Kleine Person, große Ausstrahlung Welturaufführung inbegriffen

Neunkirchen. Fast schüchtern betritt sie die Bühne, in einem schlichten Etuikleid, dezent geschminkt, die Haare hält ein Haargummi zusammen, sie trägt keinen Schmuck: Doch diese kleine Person kommt ohne äußerlichen Glamour aus. Sie strahlt auch im "Sekretärinnen-Look" etwas Glamouröses aus, zieht die Zuschauer bereits beim ersten Lied in ihren Bann

Neunkirchen. Fast schüchtern betritt sie die Bühne, in einem schlichten Etuikleid, dezent geschminkt, die Haare hält ein Haargummi zusammen, sie trägt keinen Schmuck: Doch diese kleine Person kommt ohne äußerlichen Glamour aus. Sie strahlt auch im "Sekretärinnen-Look" etwas Glamouröses aus, zieht die Zuschauer bereits beim ersten Lied in ihren Bann. "Ein bisschen wie die Piaf" ist beim Publikum in der Neunkircher Gebläsehalle zu hören, wo Annett Louisan am Freitagabend vor ausverkauftem Hause auftritt. Egal, ob man während des knapp zweistündigen Konzertes in die Augen der Künstlerin blickt oder in die der Zuschauer: Sie leuchten. Und egal, ob zart oder fetzig, ob lustig oder traurig, ob neue Songs oder altbekannte: Die 31-Jährige versteht es, ihr Publikum mitzunehmen - mitzunehmen auf eine Reise der Louisan, die sich vom blonden Vamp zur schüchternen Brünetten verwandelt hat. Aber nur auf den ersten Blick. Wer genau hinschaut, der sieht: Diese Frau hat Temperament und Sexappeal. Ihre fünfköpfige Band - alles Männer - schaut geradezu liebevoll, ja beschützend auf die Sängerin, die ihren Körper zur Musik ihrer Jungs bewegt, die die Bühne für sich vereinnahmt, als sei sie auf ihr zu Hause. Etwas Heimisches ist es auch, das sie ihren Fans vermittelt, als sie durch die Reihen geht, die Gäste in ihr ganz eigenes Show-Programm miteinbezieht. Ein treuer Fan schenkt ihr Rosen, die ganz kleinen Gäste zeigen sich genauso begeistert wie die wahrscheinlich älteste Besucherin an diesem Abend. Annett Louisan schreibt Autogramme, während sie ihre Songs zum Besten gibt und ist in Neunkirchen an diesem Abend einfach eine Künstlerin zum Anfassen. "Teilzeithippie" heißt ihr Programm, das eigentlich jeden Namen tragen könnte. Denn dem Publikum scheint es egal zu sein, ob sie blond oder braunhaarig ist, ob sie die neuen oder die alten Songs singt. Sie scheinen ihre Annett einfach zu lieben. Und das, obwohl diese kleine Person völlig ohne eine aufwändige, pompöse Bühnenshow auskommt. Und auch die Gäste, die da waren, ohne Fans zu sein, ohne jeden Song der Künstlerin zu kennen, einfach nur, um sich einmal ein Bild von Annett Louisan zu machen, wenn sie schonmal in der Gegend ist, selbst die sagen, dass es ein gutes Konzert war. "Brillant" war am Ende des Konzertes von einem eher eingefleischten Fan zu hören. Und während die meisten Gäste sich auf den Weg nach Hause machen, vielleicht noch die Melodie eines Songs summen, sitzen manche besonders treuen Fans immer noch in den Reihen und verarbeiten das, was ihnen gerade geboten wurde: Musik von einer kleinen, zierlichen Person, die genauso über Prosecco, über die beste Freundin, über Schicksalsschläge und die Liebe singt. Neunkirchen. Als am Samstagabend kurz nach 23 Uhr die letzten Töne des Gershwin-Klassikers "Summertime" in der Neunkircher Gebläsehalle verklangen, lagen gut zweieinhalb Stunden bester Unterhaltung hinter den Besuchern der Neunkircher Nächte. Frank Nimsgern war mit seiner Band zum alten Hüttenareal gekommen, um vor fast ausverkaufter Kulisse einen Querschnitt seines Werkes zu präsentieren. Nach dem Auftakt mit "Wer weiß schon" und "Mach dich schön" aus "Snowhite", begrüßte der gebürtige Saarländer die 700 Gäste und stellte Aino Laos vor, die beim Großteil des Programmes den Gesangspart übernahm. Es folgte eine weitere rockige Nummer, nach deren Ende Nimsgern von der Gitarre zum Klavier wechselte und gemeinsam mit der Sängerin die Ballade "Frei wie der Wind " anstimmte. Nach Hits aus Musicals wie "Paradise of Pain" und "Poe", spielte die Band mit "Somewhere in Heaven" einen Titel der Show "Qi", die derzeit im Berliner Friedrichstadtpalast aufgeführt wird.Mit Michaele Kovarikova betrat dann eine weitere Sängerin die Bühne und präsentierte "Sugardaddy" aus dem Musical "Phantasma", das im November in Saarbrücken Premiere feiern wird. "Der Spieler", das Finale aus Nimsgerns "Der Ring", war auch das Finale des ersten Teils und wurde mit dem gemeinsamen Auftritt von Laos und Kovarikovo zu einem der Höhepunkte.Nach kurzer Pause und voranschreitender Dunkelheit kam auch die Lightshow in der Halle immer besser zur Geltung. Ein fulminantes Duell zwischen Saxophon und Trompete während "It`s a beautiful day" aus dem zwölf Jahre alten Musical "Paradise of Pain", wurde von den Zuschauern mitten im Song frenetisch gefeiert. Zeugen einer Welturaufführung wurden die Gäste dann, als Nimsgern gemeinsam mit Laos die Ballade "Ohne Dich" aus "Phantasma" anstimmte. "Wir sind etwas nervös, weil wir das Stück heute zum ersten Mal live präsentieren", gab der Komponist zu. Die Nervosität war unbegründet. Am Ende des Liedes wäre für einen Moment das Fallen einer Stecknadel zu hören gewesen, bevor die Zuschauer erneut in Begeisterung ausbrachen. In rotes Bühnenlicht gehüllt, bewies auch Michaele Kovarikova mit einer Interpretation des durch Ray Charles bekannt gewordenen Stückes "Georgia on my mind" erneut ihr Können. "Ein Stern ist geboren", würdigte Nimsgern diese Leistung. Bevor die Band nach "Can you see the light" die Bühne verließ, bedankte sich der Künstler mit den Worten "Für euch zu spielen ist mehr als Hobby und Beruf, es ist unser Leben", bei den Fans. Nach stehenden Ovationen kehrte die Band dann aber doch nochmal für zwei Zugaben zurück.

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