"Ich habe ein dickes Fell und kann einiges einstecken"

Kreis Neunkirchen. "Ich habe ein dickes Fell und kann schon einiges einstecken", behauptete vor 25 Jahren der frischgekürte Landrat des Kreises Neunkirchen, Rudolf Hinsberger, im Gespräch mit einem Redakteur der Saarbrücker Zeitung

Kreis Neunkirchen. "Ich habe ein dickes Fell und kann schon einiges einstecken", behauptete vor 25 Jahren der frischgekürte Landrat des Kreises Neunkirchen, Rudolf Hinsberger, im Gespräch mit einem Redakteur der Saarbrücker Zeitung. Damals richtete sich der promovierte Geisteswissenschaftler Rudolf Hinsberger aus Hüttigweiler auf die Nachfolge des Juristen Günter Schwehm als Landrat ein. Der Sozialdemokrat löste den Christdemokraten ab. Die große Ära Schwehm war zu Ende. Der ehemalige Jungsozialist und Juso-Kreisvorsitzende Hinsberger hoffte damals "auf ein friedliches Nebeneinander im Kreistag wie zu Schwehms Zeiten". Denn, so hatte der SPD-Fraktionschef im Verlauf seiner Karriere innerhalb der SPD erkannt: "Als Jungsozialist muss man aggressiv sein - ist man in der Partei, muss man Rücksicht nehmen." Und noch eine Weisheit formulierte der angehende Landrat und promovierte Philosoph (mit magna cum laude): "Wer die Theorie diskutiert, ist ein Linker, wer praktische Arbeit macht, wird nach rechts gestellt." Dabei sei praktisches Handeln, das nicht mit einem theoretischen Hintergrund verbunden ist, sinnlos. Als dann der Tag seiner Einführung kam, versicherten ihm die Festredner, Hinsberger besitze Stehvermögen, Duldsamkeit, Toleranz und die Fähigkeit, zuhören zu können.Der für seine spitze Zunge bekannte, damalige SPD-Fraktionschef und damit Nachfolger von Hinsberger in diesem Amt, Dieter Schmidt aus Eppelborn, freute sich ein bisschen respektlos über den Karrieresprung des ehemaligen Lehrers Rudolf Hinsberger zum Landrat: "Endlich aber muss mal ein Lehrer vierzig und mehr Stunden arbeiten . . ." 25 Jahre später lassen sich all die klugen Aussagen und Sprüche jener Tage auf ihre Wertigkeit überprüfen. Sie bestehen, so darf man anmerken, auch nach einem Vierteljahrhundert sowohl in Aussagekraft als auch in Wahrheit. Ein Versprechen aber konnte der neue Landrat bis heute nicht einlösen. Er wollte den "Regierungsauftrag erfüllen, den Sitz des Landrates nach Neunkirchen zu verlegen". Dieses Versprechen verpackte Rudolf Hinsberger vor 25 Jahren jedoch mit dem Hinweis: ". . . wenn es die Finanzen erlauben . . ." Daraufhin konnte schon damals der Beobachter darauf hinweisen, dass Neunkirchen auch weiterhin zwar Kreisstadt bleibe, aber nie und nimmer Sitz des Landrates werde. Dafür aber ließ Rudolf Hinsberger im Laufe seiner Ära zumindest eine Dependance der Kreisverwaltung nach Neunkirchen verlegen - und hier tagt dann auch hin und wieder der Kreistag. Daher kann Landrat Rudolf Hinsberger am Ende seiner Dienstzeit feststellen, er habe den Regierungsauftrag "trotz schwieriger Finanzen" weitgehend erfüllt. So war und ist er, der Fuchs aus Hüttigweiler mit dem Urexweiler Blut in den Adern, der jetzt versuchen wird, den Ruhestand zu bewältigen. gm

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