Kontrahenten auf Kuschelkurs

Merchweiler · Knapp 300 Besucher haben am Montag im Katholischen Vereinshaus Merchweiler die Gelegenheit genutzt, ihren Bürgermeisterkandidaten auf den Zahn zu fühlen. Die Interessen waren dabei durchaus verschieden.

Merchweiler und der Ortsteil Wemmetsweiler bekommen einen neuen Bürgermeister. So viel steht schon mal fest. Wer bei der Kommunalwahl am 25. Mai das Rennen macht, ist allerdings offen. Eine Entscheidungshilfe sollte der Wähler bei einer Podiumsdiskussion von Saarbrücker Zeitung (SZ) und Saarländischem Rundfunk (SR) bekommen. Die Kandidaten Michael Marx (CDU, 52) und Patrick Weydmann (SPD, 49) stellten sich am Montag im Katholischen Vereinshaus Merchweiler vor rund 300 Besuchern den Fragen von Solveig Lenz-Engel (SZ) und Thomas Gerber (SR).

Große Kontroversen gab es nicht, wissen beide Kandidaten doch um die Notwendigkeiten in der Gemeinde, aber auch um die angesichts klammer Kassen recht geringen Handlungsspielräume. In der Verwaltungsarbeit soll sich aber mit beiden etwas ändern. Transparenz und Information (Marx) sowie Integration (Weydmann) waren Schlagworte.

Einer möglichen Gebietsreform erteilten beide eine Absage. So werde "aus vielen Kranken noch lange kein Gesunder" (Weydmann) und Marx betonte, er bewerbe sich als Bürgermeister und nicht als Liquidator. Interkommunale Kooperationen halten beide für notwendig. Man müsse schauen, wo es Kostenersparnis bringt (Marx). Weydmann hält Merchweiler im Bezug auf Kooperationen gar für ein "Musterkind". Dass Sparen allein nicht reicht, um den defizitären Gemeindehaushalt zu sanieren, wissen beide. Marx will alle Positionen auf den Prüfstand stellen, ist sich mit Weydmann aber einig, dass es keine Entlassungen geben soll. Man müsse aber darüber nachdenken dürfen, ob man es sich durch Umstrukturierungen leisten könne, etwa eine frei werdende Stelle nicht neu zu besetzen (Marx). Weydmann sieht kaum eine Möglichkeit für Veränderungen beim Personal, weil eine Reduzierung angesichts der ohnehin schlanken Verwaltung einer Leistungskürzung für den Bürger nahe käme. Auf der Einnahmenseite will er mit attraktiveren Gewerbegebieten für mehr Gewerbesteuereinnahmen sorgen. Außerdem müsse man die Wohngebiete voranbringen, um mehr Einkommenssteuer einzunehmen.

Bürgerbeteiligung liegt beiden sehr am Herzen. Man müsse die Bürger bei Entscheidungsprozessen mitnehmen (Weydmann). Marx will, dass der Funke durch mehr Transparenz überspringt. Lob gab es von beiden für das starke ehrenamtliche Engagement der Bürger. Ob es dann auch noch gelinge, dass der Bürger irgendwann das Blumenbeet vor der eigenen Haustür ehrenamtlich pflegt, müsse man sehen, so Marx. Das Gut der ehrenamtlichen Arbeit dürfe aber niemals fehlen.

Nach der Amtszeit, im Jahr 2024, will Patrick Weydmann, dass die Bürger weiter optimistisch in die Zukunft einer eigenständigen Gemeinde blicken können. Und Michael Marx verspricht, sich dafür einzusetzen, dass der alte Slogan "Merchweiler - Leben und Wohlfühlen" auch nach seiner Amtszeit noch zutrifft.

Bei der gemeinsamen Podiumsdiskussion von Saarbrücker Zeitung und Saarländischem Rundfunk am Montagabend war auch das Publikum gefordert. Die Bürger sollten ihre drängenden Fragen direkt an die Bürgermeisterkandidaten Michael Marx (CDU) und Patrick Weydmann (SPD) richten.

Anni Jochum aus Merchweiler war beispielsweise der Dorfbrunnen im Unterdorf ein Anliegen. Beide Kandidaten versicherten, sich dafür einzusetzen, dass der Brunnen bald wieder sprudelt.

Michael Höling wollte wissen, ob die Vereine auch künftig mit einer finanziellen Förderung rechnen können, oder ob man sich auf höhere Kosten einstellen muss. Weydmann will "alles dafür tun, dass die Zuschüsse erhalten bleiben". Auch Marx will das derzeitige Niveau der Zuschüsse nach Möglichkeit beibehalten - mit besonderem Blick auf die Jugendförderung.

Hans-Christian Will wollte ein Statement zur Gebundenen Ganztagsschule in Wemmetsweiler. Hier gab es einvernehmlich ein klares Bekenntnis zur Schule. Trotzdem bezweifelte Marx, ob der Standort Merchweiler für diese Schulform der geeignetste sei. Weydmann betonte, dass die Wahlfreiheit zwischen gebundener und freiwilliger Form durchaus wünschenswert gewesen wäre. Allerdings hätten sich Träger (Landkreis Neunkirchen) und Kollegium nicht im Stande gesehen, das anzubieten.

Um Angebote für die Jugend ging es Tobias Roth aus Merchweiler. Beide Kandidaten versicherten, das Thema Jugendtreff sei schon länger ein Thema im Gemeinderat. Man wolle mit einer Umsetzung auch nicht bis zum Wechsel an der Rathausspitze warten.

Robert Zimmer verwies auf den schlechten Zustand des Kunstrasenplatzes in Merchweiler. Hier wolle man sich kümmern und das erforderliche tun, um Zuschüsse einzuwerben, so die einhellige Meinung der Kandidaten.

Günter Schweitzer sicherten Marx und Weydmann ihre weitere Unterstützung für den Verein der Rosenfreunde zu.

Den einzigen Streitpunkt griff Maria Zewe auf. Sie wollte wissen, warum der innerörtliche Bus eingestellt wurde. Hier versicherte Weydmann, dass er Pläne für eine "Seniorengenossenschaft" habe, mit der ein Busbetrieb möglich sei. Marx konterte, das sei schon lange umgesetzt wenn es so einfach wäre. Es müsse auch eine Lösung geben, die zwischen Vollbetrieb des Busses und Einstellung der Linie liege.

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