Gebündelte Musikgeschichte

Homburg · Internationale Künstler gestalteten am Donnerstag das Programm der „Homburger Kammermusiktage“. Es zeigte einen Querschnitt der Musik aus drei Jahrhunderten. Das Publikum war von der Vielfalt angetan.

Mozart, Schönberg und das neuzeitliche Autorenteam Brecht, Weill und Schleiermacher markierten das Programm der "Homburger Kammermusiktage" am Donnerstagabend. Drei Jahrhunderte Musikgeschichte wie unter einem Brennglas gebündel.

Mozarts erste "Auernhammer-Sonate" in F-Dur KV 376, als Violinsonate seiner begabten Wiener Klavierschülerin und Assistentin Josepha von Auernhammer gewidmet, eröffnete die Programmfolge. Sie erklang in einer pfiffigen Bearbeitung für den englischen Oboisten Nicholas Daniel, der am Klavier von Finghin Collins begleitet wurde. Die auf der Oboe nicht möglichen Akkordbrechungen und Doppelgriffe wurden vom Duo mit anmutigen Auszierungen reichlich kompensiert. So wirkte die vergnügliche Verwandlung wie eine Vorstudie zur "Zauberflöte". Das gleichermaßen amüsierte wie begeisterte Publikum quittierte die Vorstellung mit lauten Zurufen.

Auch Schönbergs 1899 entstandenes Streichsextett "Verklärte Nacht" erklang mit dem "Korngold-Klaviertrio" in einer erst jüngst entdeckten, schlüssigen Bearbeitung des Schönberg-Schülers Eduard Steuermann. Die ukrainische Geigerin Diana Tischenko, die kroatische Cellistin Kajana Packo und der aus Norwegen stammende Pianist Joachim Carr haben ihr Ensemble erst vor zwei Jahren in Berlin gegründet, wo sie noch studieren. Nach der begeisternden Wiedergabe von Schönbergs musikalischem Psychogramm braucht man sich um ihre musikalische Zukunft nicht zu sorgen. Verblüffend souverän und mit großem Ernst bewegten sie sich in der weiterentwickelten Tristan-Hamonik und gestalteten die humane Idee aus Richard Dehmels lyrischer Vorlage aus "Weib und Welt" (1896) zu einem bezwingend spätromantischen Abgesang.

Die abschließenden Lieder von Kurt Weill nach Texten von Bert Brecht und Roger Fernay wurden durch die überaus komplexe Bearbeitung des Leipziger Komponisten Steffen Schleiermacher (geb. 1960) für Singstimme und Streichquartett zum glanzvollen Ereignis moderner Kammermusik. Das war wirklich sensationell, wie biegsam Salome Kammer ihre Stimme im "Alabama Song", als mordbereite "Seeräuber-Jenny", im "Subaray Johnny" oder gar in der Moritat von "Meckie Messer" zwischen Laszivität, Anklage oder Lotterbettgewinsel verwandelte. Sensationell war aber auch die hellwache rhythmische Präsenz des Vogler-Quaretts, mit der die vier Künstler den szenischen Eskapaden der Sängerin folgten. Das Publikum war aus dem Häuschen und bekam mit dem urkomischen Berliner "Klopsen-Song" seine Zugabe.

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