Gefeiert wird auch noch im kleinsten Dorf

Eisen · Die Tradition der Weihnachtsmärkte wird im Landkreis St. Wendel in den kleinen Gemeinden gepflegt. So auch in Eisen, in ´Gonnesweiler und in Nohfelden. Überall dort findet man engagierte Bürger, die in der Vorweihnachtszeit anpacken.

 Deutsche und syrische Kinder auf einem Strohballen vor dem Zelt der Feuerwehr in Gonnesweiler. Fotos: Carmen gerecht

Deutsche und syrische Kinder auf einem Strohballen vor dem Zelt der Feuerwehr in Gonnesweiler. Fotos: Carmen gerecht

Einer der kleinsten Weihnachtsmärkte im Saarland findet sich in dem 500 Seelen Dorf Eisen . Sieben Vereine bieten vor und im Gemeindezentrum in Eisen Speisen und Getränke an. Während der Jugendclub drinnen Waffeln backt, bietet der Obst- und Gartenbauverein an einem der drei Stände draußen Heißgetränke für diejenigen an, die der Kälte trotzen. Für weihnachtliche Stimmung sorgt der Musikverein "Edelweiß" Eisen .

Die Schlepper-Oldtimer-Freunde Eisen ermöglichen es draußen, sich aufzuwärmen. In ihrem waldgrünen Bauwagen kann man sich an dem offenen großen Fenster Getränke holen und mit den Leuten unterhalten; oder man wärmt sich drinnen an dem nostalgischen Holzofen aus Gusseisen auf.

Obwohl der Obst- und Gartenbauverein gegen 20 Uhr ausverkauft ist, ist Ortsvorsteher Edgar Lorig nicht ganz zufrieden. "Es waren zwar mehr Leute da als letztes Jahr, aber dafür, dass der Weihnachtsmarkt für einen guten Zweck ist, könnten es mehr Leute sein", zieht er sein Fazit. Der Erlös, den alle Vereine erzielen, wird zur Unterhaltung des Gemeindezentrums genutzt.

Schon von weitem empfängt der Duft von Glühwein oder Grombeerworschd mit Sauerkrat die Besucher des Weihnachtsmarkts auf dem Kirmesplatz in Gonnesweiler. Acht Vereine präsentieren sich mit aufwändig geschmückten Holzbuden und bieten ein vielfältiges Angebot an Speisen und Getränken. Eine Verlosung von Essensgutscheinen lockt zusätzlich Besucher an, so dass auf dem Platz ein großes Treiben herrscht.

Die Schutzhütte, die zum Verkaufsstand umfunktioniert wurde, bietet dank Vorhängen am Eingang extra Schutz vor der kalten Witterung. Wem das noch zu wenig ist, begibt sich in das Zelt der Feuerwehr, in dem ein Heizstrahler für mollige Wärme sorgt.

Neben bekannten deutschen Gerichten wie Flatschniggel und Grombeerworschd bietet der interkulturelle Verein syrische Gerichte wie Kupe, Tabulé, Jalanji oder Alhyn an. "Wir wollen syrische und deutsche Feste feiern und versuchen so, Flüchtlinge in Deutschland zu integrieren. Das ist unser erster Weihnachtsmarkt und wir sind mit dem Verkauf zufrieden", erklärt Ghifar Taher Agha. Der Erlös ist für die Kindernothilfe in Aleppo gedacht. "Wir unterstützen sowas gerne. Außerdem testen wir gerne neue Sachen", meint Meike Beermann, die gemeinsam mit ihrem Mann die syrischen Gerichte probiert. Bernd Burger und Rudi Paulus freuen sich über das Angebot des Vereins, haben aber einen Wunsch. "Zu dem Essen hätte gut ein heißer Tee, so wie man ihn in Syrien trinkt, gepasst", überlegt Paulus.

Einer der größten Stände hat der Kulturverein Gonnesweiler. Denn er erweitert sein Angebot von Glühwein und Co um selbstgestrickte Wollwaren von Mathilde Gierend. "Der Erlös ist für die Nepomuk-Kapelle gedacht. Extra für die Kapelle wurde der Verein ja auch 2003 gegründet", erklärt Vorsitzender Manfred Tigmann.

Gegen 19.30 Uhr ist Feueralarm zu hören. Obwohl die freiwillige Feuerwehr sich engagiert auf dem Weihnachtsmarkt zeigt, hört man nur wenige Minuten später die Sirenen der Feuerwehrautos, die Richtung Bosen ausrücken. Dort scheint der am Freitag gelöschte Brand wieder aufzulodern, so ein Vertreter der Feuerwehr (wir berichteten).

Durch seine Lage an der Burgmauer mit der Burg im Hintergrund bekommt der Weihnachtsmarkt in Nohfelden einen eigenen, leicht mittelalterlichen Flair. Doch auch die Ankunft des Christkinds, bei der sich rund 200 Leute auf dem Platz versammeln, kann über eine Sache nicht hinweg täuschen: "Es war schon mehr los, mindestens das Doppelte letztes Jahr", weiß Jörg Schumacher, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Nohfeldener Vereine (AGNV), die die Veranstaltung organisiert.

Unbestrittener Höhepunkt des fünften Christkindlmarktes in Nohfelden ist die Ankunft des Jesuskindes. Begleitet vom Musikverein Nohfelden und allerlei Pyrotechnik wie bengalischem Feuer "fliegt" es gemeinsam mit seinen Helfern mit dem Fahrstuhl der Burg vom Himmel zur Erde. Zu diesem Zeitpunkt ist der Markt, bei dem sich acht Vereine beteiligen, gut besucht. Vor allem den kleinen Besuchern gefällt dies. "Das war schön, weil das Christkind wie ein Engel aussah, das vom Himmel herunter geflogen ist", freut sich Hannah Schmidt mit leuchtenden Augen.

Viele Besucher zieht es jedoch danach in das nahe gelegene Restaurant "Burghof", um sich wieder aufzuwärmen. Herbert Schäfer von der Weinhandlung Schäfer zieht daher schnell ein negatives Fazit: "Der Umsatz heute war schlecht. Dabei bieten wir Winzerglühwein an, der direkt vom Weingut kommt und eine ganz andere Qualität bietet als der übliche Glühwein . Man schmeckt den Unterschied!" Mit ein Grund, weshalb er nicht mehr verkaufen konnte, ist wohl auch der Stromausfall, der auch den Tischgrill für die Zubereitung des Hüttensnacks lahm legt.

Eine, die sich über den Verkauf ihrer Waren freut, ist Alexandra Presser. Sie setzt mit ihren selbstgemachten Bastel- und Strickarbeiten einen Akzent zu den Essens- und Getränkeangeboten. "Vor allem Sachen, die man gut einstecken kann wie Armstulpen und Strickkragen, habe ich viel verkauft", freut sich Presser. Die AGNV ist froh, dass durch ihren Stand der Markt vielfältiger ist.

 Klein und gemütlich: Der Weihnachtsmarkt in Nohfelden.

Klein und gemütlich: Der Weihnachtsmarkt in Nohfelden.

 Beim Weihnachtsmarkt in Eisen dient auch schon mal ein alter Bauwagen als Verkaufststand.

Beim Weihnachtsmarkt in Eisen dient auch schon mal ein alter Bauwagen als Verkaufststand.

Auch in Nohfelden geht der Alarm der Feuerwehr wegen der Brandstelle in Bosen los. "Mit einem Schlag waren da einige Feuerwehrleute weg", beobachtet Schumacher.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort