„Ich war einfach glücklich“

Steinrausch · Nadine Theisen ist die beste Saarländerin beim 49. Bundeswettbewerb „Jugend forscht“. Sie wurde Dritte im Fachbereich Mathematik/Informatik. Die junge Frau hat aber noch viel mehr drauf.

 Beim jüngsten Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ in Künzelsau hat Nadine Theisen nun ihre Arbeit an einem eigenen Stand vorgestellt. Foto: Uwe Theisen

Beim jüngsten Bundeswettbewerb „Jugend forscht“ in Künzelsau hat Nadine Theisen nun ihre Arbeit an einem eigenen Stand vorgestellt. Foto: Uwe Theisen

Foto: Uwe Theisen

Nadine Theisen (16) ist Schülerin des Max-Planck-Gymnasiums, spielt Fußball, Klavier und Cello, hat Spaß an Mathematik, verbringt ihre Freizeit gern mit Freunden, freut sich aufs "Public Viewing". Stress? "Eher nie, höchstens, wenn viele Arbeiten zu schreiben sind."

Sie ist erfolgreich, setzt sich aber nicht unter Druck. Am Besten entspannt sie am Klavier, , etwa bei der Musik aus dem Film "Star Wars" ihres Lieblingskomponisten John Williams oder auch beim Lesen ganzer Fantasy-Romanreihen. Klischees findet sie lustig.

Keinesfalls ein "Nerd"

Ein "Nerd" sei sie auf keinen Fall. Sie verbringe nicht viel Zeit online. Dabei ist der Computer ihr wichtigstes Werkzeug für ihr preisgekröntes Projekt gewesen. Sie siegte beim Landesentscheid von "Jugend forscht" in ihrem Fach. Das Saarland schickte Teams in sechs Fachbereichen zur Bundesrunde nach Künzelsau. "Ich war einfach glücklich", sagt Nadine. Ihre preisgekrönte Arbeit bescherte ihr 1500 Euro von der Fraunhofer- und weitere 500 Euro von der Konrad-Zuse-Gesellschaft sowie vom Landeswettbewerb eine dreitägige Studienreise ins Deutsche Museum nach München. Das Glück blieb ihr hold. Als Nachrückerin darf sie zwei Wochen in London an einer internationalen Sommer-Akademie teilnehmen. "Das ist richtig cool", findet sie; sie treffe dort junge Leute aus aller Welt.

Nach dem Abitur möchte sie ein Jahr in Afrika arbeiten, "möglichst zentral, wo Afrika nicht so europäisch ist wie im Süden". Rückblickend erzählt Nadine: "An den PC in der Grundschule war ich selten." Daheim habe ihr Vater sie schon früh an den 386er-Computer gelassen.

Das Max-Planck-Gymnasium sei für sie die beste Schulwahl gewesen, "weil es dort unglaublich viele Dinge gibt, wo man mitmachen kann". Besonders ihr Bezugslehrer Tim Lethen habe ihr seit dem vergangenen Sommer sehr geholfen. Geduldig schildert Nadine dem Ahnungslosen, worum es in ihrem Projekt ging. "Das Thema ist sehr mathematisch. Ich habe eine Methode umgesetzt, mit der man auf besonders effiziente Weise Modelle analysieren kann."

Virtuelle Welten durchforsten

Es geht um Modallogik, in der außer den Kriterien "wahr" und "falsch" noch "notwendig" und "möglich" gelten. Nadine hat einen "Compiler" (Übersetzer) entwickelt, mit dessen Hilfe mathematische Formeln als digitale Agenten selbstständig virtuelle Welten durchforsten.

Sehr abstrakt, oder? "Ja, ich weiß", räumt Nadine ein. Man stelle sich vor: Ein Roboter befindet sich an einem bestimmten Ort, kann aber andere Optionen wählen. Doch er denkt nicht selber nach, sondern führt aus, was das von Nadine entwickelte Programm entschieden hat. Dies sei keineswegs Selbstzweck. Das Theisensche Programm könne für elektronische Schaltungen, Betriebssysteme und die Robotersteuerung eingesetzt werden, urteilte die Jury aus renommierten Wissenschaftlern.

Konkreter geht es jedoch im Kreisjugendorchester und noch mehr beim Fußball zu. Nadine spielt im Tor beim SSV Pachten in der Verbandsliga der B-Juniorinnen (zurzeit Platz 2). Frauenfußball ist akzeptiert. Das Vorurteil, Mathematik sei eher etwas für Jungs und Deutsch für Mädchen, widerlegt Nadine schon allein durch ihre Fächerwahl in der Oberstufe. Allerdings bedauert sie, dass sie Physik und Informatik nicht stärker gewichten konnte. Ein Optimierungsprogramm für die Fächerkombinationen wäre doch eine schöne Aufgabe! Nadine Theisen lacht.

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