Hilfe in den letzten Tagen des Lebens

Homburg · Das Sterben und seine Begleitumstände im medizinischen wie auch im privaten Umfeld wurden eindrucksvoll und unter regem Besucherinteresse auf dem Hospiztag erörtert. Ein Schwerpunkt lag auch auf der Einbindung Ehrenamtlicher.

 Der achte saarländische Hospiztag fand im Homburger Forum statt und war mit etwa 100 Teilnehmern gut besucht. Fotos: Jörg Vogelgesang

Der achte saarländische Hospiztag fand im Homburger Forum statt und war mit etwa 100 Teilnehmern gut besucht. Fotos: Jörg Vogelgesang

Eine vor drei Jahren durchgeführte Umfrage habe das Ergebnis gebracht, dass nur die Hälfte der Befragten von dem Begriff "palliativ" schon einmal gehört hatten, und nur 30 Prozent konnten erklären, was er bedeutet. Beim Wort "Hospiz" sei es nur wenig besser gewesen.

Das jedenfalls berichtete der Vorsitzende des deutschen Hospiz- und Palliativverbandes, Winfried Hardinghaus, am Samstagvormittag beim achten saarländischen Hospiztag, der im Homburger Forum stattfand. Zur Begriffsklärung: Hospiz bezeichnet eine Einrichtung für Sterbende, palliative Medizin ist jene, die nicht mehr eine Heilung des Patienten zum Ziel hat, sondern dem schwerkranken Menschen das Leben mit der Krankheit erleichtern möchte.

In der Hospizbewegung wiederum engagieren sich ehrenamtliche Sterbebegleiter , die die Situation für Sterbende und ihre Angehörige so erträglich wie möglich gestalten. "Es war schrecklich-schön, wie das alles so gelaufen ist", sagte bei der Podiumsdiskussion Nadine Molter, deren Mann bereits im Alter von 37 Jahren verstorben ist und die die Hilfe des St.-Jakobus-Hospizes in Saarbrücken in Anspruch genommen hatte. Ihr war unter anderem wichtig, konkreten Rat zu bekommen, was den Angehörigen erlaubt ist und was nicht. Dass sie beispielsweise selbst zu Hause Infusionen geben durfte oder dass die Kinder den Sarg bemalen durften, bedeutete ihr viel.

Zum Hospiztag eingeladen hatte die Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz Saarland; sie umfasst alle saarländischen Hospiz- und Palliativeinrichtungen. Deren Vorsitzendem Paul Herrlein lag am Herzen, dass die ehrenamtliche Arbeit der Hospizbewegung nicht als unbezahlte Arbeit in die Vergütungsstrukturen von stationären Hospizdiensten oder Palliativstationen einkalkuliert werde. Außerdem meinte er: "Wir müssen die Möglichkeit haben, dass sich in den Gemeinden Netzwerke bilden, so dass alle Hand in Hand arbeiten und nicht es nicht irgendwelche spezialisierten Dienste gibt, die nebeneinander her laufen."

Wie es funktionieren könnte, stellte der österreichische Forscher Klaus Wegleitner vor: Bei dem Projekt "Sorgende Gemeinde im Leben und Sterben" wurde in einem Tiroler Dorf versucht, professionelle und ehrenamtliche Strukturen sowie die normalen Bürger zu dem Thema Sterbebegleitung zu vernetzen. Dem Saarland bescheinigte der österreichische Professor eine Vorreiterrolle in der Hospiz- und Palliativversorgung; das St.-Jakobus-Hospiz habe sehr früh auf ambulante Palliativversorgung gesetzt, ebenso auf eine regionale Vernetzung der Akteure.

Dennoch glaubte Gabriele John-Neumann, dass "noch etwas getan werden muss in der Zusammenarbeit von Profis und Ehrenamtlichen". Die Ausbilderin von ehrenamtlichen Helfern wünscht sich, dass die professionellen Helfer wahrnähmen, welche wertvolle Arbeit die Ehrenamtlichen leisteten - diese Aussage zog großen Applaus der etwa 100 Teilnehmer des Hospiztages nach sich.

Winfried Hardinghaus meinte, man sei auf einem guten Weg. Das im letzen Jahr verabschiedete Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung habe Aufschwung gegeben; er hoffte, dass Sterben und Tod weiter enttabuisiert würden.

 Der österreichische Professor Klaus Wegleitner (Zweiter von links) stellte sein Projekt zur Vernetzung im Hospizbereich vor.

Der österreichische Professor Klaus Wegleitner (Zweiter von links) stellte sein Projekt zur Vernetzung im Hospizbereich vor.

Paul Herrlein sah das etwas kritischer: Das Gesetz schaffe nur einen Rechtsrahmen, zwinge aber niemanden zur Umsetzung. Er forderte: "Die Politiker müssen Impulse setzen, so dass das Gesetz nicht einfach so dasteht und beim Menschen nichts ankommt."

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