Generationswechsel will gut vorbereitet sein

Ottweiler · Mit Wirtschaftsministerin Rehlinger hatten die Wirtschaftsförderungsgesellschaften Neunkircher und St. Wendeler Land unter dem Motto: „Suche Nachfolge – Biete Unternehmen!“ zu einem Info-Abend eingeladen.

"Es ist ein Novum, dass die beiden Wirtschaftsförderungsgesellschaften Neunkirchen und St. Wendeler Land hier im Schlosstheater kooperieren", stellte Ottweilers Bürgermeister Holger Schäfer bei seiner Begrüßung der etwa 170 Gäste erfreut fest. Es handele sich um "ein außerordentlich komplexes Thema", betonte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger und verdeutlichte anhand aktueller Zahlen, wie relevant es überhaupt ist. 6300 der circa 35 000 saarländischen Unternehmen haben einen Geschäftsführer, der älter als 60 Jahre ist. "Das bedeutet, dass, im arithmetischen Mittel, in den nächsten fünf Jahren jeweils 1260 Unternehmen zur Übergabe anstehen." Gut die Hälfte der Übergaben sei im Dienstleistungssektor zu erwarten, gefolgt vom Handel mit 23 Prozent und dem Baugewerbe mit neun Prozent. Wobei es sich meistens um Kleinstunternehmen mit bis zu neun Beschäftigten handelt, die, auch das nicht uninteressant, mehrheitlich über eine gute bis sehr gute Bonität verfügen. Rund 650 dieser Unternehmen sind im Landkreis Neunkirchen angesiedelt, im Landkreis St. Wendel handelt es sich um rund 460 Unternehmen. "Ein geordneter Generationswechsel will gut vorbereitet sein. Daher sollte eine Übergabe langfristig vorbereitet werden", so Rehlinger, das heißt mindestens fünf Jahre vor Erreichen der Altersgrenze. Noch mehr herumsprechen müsse sich, dass die Übernahme eines etablierten Unternehmens eine vielversprechende Alternative zu einer Neugründung sein kann.

Was alles zu beachten ist bei einer Unternehmensnachfolge, darüber gaben Klaus Häusler, Geschäftsführer der WFG Neunkirchen , und Bernhard Schmidt von der WFG St. Wendeler Land in einem Co-Referat einen Überblick. "Natürlich kostet es Überwindung, sein Lebenswerk abzugeben", versetzte sich Schmidt in die Lage der Nachfolge-Sucher. Auf der anderen Seite muss sich laut Häusler jeder, der übernehmen will, fragen, ob er die notwendigen Qualifikationen, Führungsqualitäten und die Bereitschaft mitbringe, Überstunden und Urlaubsverzicht als völlig normal zu akzeptieren.

Der nächste Schritt nach der Analyse der Situation ist die Planung. Wie das Projekt gelingen kann, zeigten konkrete Beispiele aus den Landkreisen. "Als ich 60 geworden bin, habe ich angekündigt, dass ich in drei Jahren übergebe", erzählte Wolfgang Gross, der seinen Metallbauunternehmen mit 50 Beschäftigten an seine Kinder Kerstin und Benedikt weitergibt. Ab Juni will er sich aus der in Welschbach ansässigen Firma herausziehen. Dem Senior war es wichtig, die Nachfolge "zu Lebzeiten" abzuwickeln, "wenn man noch klar denken und lenken kann". Es bringe nichts, so etwas von heute auf morgen durchzuziehen, "dann ist der Nachfolger übermorgen pleite". Benedikt Gross arbeitet schon 15 Jahre in der Firma, in der er peu à peu verschiedene Qualifikationen erwarb. Für ihn ist klar: "Es gibt nichts Besseres, als über Jahre hinweg in die Firmenleitung reinzuwachsen." Der Tipp von Vater Wolfgang an die Zuhörer lautete: "Macht es sukzessive und begleitet. Alles allein geht nicht", externe Berater "müssen sein". Einige dieser Helfer standen an Infoständen für erste Gespräche bereit.

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