Früher war alles besser!?

Früher war alles besser! Zu Zeiten, als Kommunikation sich noch über die direkte gegenseitige Ansprache, übers Telefonieren mit stationären Einrichtungen und per Brief funktionierte, waren Internet-Sucht und Cyber-Mobbing noch so weit weg wie die Falten, die frau jeden Morgen aufs neue wegzuschminken versucht. Heute werden Menschen unglücklich, weil sie zu wenig „Freunde“ in der Netzgemeinde (auch „Friendzone“ geheißen) haben oder weil ihnen irgendwelche Spinner böse Nachrichten an die virtuelle Pinnwand klatschen.

Während früher in den Klassen noch gelehrt wurde, wie mit Nadel, Wolle, Faden, Töpfen und Pfannen umzugehen ist (man erinnere sich auch seliger Laubsäge-Zeiten!), müssen heute Experten in die Schulen und Betriebe einrücken, um den modernen jungen Menschen vor allzu großem Schaden beim Umgang mit seinen Kommunikationsmitteln zu bewahren. Dabei ist doch längst die Rede von den "Digital natives" , der "Generation Internet", die mit fast angeborenem Geschick durch immer neue Scheinwelten navigiert. Trotzdem enden längst nicht alle Reisen im Netz glücklich.

Früher gab es Fernsehverbot für den Nachwuchs, der sich nicht an familiäre Spielregeln halten wollte. Heute, analog dazu, die Nutzung der IT-Geräte unterbrechen zu wollen, geht gar nicht. Schließlich hängt mittlerweile auch schulisches Wohl und Wehe daran. Und wer will schon sein Kind von der wertvollen Klassen-Community abhängen? "Ich schaue jede Sekunde auf mein Handy", sagte uns in dieser Woche eine 14-jährige Neunkircher Schülerin, andere Kids ließen wissen, dass auch ihre Eltern ständig "on" seien. Als Mitglied der Baby-Boomer-Generation, die jetzt auf die Rente zusteuert, bleibt nur der Trost, dass Noch-Früher auch schon alles irgendwie besser war. Das haben wohl nicht nur meine Eltern so gesagt.

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