Museumstag Früher und heute: Das trägt Frau drunter

Nohfelden · Im Museum für Mode und Tracht startet eine Sonderausstellung mit Damenwäsche, die bis ins Jahr 1850 zurückgeht.

 Der Body „Miss Astor“ war der Renner in den 1980er-Jahren.

Der Body „Miss Astor“ war der Renner in den 1980er-Jahren.

Foto: Meier

Die Museen in Deutschland feiern am Sonntag, 13. Mai, den Internationalen Museumstag unter dem Motto „Netzwerk Museum: Neue Wege, neue Besucher“. Das Museum für Mode und Tracht in Nohfelden präsentiert an diesem Sonntag von 13 bis 18 Uhr die neue Sonderausstellung „Hautnah – Geschichte der Damenunterwäsche“. Museumsleiterin Heidi Meier erklärt: „Ein modischer Wechsel der Oberbekleidung führte zwangsläufig zu neuen Unterwäscheformen. Der modische Wandel des Kleidungsverhaltens ging auf gesellschaftliche Veränderungen zurück“.

Die Sonderausstellung gibt ab dem Jahre 1850 bis heute einen Überblick der Wäsche, die auf der Haut getragen wird. Gemeinsam mit Rosel Böhmer war Meier mehr als ein Jahr mit der Konzeption der Zurschaustellung von weiblicher Unterwäsche beschäftigt. „Zunächst bestand sie aus viel Stoff, sie war funktional und aus Baumwolle, die sich aber nur der Adel hat leisten können“, berichtet die Museumsleiterin. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts sei sie unter bodenlangen Kleidern versteckt gewesen, ein Oberteil habe die Brust verdeckt. Ab 1880 bekam das Hemd die Funktion Unterhemd, weil die Frauen geschlossene Unterhosen trugen. Zuvor hatten Ärzte gegen Frauenunterhosen noch ein Veto eingelegt: „Die Feuchtigkeit bei den Frauen würde bei Hosen dazu führen, dass Frauen immer nass sitzen würden, es käme zur Fäulnis, und die Frauen würden krank“. Mit dem Handwebstuhl wurden erste Korsetts gefertigt, Strumpfbänder zur Befestigung der Strümpfe sind dann nach 1900 gekommen. „Während des Ersten Weltkrieges und in den Jahren danach hat sich das Bild der Frau verändert“, sagt Meier. Die Mode drückte das in einer neuen Linie aus; die weiblichen Merkmale Busen und schmale Taille waren nicht mehr gefragt. „Die Unterwäsche musste sich den neuen Modelinien anpassen“, ergänzt die 74-Jährige.

Die Erfindung von Kunstseide und synthetischen Fasern wurde ab 1920 für die Herstellung von Strümpfen eingesetzt. Der erste Büstenhalter (BH) war auf der Weltausstellung 1900 in Paris zu sehen. Ab 1920 kamen Damen-Hemdhosen auf den Markt, eine Kombination aus Hemd und Beinkleid. „Neu waren die feinen Stoffe, wie Batist und Kunstseide. Diese Stoffe wurden nicht mehr nur in weißer Farbe hergestellt, sondern in Pastellfarben, rosa, lindgrün und blassem lila“, erklärt Meier.

Im Jahr 1952 drängten in Deutschland neuartige Stoffe auf den Markt: Nylon und Perlon. Nicht nur die Oberbekleidung sei aus diesen Stoffen hergestellt worden, sondern auch die Unterwäsche. „Nylon war knitterarm, reißfest, fleckabweisend, aber auch schweißtreibend“, so Meier. Der „Wonderbra“ tauchte 1968 auf. Das Besondere an dieser Art BH sind feste, mit Draht- oder Kunststoffbügeln verstärkte Körbchen, auch Cup genannt, die weit ausgeschnitten sind und halbmondförmige Polsterungen aufweisen. Emanzipationsbewegungen prägten die Folgejahre. „Der BH wurde zum Symbol der Bevormundung, und die jungen Frauen legten sie ab“, erinnert sich die Museums-Chefin.

1974 sorgte eine brasilianische Unterhosen-Neuheit mit dem Namen „Tanga“ (Lendenschurz) auf dem europäischen Modemarkt für Furore. Das deutsche Unternehmen Triumph legte die „Sloggi“-Unterhose nach. „Baumwollslips gab es in allen Farben, auch bunt geblümt. Die Hosenbünde rutschten unter den Nabel“, sagt Meier. Die neue Generation Frauen habe eine erotische Ausstrahlung geliebt, der Body (Einteiler), Dessous und der Sport-BH haben in den 1980er-Jahren zum Dress-Code der selbstbewussten Frau gehört.

 Diese handgestrickte Damenunterhose stammt von 1946.

Diese handgestrickte Damenunterhose stammt von 1946.

Foto: Meier
 Feine Stoffe setzten sich immer mehr durch.

Feine Stoffe setzten sich immer mehr durch.

Foto: Meier
 Schick um die Jahrhundertwende: Solche Mieder trugen Damen um 1900 unter ihren Kleidern.

Schick um die Jahrhundertwende: Solche Mieder trugen Damen um 1900 unter ihren Kleidern.

Foto: Meier

Popikone Madonna war gleichzeitig Pionierin, weil sie als erste Frau Korsagen als Oberbekleidung getragen hat. „Der Body war die wichtigste Dessous-Erfindung in den 1980er-Jahren“, stellt Meier fest. Mittlerweile sei die Unterwäsche jedoch nur noch ein Hauch von nichts.

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