Gebäude sind großer KostenfaktorKirchen-Immobilien stehen auf dem Prüfstand

Neunkirchen. Den Kostensenkungsprozess mit seinen bistumsweiten Einsparungen von 40 Millionen Euro über die nächsten Jahre bekommen auch die Pfarreien zu spüren. Sparen ist Pflicht. Und da wiegt die Unterhaltung der Gebäude schwer

 Die Herz Jesu-Kirche in Neunkirchen. Fotos: Willi Hiegel

Die Herz Jesu-Kirche in Neunkirchen. Fotos: Willi Hiegel

Neunkirchen. Den Kostensenkungsprozess mit seinen bistumsweiten Einsparungen von 40 Millionen Euro über die nächsten Jahre bekommen auch die Pfarreien zu spüren. Sparen ist Pflicht. Und da wiegt die Unterhaltung der Gebäude schwer. "Die Situation wird noch verschärft, da wir kurzfristig mit dem Auszug der Familienbildungsstätte aus dem Marienstift rechnen müssen und der Pfarrei dadurch nennenswerte Mieteinnahmen verloren gehen", schreibt Pfarrer Michael Wilhelm von der katholischen Pfarrei St. Marien Neunkirchen im jüngsten Pfarrbrief. Und an anderer Stelle heißt es: "Aller Wahrscheinlichkeit nach werden aus dem Bistumshaushalt für die Kirchen St. Barbara und Herz Jesu keine Kostenzuschüsse gewährt, so dass wir diese Gebäude allein unterhalten müssten. Dazu fehlt uns aber das Geld." Wilhelm spricht davon, dass "auf Dauer nur noch eine Kirche genutzt werden kann". Nach Möglichkeit soll aber in der Nähe der Pfarrkirche ein "neues" Pfarrzentrum entstehen, wenn Marienstift und Marienheim abgerissen werden. Dieser Abriss sei angedacht. Nicht erwähnt wird von Wilhelm im Pfarrbrief, dass für das "neue" Pfarrzentrum vielleicht das "alte" Kolpinghaus (ehemalige Edith-Stein-Schule) oder gar der Bau des St. Josef-Krankenhauses in Teilen genutzt werden könnten. Das aber sind vorerst Spekulationen aus Kirchenkreisen. Abriss drohe auch dem sanierungsbedürftigen Turm an der Heinitzer Kirche. Wilhelm bestätigt, es werde Wert darauf gelegt, dass "wir als Gemeinde unbedingt in der Unterstadt und in Heinitz präsent bleiben, sei es durch Kindergarten, Gebets- und Versammlungsraum, Mitarbeiterbüro und andere." Zwar sei der Immobilienausschuss der Pfarrei noch nicht offensiv auf den Markt gegangen, doch sei für das Pfarrhaus Herz Jesu beispielsweise ein Interessent auf die Pfarrei zugekommen. Kinderkrippenplätze sollen hier eingerichtet werden. "Das hätte zur Folge, dass unser Kindergarten Herz Jesu auf Dauer gesichert wäre", schreibt Wilhelm. Wilhelm ist sich bewusst, dass "der Verlust von Kirchengebäuden sehr schmerzhaft sein wird. "Auch wenn ich hoffe, dass wir sie noch einige Jahre erhalten können, um denen Heimat zu geben, die emotional an ihre jeweilige Kirche gebunden sind, kann der Sparzwang, kurzfristiges Handeln erforderlich machen und die Konzentration auf die Kirchen beschleunigen", stellt Pfarrer Wilhelm fest. Noch schreibt Wilhelm im Pfarrbrief nichts über die Situation der Ende kommenden Jahres mit St. Marien fusionierenden Pfarrei St. Pius/St. Vincenz. Dort stehen ebenfalls Kirche und Vereinsheim samt Pfarrhaus im Zusammenhang mit den Sparzwängen zur Disposition. Die Herz Jesu-Kirche indes wurde in letzter Zeit bereits als Kultursaal, als Konzerthalle, genutzt. Kreis Neunkirchen. Die Kosten für den Unterhalt ihrer Gebäude lasten schwer auf den Kirchen im Kreis. 18 Gotteshäuser, 13 Pfarrhäuser und 19 Gemeindehäuser listet Helmut Paulus, Pressemann der evangelischen Kirchenkreise an der Saar, auf Anfrage unserer Zeitung in den Kirchengemeinden des Landkreises Neunkirchen auf. Dazu kommen noch Verwaltungsgebäude und die Superintendentur im Pavillon in Ottweiler. Der wird derzeit saniert. "Viele Gemeinden sind derzeit in Überlegungen, wie sie mit ihren Gebäuden in Zukunft umgehen", so Paulus weiter. Besonders dringend sei das Problem in Neunkirchen und Heiligenwald: "In Neunkirchen sind noch keine Entscheidungen gefallen, die Gemeinde muss sich aber von ein bis zwei Orten trennen. Die Kirche in Heiligenwald muss dringend saniert werden. Die Kostenschätzung dafür liegt zwischen 300 000 und 500 000 Euro. Zur Finanzierung soll das Gemeindehaus in Wemmetsweiler verkauft werden. Es wurde schon vor Jahren entwidmet und ist derzeit vermietet." Zurzeit stünden einige Gebäude und Arbeitsgebiete auf dem Prüfstand, bestätigte Pfarrer Uwe Schmidt von der Kirchengemeinde Neunkirchen. Er bitte jedoch um Verständnis, vor der Klausurtagung an diesem Samstag und deren Ergebnissen öffentlich keine Aussagen machen zu wollen.Neubau-ProjektDas Dekanat Neunkirchen zählt derzeit nach Angaben von Georg Schneider von der Bischöflichen Pressestelle des Bistums Trier in Saarbrücken 16 Kirchen und Kapellen, im Dekanat Illingen 22. Dazu zahlreiche weitere Gebäude von Pfarrheimen bis Begegnungsstätten. "Schließungspläne für Kirchen oder Kapellen gibt es derzeit nicht", so Schneider in einer offiziellen Stellungnahme. Inoffiziell wird über Liegenschaften beraten. Doch in Neunkirchen gibt es auch ein Neubau-Projekt: Dem Abriss der Kirche St. Johannes Wellesweiler folgt jetzt der Bau des Pfarrzentrums für St. Johannes mit kirchlicher und ziviler Nutzung. Am Dienstag dieser Woche nun hat der Trierer Bischof Stephan Ackermann den Beschluss zur Kostensenkung in Kraft gesetzt. In ihm werden "Klärungsprozesse" angekündigt, unter anderem zum Punkt "Immobilienkonzept". cleMeinung

