Buchpräsentation in Tholey Am Anfang standen die Steuerlisten

Tholey · Historischer Verein zur Erforschung des Schaumberger Landes veröffentlicht Familienbuch. Es wurde nun vorgestellt.

 Carl Diether Heringer (von links), Hermann Rauber, Niko Leiß Leiss, Kurt Theis, Hermann Josef Schmidt und Dr. Wolfgang Hasler zeigten sich beeindruckt vom imposanten Familienbuch.

Carl Diether Heringer (von links), Hermann Rauber, Niko Leiß Leiss, Kurt Theis, Hermann Josef Schmidt und Dr. Wolfgang Hasler zeigten sich beeindruckt vom imposanten Familienbuch.

Foto: Marion Schmidt

Ein Mammutwerk ist dem Historischen Verein zur Erforschung des Schaumberger Landes Tholey gelungen. In mehrjähriger Recherchearbeit hat er das Ortsfamilienbuch „Die Einwohner von Tholey, Band I – Von den Anfängen bis 1806“ von Kurt Theis mit abschließender Redaktion von Hermann Rauber in ehrenamtlicher Arbeit zusammengestellt. Der im Oktober erschienene erste Band erinnert mit 998 Seiten, einem Gewicht von knapp drei Kilogramm und dem Einband mit edlem Buchbinderleinen an die fast schon in Vergessenheit geratene Nachschlagewerke der Brockhaus Enzyklopädie.

„Ich freue mich, dass es Menschen gibt, die diesen zeitlichen Aufwand nicht scheuen und ein für viele Familien wichtiges Buch auf den Weg bringen, das hilft, die eigene Familiengeschichte zu erforschen“, freute sich Tholeys Bürgermeister Hermann Josef Schmidt (CDU) bei der Übergabe des ersten Buches. Hans Urban Schneider hatte vor 20 Jahren die Recherchearbeit für das Familienbuch begonnen, die nach seinem Ableben von Kurt Theis fortgeführt wurde. Mit Unterstützung von Hermann Rauber vollendete er das Werk. Mehr als 2000 Namen und Datensätze galt es unter die Lupe zu nehmen und in den passenden familiären Zusammenhang zu bringen.

Steuerlisten aus dem 17. Jahrhundert standen am Anfang seiner Recherchearbeit. Mit detektivischer Manier wurden Namen über Jahre hinweg verknüpft. „Ich habe geschätzt 1000 Stunden mit dem Sichten von Karteikarten mit Familiendaten verbracht. Diese mussten dann in ein spezielles Programm für Genealogie eingepflegt werden. Diese Omega-Datei ging in einer ersten Phase plötzlich kaputt. In Word konnte alles wieder hergestellt werden“, erinnert sich der 87-jährige Kurt Theis an die Arbeit, die die vergangenen Jahre zu seinem Lebens­inhalt geworden war. Um die knifflige Übertragung ins Digitale hatte sich seit 2014 Hermann Rauber gekümmert.

Das nun vorgestellte Ortsfamilienbuch enthält über die im Ortsteil Tholey ansässigen Einwohner und Familien hinaus auch Angaben über diejenigen Personen, die von den Kirchenbüchern des Tholeyer Kirchspiels St. Johannes des Täufer in Alsweiler, Bergweiler, Blasiusberg, Sotzweiler, Engscheider Hof, Schaumberger Hof, Wallesweiler Hof, Winterbach und Mockenbach bis zur Aufteilung der Pfarrei im Jahr 1806 erfasst wurden. Die Informationen zu den Einwohnern beschränken sich dabei nicht nur auf die Personennamen mit Geburts-, Hochzeits- und Sterbedaten sowie die Berufsbezeichnungen, die aus den bis 1747 zurückreichenden Kirchenbüchern stammen.

Zusätzlich wurden zahlreiche Quellen wie Notariats- und Gerichtsakten, Steuer- und Untertanenlisten sowie Einzelurkunden und Verträge in Archiven in Tholey, Saarlouis, Saarbrücken, Trier, Koblenz, Metz, Nancy und München ausgewertet. Die sich daraus ergebende Vielzahl an Anmerkungen und Quellenangaben sind eine Fundgrube für alle heimischen Genealogen und Regionalhistoriker. Sie ermöglichen es jedem Familienforscher, die Wurzeln der eigenen Vorfahren bis ins 18. Jahrhundert und darüber hinaus zu ermitteln und einen individuellen Stammbaum zu erstellen. Ein 65 Seiten umfassendes Namensregister erleichtert die Orientierung in dem Buch.

„Hat man einmal angefangen, solch ein Werk zu erstellen, muss man dranbleiben und auch mal einen Acht-Stunden-Tag in Kauf nehmen, um nicht den Faden zu verlieren“, so Kurt Theis. Im Alter von zehn Jahren hatte er begonnen, sich mit Ahnenforschung zu beschäftigen: „Alte Ahnenpässe hatten mein Interesse geweckt. Mein Lehrer fertigte mir eine stammbaumähnliche Aufstellung. Später hatte mein Hausarzt ein Jahr an mir herum gebaggert, damit ich mich dem historischen Verein anschließe“, erinnert er sich. Für Kurt Theis und Hermann Rauber war es ein großer Tag, endlich das Produkt jahrelanger Arbeit in den Händen zu halten.

„Unser Familienbuch ist ein Lückenschluss der genealogischen Forschung in der Region. Familienforschung ist ein Thema, das viele Menschen persönlich betrifft. Ein Laie ist schnell am Ende mit seinen Recherchemöglichkeiten. Jetzt hat er eine wichtige Handreiche, um seine Vorfahren zu finden“, so Niko Leiß, der Vorsitzende des Historischen Vereins.

Gemeinsam mit den Vorstandsmitgliedern Carl Diether Heringer und Dr. Wolfgang Hasler überreichte er Kurt Theis die erste Ausgabe und bedankte sich für das unermüdliche Engagement und Durchhaltevermögen bei diesem Buchprojekt. Und da Ahnenforschung süchtig macht, ist der Folgeband zu Einwohnern in den Jahren 1806 bis 1910 bereits in Arbeit.

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