Kaum Chefinnen in der Verwaltung

Saarbrücken · Die Politik will eine Frauenquote für die Wirtschaft – dabei sind Frauen auch in den Führungsetagen der Verwaltung deutlich unterrepräsentiert. Die Landesregierung will nun das Gleichstellungsgesetz überarbeiten.

Mit schwarzem Anzug und einem Strauß roter Rosen hat Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) vergangene Woche in einer Sonntagszeitung unter der Überschrift "Hier kommt der Quoten-Kavalier" posiert. Im Interview kündigte er an, in den ersten hundert Tage seiner Amtszeit ein Gesetz auf den Weg zu bringen, das eine Frauenquote in Aufsichtsräten vorschreibt. "Das hat absolute Priorität", sagte Maas.

Doch wie gut funktioniert die Frauenförderung in den Bereichen, die die Regierenden unmittelbar beeinflussen können? An der Spitze im Saarland könnte es aus weiblicher Perspektive kaum besser laufen: Mit Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), ihrer Stellvertreterin Anke Rehlinger (SPD) sowie der Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) sind drei absolute Spitzenämter in Frauenhand. Im Kabinett sind die Geschlechter mit vier Männern und drei Frauen nahezu ausgewogen verteilt. Danach geht es rapide bergab: Gerade einmal neun von 40 Abteilungen in den Ministerien werden von Frauen geleitet. Unter den Leitern der 15 Landesbetriebe und Landesämter ist nur eine Frau: Claudia Turner, die Chefin des Landesamts für Verbraucherschutz. Und bei den 22 Unternehmen, bei denen das Land über die Hälfte der Anteile hält und somit die Personalpolitik bestimmen kann, stehen 32 männlichen Geschäftsführern nur sieben weibliche gegenüber. Das geht aus der Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Piratenfraktion hervor. Auf die Frage, ob es Bestrebungen gibt, den Anteil von Frauen in Führungspositionen in diesen Bereichen zu steigern, verweist die Regierung auf das Landesgleichstellungsgesetz, das "den Abbau bestehender Unterrepräsentanzen von Frauen auf allen Funktions- und Einkommensebenen" vorschreibt. "Hierauf wirkt das Land in allen Bereichen im Rahmen seiner Möglichkeiten hin", heißt es in der Regierungsantwort.

Die Zahlen überraschen die Vorsitzende der Frauenvertretung des Deutschen Beamtenbundes (DBB), Sabine Meier, nicht: "Wir brauchen eine andere, aufstiegsfördernde Personalentwicklungspolitik, sodass Männer und Frauen ohne Karriere-Einbußen Familienarbeit übernehmen können", sagte sie der SZ. Ein großes Problem sieht sie in der "Anwesenheits- und Sitzungskultur". Ihrer Ansicht nach braucht es flexible Arbeitszeitmodelle, die Gleitzeit sowie die Arbeit von zu Hause ermöglichen. "Teilzeit sollte kein Hindernis sein. Doch die Zahl der Frauen in leitenden Positionen, die Teilzeit arbeiten, geht gegen null", sagte Meier. Sie fordert neue Organisationsmodelle, sodass sich etwa zwei Frauen eine Führungsposition, in der die Arbeitsbereiche genau aufgeteilt sind, teilen können. "In den Frauenförderpläne müssten verbindliche Zielvorgaben festgeschrieben werden", so Meier. Konkret plädiert die Beamten-Vertreterin für eine Frauenquote bei der Besetzung von Führungspositionen in der Landesverwaltung. "Wir müssen als Vorbild vorangehen, was wir im Bund von der Wirtschaft fordern. Genug geeignete Frauen gibt es."

Die Novellierung des Landesgleichstellungsgesetzes hatte die schwarz-rote Landesregierung 2012 im Koalitionsvertrag vereinbart. Darin heißt es: "Das saarländische Gleichstellungsgesetz werden wir zeitnah (. . .), vor allem mit Blick auf verbindliche und sanktionsbewehrte Regelungen und einer festgelegten Quotenregelung, (. . .) novellieren." Frauenminister Andreas Storm (CDU) will am Dienstag die Eckpunkte für ein neues Landesgleichstellungsgesetz vorstellen. Er begrüße den Vorschlag von Bundesjustizminister Maas, zügig die Frauenquote in Unternehmen einzuführen, sagte Storm. "Als Land sehen wir uns selbstverständlich auch in der Verantwortung, auch und gerade vor dem Hintergrund des notwendigen Stellenabbaus in der Landesverwaltung, Frauen gleiche berufliche Entwicklungschancen zu bieten und Gender-politisch mit gutem Beispiel voranzugehen." Ausgerechnet in seinem Ministerium stehen an der Spitze aller fünf Abteilungen Männer.

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