SensiblesZukunftsthema

 Die St. Barbara-Kirche in Heinitz.

Die St. Barbara-Kirche in Heinitz.

Von SZ-RedakteurinClaudia Emmerich Konstant geblieben ist die Zahl der Kirchengebäude. Rückläufig dagegen entwickelt sich die Zahl der Bevölkerung, der Kirchenmitglieder, der Gottesdienstbesucher, der Einnahmen für die Kirche. Somit ist wohl jedem klar: Die Kirchengebäude müssen auf den Prüfstand. Und auch im Kreis Neunkirchen werden nicht alle durchkommen.Beratschlagt wird in den Gremien der Kirchengemeinden beider Konfessionen schon längst. Unterhaltung, Sanierung der Gebäude drücken. Der Liegenschafts-Bestand wird derzeit systematisch erfasst, etwa auch der energetischen Zustand. Da handelt Kirche offensiv. Öffentliche Äußerungen sind eher defensiv. Es ist nun mal ein sensibles Thema. Jetzt hat Pfarrer Michael Wilhelm offene Worte gefunden. Wir werden noch viele hören. Die Immobilien-Frage ist ein Zukunftsthema für die Kirche. Und was macht man mit Gebäuden, die man nicht mehr halten kann? Speziell einer Kirche? Sich in der liturgischen Nutzung mit anderen kirchlichen Gemeinschaften zusammentun? Oder sich für eine Mischnutzung mit öffentlichen Einrichtungen öffnen, vielleicht für Kultur? Oder doch sogar kommerzielle Nutzung zulassen? Zu prüfende Optionen reichen von Konservieren über Vermieten oder Verkaufen bis Abriss.

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