Heiratsantrag in luftiger Höhe

Eiweiler · Liebesbeweis ganz besonderer Art: Während eines Überraschungsflugs überm St. Wendeler Land hat Christian Finkler seiner Partnerin Lisa Wilhelm einen Antrag gemacht. Aufwändig – obwohl vom Erdboden kaum wahrzunehmen, von oben indes nicht zu übersehen.

 Nur von oben zu erkennen: Mit diesen überdimensionalen Lettern in einem ebenso übergroßen Herz auf einem Stoppelfeld bei Eiweiler hat Christian Finkler im Flieger bei seinem Herzblatt Lisa Wilhelm um die Hand angehalten. Fotos: Finkler (2)/Stephanie Pilick (dpa)

Nur von oben zu erkennen: Mit diesen überdimensionalen Lettern in einem ebenso übergroßen Herz auf einem Stoppelfeld bei Eiweiler hat Christian Finkler im Flieger bei seinem Herzblatt Lisa Wilhelm um die Hand angehalten. Fotos: Finkler (2)/Stephanie Pilick (dpa)

"Liebesgrüße aus Moskau" waren gestern. "Liebesgrüße über Eiweiler " sind heute. Was James Bond 1963 im Actionstreifen erlebte, war spannend. Was zwei Verliebte aus dem St. Wendeler Land jetzt mehr als ein halbes Jahrhundert danach mitmachten, ebenfalls. Zwar genauso wenig alltäglich wie die Abenteuer des 007-Agenten, indes auf eine ganz andere, weniger abstruse Variante.

Erst einmal ging's hoch hinaus. Soweit die Gemeinsamkeiten mit dem Superhelden. Statt aber der Gefahr ins Auge zu schauen, zogen die Beiden im Motorsegler bei strahlendem Sonnenschein über den idyllischen Landkreis hinweg. Eine Überraschungsspritztour hatte Christian Finkler seiner Freundin Lisa Wilhelm versprochen. Kurz vor dem Start. Ganz unvermittelt. Doch das sollte es längst noch nicht gewesen sein. Dort oben entschied sich ihre gemeinsame Zukunft.

Denn: In den Lüften erspähte die Gronigerin, worauf der junge Eiweiler hinauswollte, was er mit Familie und Freunden ausgetüftelt und vor ihr geheim gehalten hatte. Das tat sich jetzt unter ihr auf. Die 28-Jährige entdeckte völlig überrascht ein riesiges Herz: Der 31-Jährige aus Eiweiler hatte nahe seines Heimatortes auf einem abgemähten Feld diesen Liebesbeweis mit der Frage "Willst Du mich heiraten?" entstehen lassen.

Und wie reagierte Lisa? "Sie konnte nicht viel sagen, aber Ja hat sie gesagt", berichtet ein überglücklicher Christian nach der Landung.

Die Aktion hatte der junge Mann akribisch inszeniert. Und mit Schalk im Nacken lässt er wissen: "Da ich gelernter Maschinenbauingenieur bin, war klar, dass der Antrag technisch durchgeplant wird." Das habe einige Monate in Anspruch genommen. Am Computer seien so zuerst "verschiedene Herzformen in verschiedenen Größen" entstanden. Auch am Schriftzug für die alles entscheidende Frage habe er am Rechner getüftelt. Stabsplanmäßig sei er an die ganze Sache herangegangen. "Bei einem Helikopterrundflug am Seefest habe ich die Gelegenheit genutzt und mir Teile des St. Wendeler Landes aus der Vogelperspektive angesehen." Am Peterberg nahe Eiweiler legte er sich auf ein Feld fest, das dem Herzen mit einem Durchmesser von schlappen 120 Metern und 9500 Quadratmeter Innenfläche Platz genug bieten könnte. Zum Vergleich: Ein Fußballfeld reicht in etwa an 7100 Quadratmeter heran.

Christian machte den Besitzer des favorisierten Geländes ausfindig: Biobauer Patrick Konzer aus seinem Heimatort. Der war sofort begeistert, mähte, was das Zeug hielt. Zuerst ging's mit Markierungsspray auf dem Stoppelacker ans Werk. Mit einem Pflug entstand die Kontur auf 400 Metern Länge. Damit längst nicht genug der Arbeit. Der Ehemann in spe: "Um einen Kontrast herzustellen, frästen wir mit einem 300-PS-Traktor und einem Forstmulcher die Innenfläche des Herzes aus." Aus 300 Strohballen entstanden schließlich die Buchstaben. "Schriftgröße: fünf Meter", sagt Christian. "Und alle haben bis zuletzt dicht gehalten, Familie und Freunde , nichts ist zu Lisa durchgesickert."

Dann war der Tag gekommen. Startzeit: elf Uhr; Flugplatz: Marpingen; am Steuerknüppel: Landwirt Konzer vom Huf-Hof. "Wir waren beide aufgeregt", beschreibt der Initiator. Dann kamen sie dem Ausflugs ziel näher. Und über die Kopfhörer vernahm Lisa an Bord die Durchsage des Piloten: "Schau mal da unten auf der Wiese." Ihr war dann "recht schnell klar geworden, worum es geht", schildert der künftige Bräutigam.

Nach halbstündigem Flug und sicherer Landung fuhr das Liebespaar, das sich zwar schon lange kennt, aber erst seit rund vier Jahren zusammen ist, zum Riesenherz. Dort warteten schon ganz viele Eingeweihte, die rund ums Herz 200 weiß-rote Ballons befestigt hatten. Die stiegen wenig später gen Himmel. Ein romantisches Abendessen beschloss den ereignisreichen Tag.

 Lisa Wilhelm und Christian Finkler während des Flugs. Per Kopfhörer und Mikro verständigten sich die Beiden in der Maschine. So vernahm der Antragsteller ihr Ja zum Heiratsantrag.

Lisa Wilhelm und Christian Finkler während des Flugs. Per Kopfhörer und Mikro verständigten sich die Beiden in der Maschine. So vernahm der Antragsteller ihr Ja zum Heiratsantrag.

Nun stehen die weiteren Pläne an, die allerdings keine Geheimniskrämerei mehr sind. Nächstes Jahr soll Hochzeit gefeiert werden. Wo die Trauung stattfindet, sei noch nicht ganz klar, sagt Christian. Zur Auswahl stünden zurzeit die Namborner Burg oder die in Nohfelden. Bis dahin bauen sie in Gronig an Lisas Elternhaus, wo sie hinziehen wollen. Dann heißt es: zusammen arbeiten und leben. Denn beide sind in Braunshausen bei einem großen Unternehmen angestellt. So schließt sich der Kreis zu James Bond : Der pflegt auch privaten Kontakt zu Kolleginnen. Und hier wieder der alles entscheidende Unterschied zur Filmfigur: Zwei Menschen haben sich fürs Leben gefunden.

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