Kommt hier irgendwann ein Supermarkt hin? Der lange Weg vom großen Einkaufszentrum zum kleinen Supermarkt

Nohfelden. Die Enttäuschung bei Matthias Engel sitzt tief. Denn das von ihm betreute Projekt Einkaufszentrum im Nohfelder Ortsteil Türkismühle schrumpft und schrumpft Engel ist Investor und einer der Chefs bei der Projektentwicklungsgesellschaft EMK, die sich um den vorgesehenen, aber zumindest bei der Landesregierung umstrittenen Standort bemüht

 Die Noch-Grünfläche in Türkismühle bereitet dem Investor und der Gemeinde Ärger. Denn als Hochwasserschutzgebiet darf sie eigentlich nicht bebaut werden. Doch bis vor Kurzem sollte hier zumindest teilweise ein Einkaufszentrum Platz finden. Foto: B & K

Die Noch-Grünfläche in Türkismühle bereitet dem Investor und der Gemeinde Ärger. Denn als Hochwasserschutzgebiet darf sie eigentlich nicht bebaut werden. Doch bis vor Kurzem sollte hier zumindest teilweise ein Einkaufszentrum Platz finden. Foto: B & K

Nohfelden. Die Enttäuschung bei Matthias Engel sitzt tief. Denn das von ihm betreute Projekt Einkaufszentrum im Nohfelder Ortsteil Türkismühle schrumpft und schrumpft Engel ist Investor und einer der Chefs bei der Projektentwicklungsgesellschaft EMK, die sich um den vorgesehenen, aber zumindest bei der Landesregierung umstrittenen Standort bemüht. Der 53-Jährige mit resignierendem Tonfall: "Das Projekt wird leider immer kleiner und unattraktiver. So was habe ich selten erlebt." Grund seien immer neue Einwände gegen die Pläne seitens des saarländischen Umweltministeriums in Saarbrücken. Denn ein Teil der beanspruchten Baufläche liegt in einem Hochwasserschutzgebiet. Das rief Umweltschützer auf den Plan, die sich offensichtlich mit ihren Bedenken bei der zuständigen Landesbehörde durchsetzten. Ministeriumssprecherin Sabine Schorr bestätigt: "Ja, in einem Hochwasserschutzgebiet gelten besonders strenge Auflagen."Und die sorgen dafür, dass das einst großflächige Projekt dahinschmilzt. Nohfeldens Bürgermeister Andreas Veit (CDU, Foto: SZ): "Geplant waren anfangs ein Lebensmittelmarkt und ein Discounter. Jetzt verzichtet der Investor auf den Discounter." Das bedeutet konkret: Wird der Bau in seiner jetzt abgespeckten Variante genehmigt, dann lässt Engel die Betreiber eines Lidl-Marktes notgedrungen ziehen. Lediglich ein Edeka-Supermarkt mit 1500 Quadratmetern Verkaufsfläche sei vorgesehen. Außerdem reduziere Engels Unternehmen Parkplätze, um nur ganz gering das Hochwasserschutzgebiet zu beanspruchen. Ob diese Sparvariante allerdings den Segen aus dem Saar-Umweltministerium erhält, ist noch längst nicht sicher. Sowohl Rathaus-Chef Veit als auch EMK-Mitgesellschafter Engel bestätigen unabhängig voneinander, dass Umweltministerin Simone Peter (Grüne) bislang nur "in Aussicht gestellt" hat, dass überhaupt über einen neuen Plan entschieden werden könne. Ohne ihn von Grund auf abzulehnen. Das hatte Umwelt-Staatssekretär Karl Borger bereits im Vorfeld getan: keine Verhandlungsbasis für eine Idee, die einen nach Ansicht der Naturschützer, darunter der Naturschutzbund (Nabu), erheblichen Eingriff ins Hochwasserschutzgebiet bei Türkismühle vorsah. Sabine Schorr im Ministerium: "Nach einem Vor-Ort-Termin mit Investor, Bürgermeister, Ministerin, Borger und Nabu wurde lediglich nach