Kinder halfen bei Ernte und tobten sich aus

Sötern · Kinder bei der Kartoffelernte – was zu früheren Zeiten die reinste Plackerei war, wurde für die Kleinen in Sötern, Selbach und Überroth-Niederhofen zum tollen Erlebnis. Das Bildungsnetzwerk der Kulturlandschaftsinitiative half dabei, den Kinder ein Stück heimatliche Natur näher zu bringen.

 Auch in Überroth sahen die Kinder gespannt beim Ernten zu.

Auch in Überroth sahen die Kinder gespannt beim Ernten zu.

Auf der Wiese tollen, im Sand buddeln oder mal einen Matsch-Kuchen zubereiten - das macht Kindern Freude. Auf dem Natur-Spielplatz "auf dem Klopp" ist all dies möglich. Das Gelände gehört Klaus-Peter Steffen. Erst spielte dort nur sein eigener Nachwuchs, mittlerweile toben auch die "Lindenkinder" der Söterner Kindertagesstätte hier. Steffen hat ihnen sogar einen eigenen Acker überlassen, wo sie die Pflanzen beim Wachsen begutachten können.

Nun war es endlich Zeit, die reifen Kartoffeln aus dem Boden zu holen, und das jährliche Erntepicknick zu feiern. Bis die Knollen im Feuer durchgegart waren, wurde Stockbrot gegrillt. Dazu gab's Stullen mit Zwetschgen- und Nektarinenmarmelade; natürlich von den Kindern mit den Erzieherinnen selbst gemacht.

Andreas Maier ist einer der wenigen Landwirte in unserer Gegend, der noch Kartoffeln anbaut. Für ihn ist gerade Haupterntezeit. Trotzdem nahm er sich Zeit für die 4. Klasse des St. Wendeler Förderzentrums Wingertschule. Auf deren Stundenplan stand gerade das Thema "Kartoffel". Auf Anfrage der Klassenlehrerinnen Boes und Sticher konnte das Bildungsnetzwerks der Kulturlandschaftsinitiative St. Wendeler Land (Kulani) den Kontakt herstellen.

Kinder sahen beim Melken zu

 Kartoffelessen bei Landwirt Maier in Selbach.

Kartoffelessen bei Landwirt Maier in Selbach.

 „Lindenkinder“ der Kita Sötern. Fotos: Kulani

„Lindenkinder“ der Kita Sötern. Fotos: Kulani

Auf dem Hof angekommen, wurden den neun Schülern zunächst Maiers Milchkühe gezeigt. Sie konnten beim Melken zuschauen und lernen, wie viel Milch eine Kuh gibt. Sie durften die kleinen Kälbchen füttern und stellten erstaunt fest, wie rau sich eine Kuhzunge anfühlt.

Auf dem Kartoffelacker erklärte Maier, wie die Knollen gesetzt und geerntet werden. An den mittlerweile verwelkten Pflanzenstrünken durften die Kinder selbst ausgraben. Wichtig dabei: Die grünen Kartoffeln mussten aussortiert werden. Sie schmecken bitter und sind für den Menschen nicht bekömmlich. Den Tieren macht das aber nichts aus; für sie ist es gutes Futter. Beim abschließenden Kartoffelessen war die einhellige Meinung klar: "Das war schöner als der normale Unterricht."

Die Kinder der "Villa Wusel" hatten ihr Beet gehegt und gepflegt. Rainer Bauer - Hausmeister der Kindertagesstätte und Landwirt im Nebenerwerb - pflanzte mit den Kindern im Frühjahr ihr eigenes Kartoffelfeld. Regelmäßig wurde nach den Pflanzen geschaut, Unkraut gejätet und Kartoffelkäfer eingesammelt.

Nun war es endlich Zeit, die "Grumbeere auszumachen". Zuerst waren die Kinder verdutzt, denn das oberirdische Grün hing welk herab. Doch das Wichtigste der Pflanze wächst im Boden und die Knollen waren wohl herangewachsen. Rainer Bauer und die Erzieherinnen harkten sie hervor und die Kinder halfen mit Freude beim Ausbuddeln. Dabei kamen allerlei Regenwürmer, Larven und Raupen zum Vorschein, die wieder vorsichtig vergraben wurden. Denn wie die Kinder gelernt haben, helfen sie dabei, gute Erde zu machen.

Landwirt Joseph Kirsch half mit seinem Traktor dabei, die Erde auszuheben. Fünf pralle Säcke wurden gefüllt. Und da Feldarbeit hungrig macht, wurde vorgesorgt: Die frischen Kartoffeln wurden mit vorgeschnippeltem Suppengemüse zu einer Suppe verkocht.

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