Im Patchwork-Paradies

Neunkirchen · Ob Handtasche, Überwurf oder Babydecke: Eigenkreationen in Patchwork-Technik kommen immer gut an. Und wer selbst quiltet, fand in der Ausstellung in der Neunkircher Christuskirche viele Inspirationen.

 Über 40 großformatige Kunstwerke aus Stoff und Nähfaden stellten die 30 Turm- und Wendelsquilterinnen an Fronleichnam in der evangelischen Christuskirche am Unteren Markt aus. Angeboten wurden auch wertvolle Stoffe und Literatur zumThema. Foto: Willi Hiegel

Über 40 großformatige Kunstwerke aus Stoff und Nähfaden stellten die 30 Turm- und Wendelsquilterinnen an Fronleichnam in der evangelischen Christuskirche am Unteren Markt aus. Angeboten wurden auch wertvolle Stoffe und Literatur zumThema. Foto: Willi Hiegel

Foto: Willi Hiegel

Das ist mal eine Überraschung. Ein Riesen-FC-Bayern-Banner erwartet man ja nicht unbedingt bei einer Patchwork- und Quilt-Ausstellung. Natürlich ist das rot-weiße Fanrequisit nach allen Regeln der Kunst gequiltet, sprich, flächendeckend von Ziernähten überzogen - was es, wie alle anderen der fast 60 Exponate, zu einem wertvollen und, gemessen an den ungezählten Arbeitsstunden, unbezahlbaren Unikat macht. Aber um Geld geht es bei der 8. Ausstellung der Turm- und Wendelsquilter in der Christuskirche, wenn überhaupt, dann nur am Rande. Um eines der Lose zu erwerben beispielsweise, die als Hauptgewinn einen von der gastgebenden 20-köpfigen Nähgruppe in Gemeinschaftsarbeit angefertigten Quilt in Aussicht stellt. "Den wollen wir alle", lacht Maria Graf, die gerade ihre Adresse auf zehn Lose geschrieben hat. Gleich zehn Stück? "Ist ja auch für einen guten Zweck", meint die Homburgerin. Genau wie der Obolus für Kaffee und den leckeren Kuchen kommen die Tombola-Erlöse dem neuen Innenanstrich der Kirche zugute.

Längst hat sich die alle zwei Jahre an diesem stilvollen Ort ausgerichtete Mini-Messe in der Szene etabliert. Mit dabei als eine von acht Ausstellern war Birgit Schüller , die quasi in der Patchwork-Champions-League spielt.

Preisgekrönte Traumkleider Ihre mitgebrachten Arbeiten, darunter grazile Traumkleider, waren allesamt auf internationalen Wettbewerben erfolgreich, die mit Preisgeldern bis hin in den vierstelligen Bereich locken. So auch "Licorice and Lace" - ein mit winzigen Kristallen übersäter Bettüberwurf mit floralen Ornamenten aus Glitzergarn. Er "gastierte" während der letzten drei Jahre in den USA auf diversen Shows und siegte dort mehrfach. Gekommen ist die dreifache Mutter zum Quilten "wie die Jungfrau zum Kinde": "Mein Sohn lag mit Windpocken im Bett und ich durfte nicht arbeiten." Die unterschiedlichen Techniken eignete sie sich autodidaktisch an. Seit 2002 gibt die 45-jährige freischaffende Textilkünstlerin selbst Kurse, vor kurzem erst wieder in Luxemburg. Haupteinnahmequelle ist jedoch das Quilten für andere: "Es gibt viele Frauen, die gern nähen, aber durch Rheuma oder Arthritis bedingt nicht selbst quilten können, oder aber es gar nicht wollen." Für sie übernimmt Birgit Schüller das aufwändige Zusammensteppen der drei Stofflagen. Möglich macht das eine drei Meter breite Profi-Longarm-Quiltmaschine.

Für Alma Müller aus Hof im Ostertal käme das nicht in Frage. Sie quiltet selbst, zuletzt für die Enkelin zu deren Hochzeit. "Gott, war das eine Arbeit", erinnert sich die Seniorin. Die Ausstellung in der Christuskirche besucht sie schon das vierte oder fünfte Mal: "Das ist jedes Mal schön. Und es gibt immer noch mal etwas Neues zu sehen und viele Anregungen." Gerade näht sie an einer Babydecke, auch die mitgebrachte Tasche ist eine Eigenproduktion. Sind Handarbeiten überhaupt noch zeitgemäß? "Ich komme gut an mit meinen Arbeiten", ist die Erfahrung von Alma Müller. "Die Leute freuen sich und ich freue mich auch."

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