einem Gespräch gesagt, dass auf Grundlage dieser abgespeckten Version weitergeplant werden kann." Das sei jedoch noch weit von einer Genehmigung entfernt. Die könne es auch noch gar nicht geben, weil dem Ministerium bisher keine neuen Pläne zu dem Supermarkt vorliegen würden.Bürgermeister Veit will den Bauausschuss des Gemeinderates nach der Sommerpause am 24. August darüber informieren. Am 9. September befasse sich dann das gesamte Gremium mit den jüngsten Plänen. Engel: "Ich glaube, es ist schon die 18 Variante." Sollte jetzt alles klappen, geht Veit von einem Spatenstich "im Laufe des nächsten Jahres" aus. Genauer wolle er sich nicht festlegen. Als frühester Termin laut Investor Engel komme Frühjahr 2011 in Frage. Nohfelden. Seit Jahren zieht sich die Debatte um ein mögliches Einkaufszentrum in Nohfelden hin. Befürworter des Projekts wollen ein so genanntes Vollsortiment in Nohfelden anbieten, um Einkaufsfahrten in benachbarte Kommunen (Wadern, Hermeskeil, St. Wendel) zu vermeiden. Kritiker sehen zum einen die Existenz der wenigen übrig gebliebenen angestammten Geschäftsleute zum anderen am vorgesehen Standort die Natur in Gefahr. Hochwasserschutzgebiet heißt das Schlagwort. Es soll dazu dienen, Straßen und Häuser beispielsweise nach lang anhaltenden, ergiebigen Regenfällen vor Überschwemmungen zu schützen. In diese Gebiete sollen sich die Fluten ergießen, ohne Schäden anzurichten. Wird dieses Gelände aber bebaut, befürchten Gegner eines Einkaufszentrums an dieser Stelle, dass die Gefahr drohe, Wasser auch in Wohngebiete strömt. - Ende 2006: Erste Gespräche mit Investor, einen Lebensmittelmarkt und einen Discounter anzusiedeln, nachdem Nachbarn wie Namborn, Tholey, Freisen und Marpingen Ähnliches vorhaben oder dort bereits ein Einkaufszentrum steht. Die Suche nach einem geeigneten Standort beginnt, entweder in Türkismühle oder Nohfelden selbst. Unter anderem standen die Autobahnauffahrt bei Türkismühle, der Nohfelder Bahnhof und ein Gebiet nahe dem Autohaus in Türkismühle zur Wahl. Das Saar-Umweltministerium gab dem Standort Türkismühle innerorts zwischen Autohaus und Hochwasserschutzgebiet Vorrang. - Ende 2008: Der Gemeinderat beschließt, einen Bebauungsplan aufzustellen, nachdem das Ministerium prinzipiell grünes Licht gab. - Anfang 2009: Bürgermeister Andreas Veit kündigt während des Neujahrsempfangs seiner Gemeinde an, dass es mit Edeka und Lidl potenzielle Mieter gibt. - Anfang 2009: Gemeinderat und Türkismühler Ortsrat beschließen den Bebauungsplan. Während des öffentlichen Anhörungsverfahren gibt es Widersprüche einiger Geschäftsleute und Anwohner. - Jahresmitte 2009: Entscheidungen im Umweltministerium werden auf Grund der bevorstehenden Landtagswahl vertagt. - Herbst 2009: Ministerium lehnt Plan ab, weil 3100 Kubikmeter Nutzraum für das Einkaufszentrum im Hochwasserschutzgebiet nicht genehmigungsfähig seien. - Mai 2010: Investor reduziert auf 1700 Kubikmeter - erneute Ablehnung. - Juli 2010: Weitere Reduzierung auf 1500, dann 200 Kubikmeter. Und: Verzicht auf Discounter Lidl. Es verbleibt Lebensmittelmarkt Edeka im Plan. Ministerium in Saarbrücken lässt auf Grund dieser Version die Gemeinde weiterplanen, was aber keine Genehmigung bedeutet. hgn

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