„Kameras können provozierend auf Täter wirken“

Saarbrücken · Sie hängen in Bahnhöfen, in Banken oder Tankstellen: Videokameras. Über ihren Nutzen diskutierten am Dienstag Vertreter der Polizei und die Landesdatenschutzbeauftragte.

Die Gleichung, dass mehr Videoüberwachung automatisch zu mehr Sicherheit führt, geht nicht auf. Darüber waren sich der stellvertretende Leiter der Bundespolizeiinspektion Bexbach, Niels Zimmermann, der leitende Kriminaldirektor im saarländischen Polizeipräsidium, Gerald Stock, sowie die Landesbeauftragte für Datenschutz, Judith Thieser (CDU), einig. Moderiert von SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst diskutierten sie am Dienstag in der Union Stiftung darüber, ob Kameras bei der Aufklärung und der Vermeidung von Straftaten helfen.

"Viele Menschen fühlen sich sicherer mit Videoüberwachung, aber das ist oft eine trügerische Sicherheit", sagte Stock. Wenn die Kamera nur aufzeichne, aber niemand das Geschehen an einem Monitor verfolge, könne nicht unmittelbar eingegriffen werden. Bei der Aufklärung von Straftaten nutze die Videoüberwachung vergleichsweise viel. "Mit ihrer Hilfe konnten in den ersten vier Monaten im Saarland 14 Straftaten aufgeklärt werden", sagte Zimmermann. Anders sehe es bei der Prävention aus. Spontane Taten im Affekt ließen sich dadurch nicht reduzieren. "Kameras können auch provozierend auf Straftäter wirken", gab Zimmermann zu bedenken. Zudem seien Videos nicht immer genau. "Augenzeugen sind nach wie vor unsere wichtigste Quelle." Im Saarland wie in Hessen einen Pilotversuch zu starten, bei dem Polizisten mit kleinen Schulterkameras ausgestattet werden, hält er für einen "überlegenswerten Gedanken".

"Es gibt durchaus Notwendigkeiten für Videoüberwachung. Aber wir sind dagegen, dass flächendeckend unser Leben protokolliert wird", sagte die Datenschutzbeauftragte. So häuften sich die Beschwerden über eine Videoüberwachung am Arbeitsplatz. "In den wenigsten Fällen sind die Kameras zulässig", stellte sie klar und riet Betroffenen, sich an das Unabhängige Datenschutzzentrum zu wenden.

lfdi.saarland.de

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