Kleinkunstabend mit Frau Jaschke in Neunkirchen

Neunkirchen · Beim zweiten Flügelfest in der Neunkircher Christuskirche hauten Talente in die Tasten. Dabei war die Musik-Palette breit: Klassische Musik, Filmmusik sowie Boogie und Chansons versüßten den Besuchern den Abend.

. Also diese Frau Jaschke. Kommt zu spät mit ihrer Blockflöte in der viel zu kleinen Handtasche und schleppt dann auch noch ihren eigenen Flügel an. Aus einem Riesen Stück Styropor geschnitten. Auf die Idee muss man erst mal kommen. Die Idee mit dem Flügelfest ist schon etwas älter. Nummer eins war als Willkommensfest für den "neuen", gebraucht erworbenen, angelegt. Nun ist das Instrument zweieinhalb Jahre da, und es wurde höchste Zeit für das zweite Flügelfest in der Christuskirche. Eintritt frei, Spenden willkommen: "Unsere Kirche hat einen Innenanstrich dringend nötig", erinnerte ein Zettel an der Wand.

Rund 70 Gäste folgten der Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde zur "Der Letzte im Ersten" überschriebenen Veranstaltung. Viel mehr hätten auch nicht herpilgern dürfen, waren doch alle Plätze besetzt - und die Stimmung prächtig. Was sicher mit am leckeren Fingerfood lag, der auf allen Tischen bereitstand und von Pfarrerin Britt Goedeking alias Frau Jaschke höchstpersönlich aufgefüllt wurde. Das Hauptaugenmerk galt jedoch der Musik - und eben jenem, frisch gestimmten Flügel. Auf dem wurde in den folgenden gut zwei Stunden eindrucksvoll zwei-, drei- und vierhändig gespielt, viel Klassik (Brahms, Vivaldi, Chopin, Debussy und andere), einiges an Filmmusik (Ludovico Einaudi beispielsweise), aber auch ein Boogie und Chansons. Streckenweise fühlte sich das an wie "Jugend musiziert". Griffen doch nicht nur die gestandenen (Kirchen-)Musiker Kreiskantor Helmut Werz, Kantor Nino Deda und Organist Uwe Ziermann, unterstützt von Wolfgang Struss, Tilman Goedeking und Moritz Welsch, virtuos in die 88 Tasten. Mit Jan Goedeking, Lars-Aaron Götz, Jakob Kasakowski und Jonathan Schramm kamen auch junge Talente zum Zuge, der jüngste zwölf Jahre alt. Nicht nur ihr Alter, auch ihr Talent hätte die Teilnahme an einem solchen Wettbewerb gerechtfertigt. "Da sagt man immer, die Jugend wäre verdorben", flüsterte es hinten im Raum bei einem der Vorträge. "Aber wenn die so üben müssen, haben die gar keine Zeit dafür."

Auffällig konsequent war die Geschlechterverteilung: Zeichneten sich doch ausnahmslos Männer für die Flügelarbeit zuständig. Kabarettistische Akzente setzten Britt Goedeking in ihrer Rolle als Nordlicht auf Besuch aus Hamburg und Gerda Dieudonné, die Goethes Gedicht vom Wanderer, der im Walde nichts sucht und trotzdem ein Blümchen findet, in mehrere Märchen-Versionen umdichtete. Alles in allem ein höchst gelungener Kleinkunstabend.

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