Helle Lebensfreude unter grauen Wolken

Bosen · Die Straßenfastnacht erreichte am Rosenmontag ihren Zenit: Umzüge in Bosen, Freisen, Oberkirchen, Gehweiler und Nonnweiler.

 Gruppenbild mit Pony. Alle Teilnehmer versammeln sich in Gehweiler vor der Kamera des Fotografen, bevor sie ihren Zug durch die Straßen des Ortes starten. FOTO: B&K

Gruppenbild mit Pony. Alle Teilnehmer versammeln sich in Gehweiler vor der Kamera des Fotografen, bevor sie ihren Zug durch die Straßen des Ortes starten. FOTO: B&K

Pünktlich zum Start des Bosener Fastnachtsumzugs kam zögerlich die Sonne hinter den Wolken hervor und erweckte allerlei Getier zum Leben. Bunte Schmetterlinge schwärmten von ihrer fahrbaren Blumenwiese aus und verköstigten die Besucher am Straßenrand. Die Zebras der Tanzgruppe Les Filous aus dem nahen Nationalpark machten Safari in Bosen, während grüne Kugelfische im Trockenen schwammen und vergeblich auf Wasser von oben warteten. Die Helle Määd waren als dicke Weintraubenreben unterwegs und schenkten reichlich von dem vergorenen Saft aus. Kurz darauf krabbelte süchtig eine Gruppe Raupen den leckeren Weintrauben hinterher. Auch für die Krankenversorgung der Tiere war gesorgt, das Team der Bärenklinik aus dem Bärental (Eiweiler) war mit einem Rettungsteam vor Ort. Für Action sorgten die Achterbahnen des Pfeifenclubs und der Bombastischen Schwestern. Sie schossen mit ihren Wagen in wilder Fahrt die enge Gasse des Zuges entlang. Ganz aktuell hingegen der Schützenverein Bosen: "Cocktails statt gebrannter Mandeln, am Bostalsee herrscht Klimawandel", stellten sie fest. Das Seniorenheim präsentierte mit Feen, Zwergen und dem Froschkönig so manche Stars der Märchenwelt.

() Beim Rosenmontagsumzug in Freisen war Donald Trump überall Thema Nr. 1. "Make Frääse great again" stand auf einem der Wagen zu lesen, dem der US-Präsident alle paar Meter entstieg, um die Hände des Publikums zu schütteln. "Frääse first" war aber nicht nur da das Motto sondern überall im gut ein Kilometer langen Umzug, hatte man doch den Eindruck, dass halb Freisen auf den Beinen war. 22 Gruppen waren gemeldet, darunter fünf Lkw und drei Fahrzeuge mit Hänger. Rund 400 Personen zogen durch die Straßen. Michael Ewig fungierte als Conférencier und hatte für jede der vorbeiziehenden Gruppen und Motivwagen ein paar erklärende Worte. Auch Bürgermeister Karl-Josef Scheer war mit seinen Ortsvorstehern im Gefolge an der Zugspitze unterwegs, während Freisens Ortsvorsteher Gerd Bonenberger als Queen zum Brexit Stellung nahm. Internationales und Nationales wurde verarbeitet und man versuchte auch noch die Oberkircher Brücke zur Mauer umzubauen - ganz im Stil von Donald Trump - und "die Oberkäjer misse se bezahle".

() Der Herold Lucas Bernard gab das Startzeichen. Pünktlich setzte sich der Rosenmontagsumzug des Karnevalvereins Alleh Hopp Gehweiler um 14.11 Uhr in Bewegung. Es folgten verschiedene Garden, kleine und große Zwerge aus Gehweiler und Hirstein im Großraumtaxi der Kita Hirstein sowie die Sitzungspräsidenten Henning Fries und Andreas Gerhart als die Gebrüder Grimm. "Die Rückrunde wird es zeigen, wir werden in der Bezirksliga bleiben", gab sich der Sportverein Gehweiler zuversichtlich. Die schwarze Emma vom Karnevalverein transportierte die fröhlichen Wanderfrauen. Mit "Er sortiert falsch seinen Müll neben dem Container und macht damit den ganzen Standort zur Sau - die Containersau" warben die Obst-, Garten- und Naturfreunde Gehweiler mit ihrem Wagen für eine saubere Umwelt. "Wir schaffen das, im Spiel werde ma das saufe lasse, da wird der Gegner erblasse" hieß es bei dem Gehweiler Dartclub. Die Gruppe Anatomy verteilte als Ärzte Hochprozentiges für den Blutdruck. Hinter den Bienenkorbpiraten versteckten sich die Schrecken vom Eichertbach. Bei "Über alles wächst das Gras. Ist das Gras ein Stück gewachsen, kommt ein Schaf, das war's", präsentierten sich die Inter-Mähland-Schäfer. Als Sarotti-Mohr erkannte man die gute Seele des Vereins, Oskar Gisch. Mit dabei auch Daniela Alles mit ihrem Mini-Pferd Happy als Maskottchen des Umzuges.

