Junge Straftäter auf den rechten Weg bringen

Kreis Neunkirchen. Die große Resonanz auf die Fachtagung mit rund 130 Teilnehmern aus dem ganzen Saarland und bis nach Rheinland-Pfalz zeigte: Die Menschen, die sich beruflich mit kriminell gewordenen Kindern und Jugendlichen befassen, sind an der Diskussion über die derzeitige Situation und neue Wege der Eingriffsmöglichkeiten stark interessiert

Kreis Neunkirchen. Die große Resonanz auf die Fachtagung mit rund 130 Teilnehmern aus dem ganzen Saarland und bis nach Rheinland-Pfalz zeigte: Die Menschen, die sich beruflich mit kriminell gewordenen Kindern und Jugendlichen befassen, sind an der Diskussion über die derzeitige Situation und neue Wege der Eingriffsmöglichkeiten stark interessiert. Eingeladen hatte die Landesgruppe Saarland der Deutschen Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen (DVJJ). Referate hielten unter anderem Uschi Biedenkopf, die Leiterin des Jugendamtes des Regionalverbandes, der Hamburger Richter Prof. Hans-Joachim Plewig und Wolfgang Mitzel, der seit 20 Jahren als Jugendgerichtshelfer im Kreis Neunkirchen arbeitet und am Freitag in der Lokalredaktion zu Gast war.Man geht davon aus, dass fünf Prozent der Jugendlichen für 40 Prozent der Straftaten zuständig sind. Das heißt, dass für die meisten Kinder und Jugendlichen der Rechtsbruch eine einmalige Sache bleibt, weil die rechtlichen Folgen eine heilsame Erfahrung für sie sind. Für die fünf Prozent jedoch, die in ihrem Elternhaus keinen Rückhalt haben, die meist ohne Schulabschluss sind und schon in jungen Jahren resignieren, wird es ohne fremde Hilfe schier unmöglich, aus dem Teufelskreis Kriminalität herauszukommen. "Die Politik will immer schärfere Gesetze", sagt Wolfgang Mitzel. Dabei müssten die vorhandenen nur besser ausgeschöpft werden. Der erste Ansatz müsste bei den Eltern sein, doch wenn diese Gebote zwar aufstellen, aber nicht verfolgen und mit ihren Kindern nicht reden, sondern sich selbst oder dem PC überlassen, ist dann doch die staatliche Jugendhilfe gefragt. Mit niederschwelligen Angeboten wie Streetworkern versucht man, an gefährdete Kinder und Jugendliche heranzukommen. Wenn diese bereits straffällig geworden sind, sollte Einsperren das letzte Mittel sein, wie Professor Plewig bei der Fachtagung sagte. Dieser Ansicht ist auch Wolfgang Mitzel. "Ich denke, man sollte dem Jugendlichen erst mal die Chance geben, dass er die Folgen seiner Tat überblicken kann." Ein wichtiges Mittel sei etwa der Täter-Opfer-Ausgleich, wenn der Jugendliche mit den Folgen seiner Tat konfrontiert wird. Das Gespräch mit einer älteren Frau, deren Handtasche geklaut wurde, kann Täter und Opfer helfen. Dem Täter, weil er sich mit seiner Tat und seinen Gefühlen auseinandersetzen muss, der Frau, weil sie begreift, dass sie nur zufällig "ausgesucht" wurde und sich wieder auf die Straße traut. "Die Aggressionsarbeit ist viel schlimmer für den jungen Täter, als in den Knast zu gehen", weiß Mitzel. Alternativen bieten auch Träger wie das Diakonische Werk mit dem Projekt "Rat & Tat" an.

HintergrundEine Fachtagung mit dem Thema "Hochdelinquente Minderjährige - Eingriffsmöglichkeiten der Jugendhilfe und der Justiz" fand am Donnerstag erstmals im Neunkircher Dienstgebäude des Landkreises statt. "Delinquent (aus dem lateinischen delinquere - sich vergehen, einen Fehltritt begehen) ist eine insbesondere in der Kriminologie verwendete Bezeichnung für einen Straftäter. red

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