Indianer-Powwow Leben wie einst im Wilden Westen

Bosen · Indianer, Trapper, Rancher und Soldaten: Rund 300 Männer und Frauen hauchten am Wochenende dem Powwow am Bostalsee Leben ein.

 Kommen aus dem Süden: Captain John S. Greer, First Sergeant A. W. Sanford und Private Fry (von links) von der Texas Rocket Battery. 

Kommen aus dem Süden: Captain John S. Greer, First Sergeant A. W. Sanford und Private Fry (von links) von der Texas Rocket Battery. 

Foto: Frank Faber

Die Sonne nähert sich dem Horizont. Auf einer Wiese am Bostalsee tanzen Indianer im Uhrzeigersinn. Eine Schar (Kanada-)Gänse zieht in der Abendstimmung über das Gelände hinweg. Die Metallglöckchen an der Kleidung der Rothäute klingeln bei jedem Schritt, in einer Schale brennen Sweetgras und Salbei, süßer Rauch steigt auf. Es ist Powwow am Bostalsee. Rund 300 Hobbyisten stellen die Ureinwohner und die Zugezogenen Nordamerikas dar. Begrüßt werden die Besucher von Cheyenne-Häuptling Weiße Feder, der wie eine Statue für den karitativen Zweck Modell steht. Sein Kollege, Häuptling Wilder Büffel alias Magier Martin Mathias, zaubert auf der Bühne mit Squaw Gute Sonne (Tatjana Mathias) einen kompletten Stamm Nachwuchsindianer aus dem Nichts herbei.

Weitere Rothäute, Trapper, Rancher und Soldaten haben am See ihre Tipis, Lodgen und Zelte aufgebaut und leben friedlich miteinander. Oder? Ein Schuss schreckt alle auf, die Kugel streift den Arm eines Irokesen. Wo ist der Medizinmann? Colonel Wolf, der mit der First New York Kavallerie am Seeufer lagert, greift ein. Der Offizier schleppt den angeschossenen Irokesen ins Zelt von Dr. Sebastian Mc Fly. „Ich behandele jeden“, sagt der Mediziner. Unterstützt von Assistentin Morgane versorgt der Doc die blutende – aber nicht echte – Schusswunde am Oberarm des Indianers. Ein Berufskollege von Dr. Mc Fly, der Zocker-Zahnarzt Doc Holiday, treibt sich lieber an Spieltischen rum. Zu seiner Sicherheit sind Marshal Wyatt Earp und seine Ordnungshüter (Gruppe „Tombstone“ aus Kehl) immer in seiner Nähe. Earp selbst soll zu Lebzeiten auch als als Salonbesitzer aufgetreten sein. Von Stadt zu Stadt ziehen die Gamblers, um bei Pokerrunden in den Saloons die Cowboys auszunehmen.

Zurück in die Realität und welch amüsante Geschichte: Zwei im Hermeskeiler Krankenhaus tätige Chirurgen und ein Medizinstudent stellen die drei Überbleibsel der ehemaligen Texas Rocket Battery dar. „Sie wurde 1863 während des amerikanischen Bürgerkrieges gegründet, mit dem Ziel die Nachschubwege für die Kanonen zu organisieren“, erklärt Captain John S. Greer. Es sei eine experimentelle Einheit mit Feldeinsatz gewesen. Doch dazu sei es nie gekommen. „Da es mit dem Raketenbau hat nicht geklappt hat, ist im Juli 1864 die Einheit ohne jeglichen Einsatz wegen Personalmangel wieder aufgelöst worden“, berichtet Captain Greer.

Stumm bleiben beim diesjährigen Powwow auch die Kanonen der First New York Kavallerie. Wegen der Trockenheit ist Colonel Wolf von Behördenseite das Abfeuern der Kugeln aus den historischen Geschossen nicht genehmigt worden. Dafür sorgt die waghalsige Reitershow der französischen Plains Indians für Action und Gelächter, wenn Laurent mit seinem Esel die witzige Comedynummer abzieht. Livemusik macht Raza Inka auf der Panflöte, den in den Abendstunden die Jim Everett Band und die Country-Formation Lousiana ablösen.

 Die Flinte liegt parat – Falschspieler sind hier unerwünscht: Die Gamblers sind zum Zocken am Bostalsee.

Die Flinte liegt parat – Falschspieler sind hier unerwünscht: Die Gamblers sind zum Zocken am Bostalsee.

Foto: Frank Faber
 Doc Mc Fly (links) und Morgane versorgen die (nicht echte) Schusswunde eines Irokesen.Der Vorfall macht Colonel Wolf (rechts) nachdenklich.

Doc Mc Fly (links) und Morgane versorgen die (nicht echte) Schusswunde eines Irokesen.Der Vorfall macht Colonel Wolf (rechts) nachdenklich.

Foto: Frank Faber
 Christophe von den Plains Indians zeigte mit seinem Pferd akrobatische Einlagen bei der Reitershow.

Christophe von den Plains Indians zeigte mit seinem Pferd akrobatische Einlagen bei der Reitershow.

Foto: Frank Faber

Nach drei Tagen ist das von der St. Wendeler Agentur Gog Concept veranstaltete nordamerikanische Lagerleben dann beendet. Und Captain Greer hat die Uniform ausgezogen und den weißen Arztkittel im Hermeskeiler Krankenhaus wieder übergestreift.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort