Labor hermetisch ab, ein Autoklav - ein verschließbarer Druckbehälter - sterilisiert medizinische Geräte und filtert die Luft partikelfrei. "Das Labor mit dieser Sicherheitsstufe mobil zu realisieren, war die größte Herausforderung", bilanziert von Briesen. Im Moment klärt das Institut die Zollformalitäten, damit das Lkw-Labor ab Herbst für zunächst zwölf Monate eingesetzt werden kann. Die Institute vor Ort werden das Fachpersonal stellen und die Planung der Einsätze übernehmen. "Die Informationen sind für die Entwicklung eines Impfstoffes von unschätzbarem Wert." Theuns Botha

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