Bata Illic „Ich habe Michaela lieben gelernt“

Bosen · Die Schlagerstars der 70er geben sich am Wochenende ein Stelldichein am Bostalsee. Auch Bata Illic ist dabei.

 Bata Illic tritt am Wochenende am Bostalsee auf. 

Bata Illic tritt am Wochenende am Bostalsee auf. 

Foto: dpa/Hermann Wöstmann

Eine Schlagerparty ist in das Seefest, das am Wochenende, 28. und 29. Juli, am Bostalsee über die Bühne gehen wird, integriert. Am Samstag tritt neben Michael Holm und Graham Bonney unter anderem auch Bata Illic auf. Im SZ-Interview spricht er über seine große Liebe, über den Schlager von heute und über Michaela.

Ich habe mich in meinem Bekanntenkreis umgehört, was sie gerne von Bata Illic wissen wollen. Alle stellten die gleiche Frage: Wer ist Michaela?

Bata Illic: Ich erinnere mich noch, als ich das erste Mal von Michaela hörte. Ich wohnte damals mit meiner Familie in Frankfurt. Es war Winter. Und ich erhielt einen Anruf von Robert Puschmann. Er sagte, er habe ein Lied für mich. Als ich kam, saß er in einer Kneipe am Tisch mit Jean Frankfurter (Produzent und Komponist; Anm. d. Red.) und einem anderen Mann, ich glaube, der war Lastwagenfahrer. Sie spielten mir ein Lied namens ‚Manuela“ vor. Ganz feinfühlig habe ich ihnen gesagt, dass mir das nicht gefällt. Der Laswagenfahrer sagte spontan: Warum nennt ihr das Lied nicht ‚Michaela’? Ich bin nach Hause und habe nicht weiter darüber nachgedacht.

Und wie kam es dann doch dazu, dass Sie das Lied gesungen haben?

Illic: Eine Woche später sollte ich ein Album aufnehmen. Und die Plattenfirma woltle, dass ich ‚Michaela’ singe. Der Direktor der Deutschen Grammophon wies mich darauf hin, dass ich einen Vertrag habe und dass ich das Lied singen muss. Also hab ich es gesungen. Allerdings konnte ich das ‚CH’ nicht aussprechen. Als ich es das erste Mal gesungen habe, hatte ich Angst, dass alle meckern würden. Aber die Produzenten haben nichts gesagt.  Drei Wochen später sagte nur der Direktor, dass sie nicht genug nachpressen könnten, so groß sei die Nachfrage nach ‚Michaela’.

Stört es sie eigentlich, dass Sie immer wieder zu Michaela befragt werden?

Illic: Nein. Ich habe das Lied lieben gelernt. Weil es die Menschen lieben. Wenn ich heute irgendwohin komme, spiele ich immer als erstes ‚Michaela’. Dann habe ich es hinter mir. Ansonsten würden die Leute es den ganzen Abend fordern. Dabei erlebe ich das Lied immer wieder neu. Weil die Fans es vor der Bühne mitsingen, neulich in Thüringen haben es sogar fünf- oder sechsjährige Kinder mitgesungen. Und: Ich treffe immer wieder auf Frauen in den Vierzigern, die wegen meines Liedes ‚Michaela’ heißen. Und noch etwas: Dieses Lied hat mir sehr großen Erfolg gebracht. Dafür bin ich sehr dankbar. ‚Michaela“, aber auch ‚Mit verbundenen Augen“ sind zu Markenzeichen geworden, die mich mein ganzes Leben lang begleiten. Der liebe Gott hat es wirklich gut mit mir gemeint.

Hat „Michaela“ denn Ihr Leben verändert?

Illic: Sie werden es nicht glauben. Als ‚Michaela“ überall Nummer eins war, da hatte ich gerade kein Engagement. Ich traf zufällig Cindy und Bert. Sie beglückwünschten mich und meinten, ich könnte mich vor Anfragen wohl gerade nicht retten. Aber so war es nicht. Aber dann kam die Lawine, ich hatte drei  Mal am Tag eine Veranstaltung oder ein Konzert. Das war eine fantastische Zeit.

Dann gleich zum nächsten Klassiker. Einer Ihrer größten Hits war „Ich möchte der Knopf an Deiner Bluse sein“. Hatten Sie eigentlich in der damaligen Zeit keine Angst, dass das zu anrüchig sein würde?

Illic: Ich erinnere mich an einen wahnsinnig bekannten Moderator  beim Bayerischen Rundfunk. Er kündigte das Lied mit den Worten an: ‚Jetzt Bata Illic mit seiner neuen Platte – was ist das denn für ein Blödsinn, aber wir spielen es.’ Zwei Wochen später sagte er es dann so: ‚Und jetzt Knöpfchen, Bata!’ Bei einigen Rundfunkanstalten war das Lied sogar verboten, es sei zu unanständig, hieß es. Aber das Publikum hat das Lied geliebt.