()Auch in der Kurgemeinde Nonnweiler zogen die Narren durch die Straßen rund um den Hochwalddom. Viel Mühe hatte sich die KG 1954 gegeben, dem Narrenvolk an den Straßen was Tolles zu bieten, zumal nach dem wetterbedingten Ausfall im Vorjahr die Lust noch viel größer war als sonst. Neben der eigenen Karnevalsgesellschaft von 1954, die mit Thronwagen des Prinzenpaares Nico I. und Janina I. und des Kinderprinzenpaares Dennis I. und Maja I., Elferratswagen und weiteren Fußgruppen ihrer Tanzformationen recht ordentlich vertreten war, hatten auch etliche Vereine aus nachbarlichen Vereinen und Dörfern in den vergangenen Tagen viel Arbeit geleistet, um prächtig dekorierte Wagen herzurichten sowie bunte Fußgruppen zusammenzustellen. Für die musikalische Unterhaltung sorgten die Musikvereine aus Schwarzenbach, Nonnweiler-Bierfeld und Kastel mit Schunkel- und Stimmungsliedern, zudem dröhnte aus etlichen Lautsprechern auf den Wagen laute Karnevalsmusik. Insgesamt beteiligten sich 25 bunt geschmückte Motivwagen und hübsch anzusehende farbenprächtige Fußgruppen mit rund 400 Personen am diesjährigen Umzug, der aktuelle Themen der Nation und Region wiedergab. Der KKV Eisen entführte ins Reich der Mitte mit seinem Feuerdrachen, derweil Hugo Egon Balders Tutti Frutti-Fernsehshow eine Wiederbelebung erfuhr. Auch Hippies machten ihre Aufwartung. Aufgrund des Klimawandels werden sich demnächst Pfaue im Nationalpark ansiedeln, auch Wölfe sind bereits gesichtet worden. Sogar aus Aachen waren zwei Karnevalsjecken angereist und grüßten ihre Nonnweiler Freunde. Buntes Narrentreiben, Clownereien und gute Laune herrschte an den Straßenrändern und bestimmten die Bilder. Es wurde gelacht, gesungen und geschunkelt sowie mit lautstarken Alleh Hopp-Rufen den Akteuren viel Beifall und Applaus zugerufen. Zum Dank flogen einige Zentner Gutzjer Richtung Narrenvolk, womit die Tollitäten und Akteure ihre Untertanen verwöhnten. Diese stürzten sich gerne auf den süßen Regen. Müßig zu erwähnen, dass anschließend in der Kur-Narrhalla bis in die späten Abendstunden ein närrisches Treiben herrschte.

() Erstmals mit Absperrungen und in Begleitung der Feuerwehr startete am Rosenmontag der Oberkircher Umzug. Immer schon ist er familär gewesen, der kleine Lindwurm. So auch dieses Mal. Es gab nur einen Wagen mit den Musikanten der Rentnerband an Bord. Davor und dahinter reihten sich die Fußgruppen ein. Dazu zählten unter anderem auch die löffelschwingenden Gardisten, die Showgruppe Mc Donalds oder die feschen Gardemädchen. Mit Alleh-Hopp-Rufen ging es durchs Dorf. Zeitgleich startete auch die Konkurrenz in Freisen.

 Wer hätte das gedacht? Obwohl vom Himmel kein Wasser fiel, sichteten die Zuschauer des Bosener Umzuges diese Kugelfische. Foto: bat

Wer hätte das gedacht? Obwohl vom Himmel kein Wasser fiel, sichteten die Zuschauer des Bosener Umzuges diese Kugelfische. Foto: bat

Foto: bat
 Keine schrägen Vögel sondern echte Pfauen werden sich demnächst im Nationalpark ansiedeln. Jedenfalls versprechen das diese bunten Gestalten beim Umzug in Nonnweiler. Foto: Erich Brücker

Keine schrägen Vögel sondern echte Pfauen werden sich demnächst im Nationalpark ansiedeln. Jedenfalls versprechen das diese bunten Gestalten beim Umzug in Nonnweiler. Foto: Erich Brücker

Foto: Erich Brücker
 Mit viel Fantasie setzten die Teilnehmer am Umzug in Freisen verschiedene Themen in Szene. Hier treiben gut gelaunte Zombies ihr Unwesen. Foto: Ralf Mohr

Mit viel Fantasie setzten die Teilnehmer am Umzug in Freisen verschiedene Themen in Szene. Hier treiben gut gelaunte Zombies ihr Unwesen. Foto: Ralf Mohr

Foto: Ralf Mohr
 Hinauf ins Vergnügen: Der launige und farbenfrohe Oberkircher Umzug wurde angeführt vom einzigen Wagen samt Rentnerband. Foto: Reith

Hinauf ins Vergnügen: Der launige und farbenfrohe Oberkircher Umzug wurde angeführt vom einzigen Wagen samt Rentnerband. Foto: Reith

Foto: Reith

Eine Besonderheit des Umzugs: Hier versorgen nicht nur die Fastnachter ihre Besucher am Wegesrand, sondern auch umgekehrt: Anwohner kredenzen den Akteuren verschiedenste Erfrischungen - mal mit mehr, mal mit weniger Prozent.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort