„Langweilig, aber verdient gewonnen“

Oberkirchen · An die 100 Fußball-Fans fanden sich im Sportheim des FC Oster 20 Oberkirchen am Weiselbergstadion ein, um das letzte Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die USA zu verfolgen. Im Dauerregen von Recife setzte sich die Nationalelf mit einem spannungsarmen 1:0 durch und zog als Gruppenerster ins Achtelfinale ein.

 WM-Fans: Naike Barthold, Selina Fuchs, Larissa Schramm (v.l.).

WM-Fans: Naike Barthold, Selina Fuchs, Larissa Schramm (v.l.).

 Das Sportheim von innen. Hier sahen sich die Gäste das Spiel Deutschland – USA an. Fotos: Ames

Das Sportheim von innen. Hier sahen sich die Gäste das Spiel Deutschland – USA an. Fotos: Ames

 Johannes Bachmann (links) und Michael Fries in WM-Laune.

Johannes Bachmann (links) und Michael Fries in WM-Laune.

 Mit US- und deutscher Flagge (von links): John und Clara Broomhead sowie Bernd Mai. Foto: privat

Mit US- und deutscher Flagge (von links): John und Clara Broomhead sowie Bernd Mai. Foto: privat

Foto: privat

Alles ist angerichtet für ein Fußballfest: Das Sportheim des FC Oster 20 ist mit den Fahnen der WM-Nationen geschmückt, der Beamer wirft hochauflösende Bilder auf die große Leinwand und die Fans haben ihre weißen Trikots übergestreift und fiebern dem Gruppensieg der deutschen Fußballnationalmannschaft entgegen. Eins war klar: Deutschland war schon vor Anpfiff der finalen Partie der Gruppe G gegen die USA so gut wie sicher im Achtelfinale; mit einem Unentschieden wären beide weiter. Mit einem abgesprochenen Ergebnis zwischen den Trainern Jogi Löw und Jürgen Klinsmann rechnete indes keiner. Die einhellige Einschätzung ging von einem Sieg Deutschlands aus. Der US-Amerikaner Serge Ngwanza, dessen Sohn beim FC Oster 20 kickt, glaubte fest an ein Weiterkommen seines Teams: "Deutschland spielt sehr gut, aber die Amerikaner sind körperlich stark." Er hielt einen knappen Sieg oder ein Unentschieden für möglich, kann sich nun aber, trotz der Niederlage, über das Weiterkommen der US-Jungs freuen.

Die Deutschen begannen druckvoll mit einer variablen Offensive. Ein Raunen ging durch den Zuschauerraum, als Lukas Podolski beim Volley-Versuch den Ball verfehlte. Weitere gute Szenen folgten, doch stets war ein Amerikaner zur Stelle, um zu klären. Es dauerte bis zur 22. Minute, bis ein erster Schuss in Richtung des Kastens von Manuel Neuer abgefeuert wurde. Bis auf zwei gelbe Karten gab's zur Halbzeitpause nichts Zählbares. "Die Amerikaner stehen die ganze Zeit mit zehn Mann hinten drin", beschreibt Lotti Schneeweis die Spielweise des US-Teams in der ersten Hälfte. "Der Abschluss für die Deutschen fehlt, aber der kommt noch", ist sie sich sicher. "Das Spiel ist bisher etwas zäh", sagt Selina Fuchs. Ihre Freundin Larissa Schramm bemängelt die vielen Ballverluste im Passspiel der Deutschen.

Trainer Löw - mittlerweile vom Regen in Recife völlig durchnässt - bringt zur Stärkung der Offensive den WM-Rekordtorschützen Miroslav Klose für den blassen Podolski zum Wiederanpfiff. Klose bekommt in der 52. Minute nach einer Flanke von Bastian Schweinsteiger die Möglichkeit, per Kopf zu netzen. Der Ball rutscht ihm aber über den Scheitel, was zu Unmutsbekundungen im Oberkircher Sportheim führt. Drei Minuten später dann die Erlösung: Müller sorgt mit einem Schuss ins rechte Toreck für brausenden Jubel - 1:0 für Deutschland. Im weiteren Verlauf ist Kräftesparen angesagt. Die Deutschen tun wenig fürs Spiel. Auch die US-Amerikaner sind mit dem Ergebnis zufrieden, weil sie durch die Führung Portugals im zweiten Spiel der Gruppe weiter sind. Wiederholte Fouls an Schweinsteiger sorgen für Aufregung - bis der Amerikaner Kyle Beckermann die gelbe Karte kassiert. In der 74. Minute rauschen Jermaine Jones und Alejandro Bedoya mit den Köpfen gegeneinander. "Da sieht man, warum im US-Sport meistens Helme getragen werden", wurde an der Theke gefrotzelt. "Das war wohl ein Rückpass" kommt als Zuruf auf einen harmlosen Weitschuss von Benedikt Höwedes in der 80. Minute. In der Nachspielzeit dann noch ein letzter Aufreger: Philipp Lahm muss im Sechzehner einen Schuss von Bedoya klären. Der Endstand bleibt 1:0. Beim Abpfiff wird das Spiel kommentiert: "Nicht schön, aber selten." Deutschland ist Gruppenerster und spielt am Montag um 22 Uhr gegen Algerien, und die USA treffen auf Belgien.

Nach Ende des Spiels begutachten Michael Fries und Torsten Alles den Turnierplan und die möglichen Gegner. "Im Viertelfinale könnten wir auf Frankreich treffen. Das wird schwer", sagt Fries. Auch wenn beim heutigen Spiel keine Euphorie aufkam, rechne er mit dem Einzug ins Halbfinale. Alles: "Das Spiel gegen die USA war langweilig, aber Deutschland hat verdient gewonnen."Wie gemacht für Baumholder schien das letzte Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft bei der Fußball-Weltmeisterschaft am Donnerstagabend. Denn es ging ausgerechnet gegen die USA - und in der Garnisonsstadt sind noch immer rund 2000 amerikanische Soldaten stationiert. Da verlegte der deutsch-amerikanische Stammtisch sein wöchentliches Treffen kurzerhand von Mittwoch auf Donnerstag, um gemeinsam die Übertragung auf einer Großbildleinwand - in englischer Sprache - zu verfolgen. Zunächst waren es rund 20 deutsche und amerikanische Fans , die sich im kleinen Kino des Warriors-Gebäudes auf dem Standort trafen. Aber mit Verlauf des Spiels wurden es immer mehr, gegen Ende war das Kino voll, auch mit Amerikanern, die bisher nichts mit dem Stammtisch am Hut hatten. Jeder hatte etwas mitgebracht, sodass sich niemand um Verpflegung Gedanken machen musste. Das Angebot reichte von extrem scharfem Chili bis zu Chips und Erdbeerkuchen. Sogar eine Popcorn-Maschine stand bereit.

"Ich wünsche mir, dass beide Teams weiterkommen", sagte Nicole Bier aus Baumholder . Und ihr Wunsch wurde tatsächlich erfüllt: Am Ende jubelten alle Fans , schwenkten Fahnen und freuen sich nun auf die Achtelfinal-Spiele.

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