Hinter die Fassade schauen
Neunkirchen. "Andere Länder, andere Sitten" - unter diesem Motto stand am Mittwoch der von der Kreisstadt Neunkirchen veranstaltete Workshop im Komm-Zentrum
Neunkirchen. "Andere Länder, andere Sitten" - unter diesem Motto stand am Mittwoch der von der Kreisstadt Neunkirchen veranstaltete Workshop im Komm-Zentrum. Unter der Leitung der Integrationsbeauftragten Jana Borowansky fanden zehn interessierte Teilnehmer zwischen 20 und 60 Jahren zusammen, um sich gemeinsam mit verschiedenen Bräuchen und Verhaltensweisen auseinanderzusetzen und mögliche Stolpersteine im interkulturellen Kontakt zu erkennen und zu vermeiden.Dabei brachten die Teilnehmer eigene Erfahrungen mit ein, diskutierten über praktische Fallbeispiele. Schließlich wohnen die meisten selbst in einer multikulturellen Stadt, nämlich in Neunkirchen, wo der Ausländeranteil neun Prozent beträgt. Dazu haben 20 Prozent der Einwohner Wurzeln in anderen Ländern. Und da wird man nun einmal alltäglich mit Andersartigem, mit für uns Fremdem konfrontiert. "Wir wollen für Unterschiede sensibilisieren, kulturelle Missverständnisse entlarven und Kenntnisse über die Situation und das Leben von Menschen aus anderen Ländern vermitteln", erklärt Jana Borowansky. Dabei sei es, so die Integrationsbeauftragte weiter, aber wichtig zu verstehen, dass man keine Patentrezepte oder Gebrauchsanleitungen geben könne, denn schließlich habe jeder Mensch die Chance, Individuum zu sein. Hineinfühlen, die Perspektive wechseln, durch die Brille des Anderen schauen und nicht gleich in Schubladen denken - das ist die Botschaft, die vermittelt werden soll. Durch sein Verhalten anderen gegenüber könne man auch die Selbstwahrnehmung des Gegenübers mitbeeinflussen: "Frauen mit Migrationshintergrund, sie seit 30 Jahren hier leben, sehen sich oft selbst nicht als Deutsche, weil sie von der Gesellschaft als solche nicht wahrgenommen werden", klärt Borowansky auf. Denn schließlich entstehe eine Identität zunächst durch das aktive sich selbst Identifizieren, aber auch dadurch, dass man von anderen zu etwas gemacht werde.In tiefgehenden Gesprächen beschäftigte man sich mit Vorurteilen und zum Beispiel mit der Frage, wann eigentlich ein Migrationshintergrund aufhört. Am Ende des Workshops waren sich die Teilnehmer einig, dass man viel Verständnis mitbringen muss, um in einer multikulturellen Stadt zu bestehen, aber auch, dass man einfach einmal nachfragen solle, wenn man ein Verhalten nicht versteht: "Es hat mich sehr zum Nachdenen und zum Überdenken der eigenen Position und Meinung angeregt. Es war ein Anstoß, um besser verstehen zu können", so Rita Kurz (60), die den Workshop mit ihrem Mann Karl-Heinz besucht hatte. "Es war ein Anstoß, um besser verstehen zu können."Rita Kurz