Im Schnee stecken geblieben

Neunkirchen. Dieser für unsere Breitengrade extrem zu nennende Winter bringt viele Probleme mit sich. So sind auch Rollstuhlfahrer sehr betroffen. SZ-Leser Frank Schäfer, Jahrgang 1965, ist Rollstuhlfahrer. Er bedauert beispielsweise, dass viele Hausbesitzer oder deren Beauftragte die Bürgersteige nicht ordnungsgemäß räumen

Neunkirchen. Dieser für unsere Breitengrade extrem zu nennende Winter bringt viele Probleme mit sich. So sind auch Rollstuhlfahrer sehr betroffen. SZ-Leser Frank Schäfer, Jahrgang 1965, ist Rollstuhlfahrer. Er bedauert beispielsweise, dass viele Hausbesitzer oder deren Beauftragte die Bürgersteige nicht ordnungsgemäß räumen."Als Rollstuhlfahrer bin ich aufgeschmissen, wenn ich in diesen Tagen nach draußen will", sagte er der SZ. Dabei müsse er beispielsweise zum Arzt oder einkaufen. "Ich habe doch auch meine Rechte wie ein Gesunder", bemerkte der gebürtige Thüringer. Häufig müsse er Mitarbeiter des Ordnungsamtes alarmieren, wenn er mit seinem Rollstuhl in Schneehaufen stecken bleibt und weder vor noch zurück kann. "Die Mitarbeiter kommen allerdings auch so schnell es geht", versicherte Schäfer.

Aber diese Aktionen seien nun mal nicht notwendig, wenn die Bürgersteige oder auch die Zugänge zu Fußgängerüberwegen ordnungsgemäß gereinigt würden. Die Mitarbeiter des Betriebshofes der Stadt reinigten zwar die der Stadt gehörenden Bürgersteige mit ihren kleineren Räumautos ordentlich, dafür aber würden die Auf- und Abgänge zu diesen Bürgersteigen von den großen Schneepflügen wieder zugeschoben, so dass kaum der normale Fußgänger, und schon gar nicht der Rollstuhlfahrer die Bürgersteige benutzen könne.

Frank Schäfer plädiert für eine ordnungsgemäße Reinigung der Bürgersteige durch Privatpersonen, aber auch für mehr Rücksichtname bei den Reinigungsmaßnahmen durch die städtischen Fahrzeuge. Zur Reinigung der Bürgersteige gehöre auch die vorgeschriebene Breite der gereinigten Fläche. "Ich muss mit meinem Rollstuhl auch zwischen den Schneemassen hindurchfahren können", sagte er der SZ. "Wenn ich auf die Straße ausweiche, schimpfen die Autofahrer und es besteht zudem für die Autofahrer und auch für mich Unfallgefahr", so Schäfer.

Ein weiteres Problem der Straßenreinigung ist bei ihm noch gerichtlich anhängig. Eine Zufahrt zu seiner behindertengerechten Wohnung in den rückwärtigen Bereich der Wellesweiler Straße 45, werde von der Stadt nicht geräumt, da diese Strecke keine von der Stadt zu räumende Strecke ist. Schäfer aber ist der Meinung, dass die Stadt diese Strecke reinigen muss. Mitte Januar wird das Verwaltungsgericht in Saarlouis entscheiden, welchen Status diese Zufahrtsstraße zur Wohnung des Behinderten besitzt.

Holger Janes, Abteilungsleiter im Ordnungsamt der Stadt, kennt die Probleme von Frank Schäfer genau. "Wir tun, was wir können und wenn Herr Schäfer irgendwo auf der Straße nicht mehr weiterkommt, schicken wir Mitarbeiter raus, die ihm helfen. Eine ständige Hilfe können wir aber nicht stellen. Wir können nur dafür sorgen, dass eine Gefahr für Leib und Leben des Betroffenen abgewehrt wird," sagte Janes. Zum Streitfall "Zufahrtsstraße" wollte sich Janes nicht äußern, da es sich um ein schwebendes Verfahren handelt.

Für Frank Schäfer aber ist es zunächst einmal wichtig, dass alle Hausbesitzer oder die von ihnen beauftragten Personen die Bürgersteige ordnungsgemäß räumen, so dass auch ein Rollstuhlfahrer seinen alltäglichen Geschäften nachkommen kann. "Ich muss ja auch mal einfach an die frische Luft, sonst fällt mir die Decke auf den Kopf", sagte der Gehbehinderte. gm

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