Woran liegt es, dass die Menschen die alten Schlager nicht satt haben?

Illic: Das waren damals irgendwie Stimmungslieder, es ging nicht um Probleme. Es waren einfache Stücke, bei denen einem das Herz aufging. So etwas wollen die Menschen hören.

Dabei erlebt doch der Schlager gerade einen Boom – dank Künstler wie Helene Fischer, Andrea Berg oder Klubb-3. Was unterscheidet den Schlager von heute von dem der 70er-Jahre?

Illic: Ich höre gerne die neuen Schlager. Helene Fischer  kann wirklich singen und tanzen, sie ist eine Entertainerin auf amerikanische Art und singt wirkliche Gassenhauer. Aber: Es gibt heute viele Hits, die von Problemen erzählen. Ich hatte auf meinem letzten Album das Lied ‚Drei Seiten Sehnsucht’. Das Lied hat einen wunderschönen Text. Eine Frau erzählt, wie unglücklich sie mit mir ist. Bei einem Auftritt irgendwo in Westfalen habe ich zuerst ‚Michaela’ gesungen, das Publikum jubelte. Dann habe ich als zweites Lied ‚Drei Seiten Sehnsucht’ gewählt. Und ich sah, wie sich auf die Gesichter im Publikum plötzlich ein Schatten legte. Da merkte ich, ich habe einen Fehler gemacht. Ich sang über Probleme, die in fast jeder Ehe vorkommen. Die Leute haben die Probleme selbst, dann muss ich nicht noch darüber singen.

Wen hören Sie heute gerne?

Illic: Meine Frau und ich sind Klassik-Fans.  Seit 1971 besuchen wir jedes Jahr die Salzburger Festspiele. Auch in Bayreuth waren wir regelmäßig. Meine Frau hat in ihrer Abitur-Zeit 50 Seiten über Richard Wagner geschrieben. Sie ist wie ein klassisches Lexikon.

Und mit diesem Lexikon sind Sie nun seit 55 Jahren verheiratet...

Illic: Ja, wir hatten gerade Hochzeitstag. Den haben wir in Italien verbracht. Ich habe sie kennengelernt, als sie 18 war und Medizin studiert hat. Ich war gleich verliebt.

Wenn ich richtig gerechnet habe, werden sie im kommenden Jahr 80. Macht Ihnen das Alter zu schaffen?

Illic: Das Alter merke ich gar nicht. Gerade habe ich aber alles beim Arzt durchchecken lassen. Gott sei Dank ist alles in bester Ordnung. Und ich freue mich noch immer, wenn ich unterwegs bin, dann genieße ich die Landschaft, fahre gemütlich und höre Musik. Deutschland ist so schön, 80 Prozent der Deutschen wissen das gar nicht. Daher fahre ich auch selbst zu meinen Auftritten, auch an den Bostalsee.

Schon mal an Abschied von der Bühne gedacht?

Illic: Nein, ich singe bis zum Schluss. Ich wünsche mir, dass ich mein Leben lang singe. Ich liebe die Musik und das Gefühl, das ich vom Publikum bekomme. Das macht so glücklich.

Wenn Sie in Ihrem Beruf als Lehrer weitergearbeitet hätten, wären Sie schon längst in Pension. Können Sie sich das vorstellen?

Illic: Nein, Gott sei Dank bin ich nicht in meinem Beruf geblieben. Ich war damals 22, musste ein halbes Jahr hospitieren.  Die 16-, 17-Jährigen haben mich richtig fertig gemacht. Es war furchtbar. Ich habe nur gedacht: nichts wie weg.  Zum Glück hat das mit der Musik geklappt.

 Und noch eine Frage zum Saarland: Kennen Sie das Saarland, den Bostalsee? Was verbinden Sie mit der Region?

Illic: Ich habe im Saarland Freunde. Außerdem habe ich dort viele Interviews beim Rundfunk gegeben, auch einige Fernsehsendungen gemacht. Mein erstes Interview überhaupt habe ich mit Dieter Thomas Heck beim SR gemacht. Außerdem habe ich mal 14 Tage bei Cindy und Bert in Völklingen gewohnt.  Sie hatten mir das angeboten, damit ich nicht in ein Hotel gehen muss. Und daraus wurde eine so schöne Freundschaft. Wir haben im Garten gesessen und Musik gemacht.  Auch mit den Geschwistern Wendling bin ich befreundet und zu Ingrid Peters hab ich ebenfalls Kontakt. Sie ist eine so tolle Sängerin. Über den Bostalsee weiß ich allerdings nicht viel.

Und was erwartet die Fans beim Konzert am Bostalsee?

Illic: Ich freue mich auf jeden Fall riesig darauf. Ich werde meine Lieder auf Rock-Art richtig laut singen.

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