Hoffeld: Kaum im Amt, schon wieder weg vom Fenster

Merzig · Für Marcus Hoffeld, den neuen Bürgermeister von Merzig, war es gestern der erste Sturm närrischer Heerscharen auf die Verwaltungsburg. Für den Waderner Verwaltungschef war der Rathaussturm am frühen Abend seine letzte Entmachtung: Er geht dieses Jahr in Ruhestand.

 Rothaus Marcus Hoffeld blieb beim Rathaussturm nur noch, ich zu ergeben. Links Humor-Präsident Klein. Foto: Rolf Ruppenthal

Rothaus Marcus Hoffeld blieb beim Rathaussturm nur noch, ich zu ergeben. Links Humor-Präsident Klein. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

In Zeiten großer Koalitionen können durchaus Schwarzfüße zu Rothäuten mutieren. So geschehen gestern beim Rathaussturm in Merzig. Jung-Bürgermeister Marcus Hoffeld hatte sich mit seinen Getreuen als Indianer getarnt in der Verwaltungsburg verschanzt. Angesichts der närrischen Heerscharen, die in der Fußgängerzone zum Rathaus stürmten, blieb ihm nach zähen Verhandlungen nur noch eines: Die weiße Fahne hissen. Selbst sein Hinweis, in der Politik gebe es die 100-Tage-Frist, und er sei noch keine 60 Tage im Amt, mochte die vereinigten Merziger Prinzenpaare und Gardemädchen nicht überzeugen. Sie waren, angeführt von Kurfürst Philipp-Christoph, gnadenlos und forderten die Schlüssel zu Rathaus und Stadtkasse. Letztere war übrigens leer. Um sie zu füllen, hatten die Gecken eine gute Idee: Den Kirchturm von St. Peter wollen sie mit Windrad ausstatten. Einmal, um die Beleuchtung des Sakralbaus zu sichern und darüber hinaus Reibach zu machen.

"Fredi, rück den Schlüssel raus", schallte es gestern pünktlich um 18.11 Uhr über den Marktplatz von Wadern. Elferratspräsident Stephan Regert von der Karnevalsgesellschaft 1897 Wadern war mit vier Prinzenpaaren und deren Gefolge angerückt, um dem Bürgermeister Dewald das Handwerk zu legen. Die Narren schimpften ihn ein Auslaufmodell, von dem die Narren ohnehin schon bald befreit sein werden. Gleich vier Bewerber stünden auch schon parat, ihn bald vom Bürgermeistersessel zu holen. "Wer will mich hier entmachten? Diese Vier und auch ihr Narren, vergebens ist das Hufescharren", zeigte sich das städtische Oberhaupt, verkleidet als Bauarbeiter, vom Rathausbalkon hartnäckig. Etliche Vorwürfe wurden ihm gemacht, alles angeprangert, was nicht richtig geschafft wurde, etwa dass "die Baustelle Wadern für den Rosenmontagsumzug nicht fertiggestellt" ist, die Fehlplanungen beim Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses in Wadrill sowie bei der Mehrzweckhalle in Lockweiler. Und das alles kostet den Steuerzahler viel Geld. Auch die Jugendfreundlichkeit komme in Wadern viel zu kurz, sei ein echter Flop. Veranstaltungen und Events müssen her. Bei soviel stümperhaften Tun gäbe es nur eins: "Narren müssen an die Macht", forderte Regert lautstark. Doch Fredi Dewald ließ sich nicht einschüchtern. "Verschwindet jetzt und seid gescheit, sonst setzt es was, ihr dummen Leit. Ich rück den Schlüssel niemals raus und komme schon gar nicht freiwillig raus", zeigte er sich trotzig, womit er wohl unbeabsichtigt den Karnevalisten den Startschuss abgefeuert hatte, das Rathaus zu stürmen. Die Narren gingen zum Angriff über. Der Widerstand von "Fredi aus dem Schlafhaus" war schnell gebrochen, und schon bald hatten die königlichen Hoheiten ihn aus dem Rathaus vertrieben, sehr zur Freude des Narrenvolkes, das mit Schunklern und Stimmungsliedern des Musikvereins Kostenbach diese Erstürmung und Entmachtung des obersten Bosses frenetisch feierte. Das Waderner Prinzenpaar, Nicki I. und Ina I., proklamierte die Verhaltensregeln, die ab sofort bis Aschermittwoch ausnahmslos gelten werden. Die Grußform ist das allseits bekannte Alleh hopp. Die Böllerschützen des Schützenvereins Diana Wadern untermauerten die Machtergreifung durch die Narren mit elf bombastischen Böllern.

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