„Holz ist nicht gleich Holz“

Blieskastel · Kein Kahlschlag, wenig Pestizide und fairer Lohn für Waldarbeiter: Ein Großteil der Wälder im Saarland entspricht internationalen Standards der Nachhaltigkeit. Nun sollen auch kleinere Waldbesitzer von der Zertifizierung überzeugt werden.

"Wald ist weit mehr als Erholung" sagt Friederike Ahlmeier. Wald ist häufig auch ein Wirtschaftsbetrieb, in dem gearbeitet wird. Ahlmeiers Aufgabe besteht darin, die vielen Aspekte des Waldes - Erholung, Naturschutz, Holzwirtschaft - unter einen Hut zu bringen. Sie ist im Saarland und Rheinland-Pfalz für die Zertifizierung nachhaltiger Forstwirtschaft zuständig.

Früher war Waldwirtschaft eine einfache Sache: Häufig wurde aufgeforstet, später per Kahlschlag geerntet und dann wieder aufgeforstet. Heute hat Waldwirtschaft viel stärker das Gesamtsystem im Blick. Statt ganzer Flächen werden Einzelbäume geerntet. Zunehmend werden Rückepferde statt großer Maschinen eingesetzt, Pestizide kommen nur noch im Notfall zum Einsatz. Schon seit den 90er Jahren ist nachhaltige Forstwirtschaft in Europa ein Thema. Mit dem PEFC-Standard können Waldbesitzer dokumentieren, dass sie sich an bestimmte Kriterien halten. So soll Kahlschlag vermieden und der Boden beim Einsatz von Maschinen geschont werden, aber auch Arbeitsschutzstandards eingehalten und die Waldarbeiter fair bezahlt werden.

Fast 70 Prozent der saarländischen Wälder sind bereits nach dem internationalen PEFC-Standard zertifiziert. Ahlmeier ist nun im August angetreten, auch die übrigen Waldbesitzer von der Zertifizierung zu überzeugen. "Staats- und Gemeindewälder im Saarland, aber auch großer Privatwaldbesitz ist bereits zertifiziert", sagt Helmut Wolf von der Städtischen Forstverwaltung Blieskastel . Jetzt gelte es, auch die vielen kleineren Waldbesitzer von den Vorteilen einer Zertifizierung zu überzeugen. Und die lägen auf der Hand, sagt Ahlmeier. Denn die Gütesiegel würden beim Kauf zunehmend nachgefragt. Viele Kunden legten Wert darauf, dass ihre Möbel wirklich aus nachhaltiger Waldwirtschaft stammen. "Mit einer Dokumentation der Lieferkette im Rahmen der Zertifizierung lässt sich beispielsweise ausschließen, dass illegal geschlagenes Tropenholz eingemischt wird", sagt Ahlmeier. Der Kauf zertifizierter Hölzer sei aber auch ein Beitrag zum Umweltschutz, denn beim Zertifikat spielt auch eine Rolle, dass nicht mehr Holz im Wald geschlagen wird als nachwachsen kann. "Wir leben dann nicht vom Kapital des Waldes, sondern von den Zinsen", sagt Wolf.

Bisher waren es vor allem regionale Arbeitsgruppen, die die Zertifizierung vor Ort vorangetrieben haben, sagt Wolf. Weil diese Arbeit aber ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis stattfindet, sei es gut, dass seit August mit der PEFC-Regionalassistentin Ahlmeier eine professionelle Betreuung möglich sei. Der Job der studierten Forstwirtin Ahlmeier besteht aber nicht nur darin, Waldbesitzer von der Sinnhaftigkeit einer Zertifizierung zu überzeugen, sie will auch verstärkt die verschiedenen Arbeitsgruppen vernetzen. Dabei geht es dann beispielsweise darum, neue Techniken zu vermitteln oder bei Problemen zu helfen.

Wolf sieht in diesem Zusammenhang auch eine Chance, die regionale Waldwirtschaft noch stärker in den Fokus zu rücken. Als gutes Beispiel sieht er ein Regional-Label, bei dem Hölzer speziell als "Heimisches Holz aus Bayern" gekennzeichnet werden. Auch im Saarland sei es möglich, zum Holz Geschichten zu erzählen. So gebe es in Blieskastel Birken-Bestände, die jetzt als "Sauna-Birken" aus der Biosphäre verkauft werden. Diese werden dann von Pferden gerückt und in einem nahegelegenen Sägewerk verarbeitet. Solche Geschichten gelte es zu erzählen, sagt er. Die Zertifizierung sei der erste Schritt auf diesem Weg. "Holz ist eben nicht gleich Holz", sagt Ahlmeier.

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