Ausstellung in Bosen Wenn Frauen sich vernetzen
Bosen · Die Ausstellung „Wir – Verbindungen, Vernetzungen, Verwandlungen“ ist in der Bosener Mühle zu sehen. Überraschung zum Frauentag.
Wenn 14 ideenreiche Künstlerinnen, drei mitreißende Musikerinnen und eine hochmotivierte Frauenbeauftragte zusammenkommen, dann müsste das ein besonderer Abend werden. So geschehen am Samstag bei einer Vernissage im Kunstzentrum Bosener Mühle. Das Künstlerinnennetzwerk „Die Kunst(er)schafferinnen“ präsentiert in der Ausstellung kreative Frauenpower in 84 Exponaten. Es ist die erste Ausstellung des Netzwerkes, die in Zusammenarbeit des St. Wendeler Frauenbüros mit dem Kunstzentrum am Bostalsee stattfindet.
„Die Ausstellung ist ein schöner Auftakt für das Künstlerinnennetzwerk im St. Wendeler Land. Die Vielfalt der Werke umfasst alle Sparten im Kunstbereich. Das ist ein schönes repräsentatives Bild. Das gefällt mir sehr gut. Die Mühle ist die Schnittstelle für die Kulturangelegenheiten im Landkreis. Hier vereinigen sich verschiedene Institutionen wie Vereine, Verbände. Das Künstlerinnennetzwerk ist angelegt von der Frauenbeauftragten des Landkreises, Ursula Weiland. Wir wollen in der Mühle Synergien und Vernetzungen nutzen und mit unterschiedlichsten Protagonisten ins Gespräch kommen“, meinte Christoph M. Frisch, der Leiter des Kunstzentrums, in seiner Begrüßung.
Auf beiden Etagen der Kunstmühle zeigen die Künstlerinnen facettenreich, kreativ und in einer lebensfrohen Farbvielfalt ihre Werke der Sparten Malerei, Collagen, Fotografie, Keramik und Stoffkunst. In den Themen und der Gestaltung so unterschiedlich, aber dennoch harmonisch miteinander im Einklang, vernetzt eben, so wie die Künstlerinnen es in ihrer Vereinigung sind, so erlebt der Besucher die Ausstellung. Die Werke inspirieren, regen zum Nachdenken an und versprühen eine gewaltige Lebensfreude. Passend dazu das Motto der Ausstellung „Wir – Verbindungen, Vernetzungen, Verwandlungen“.
Das Künstlerinnen-Netzwerk ist für Ursula Weiland eine Herzensangelegenheit: „Der Grund, warum ich solche Verbindungen und Vernetzungen fördern möchte, ist der, dass ich als Frauenbeauftragte viele Zahlen im Kopf habe, und oft ist es so, dass Frauen immer noch überall unterrepräsentiert sind, da, wo Geld verdient wird, oder wo es um Ansehen geht.“ Sie erinnerte an den Equal Pay Day, der am 7. März symbolisch die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern in den Fokus rückt. Der internationale Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern stand in diesem Jahr unter dem Motto „Die Kunst der gleichen Bezahlung“. Weiland: „Dieser Tag markiert den Tag, bis zu dem Frauen arbeiten gehen müssen, um das gleiche Geld zu verdienen, wie die Männer am 31. Dezember des Vorjahres. Das heißt, wir Frauen gehen zwei Monate länger arbeiten für den gleichen Lohn.“ Auch im künstlerischen Bereich bestätige sich dies. „Die Kunstwerke von Männern erzielen bei Auktionen höhere Erträge. Werke von Frauen erzielen bei Auktionen nur 47 Prozent des Ertrags ihrer männlichen Kollegen“, so die Frauenbeauftragte. Sie berichtet von einem spannenden Experiment, das zeigte, wie das geschlechtsspezifische Wissen um den Urheber eines Kunstwerkes die Bewertung beeinflussen. Luxemburgische Wissenschaftler hatten 2017 für eine Studie 1000 Teilnehmer aufgefordert, Bilder zu bewerten und das Geschlecht des Künstlers zu erraten. Kunstwerke, die Frauen zugeschrieben wurden, schnitten dabei in den Bewertungen deutlich schlechter ab. „Das Experiment hatte gezeigt, im Auge des Betrachters schneiden Kunstwerke alleine schon deshalb besser ab, weil sie ein Mann gemacht hat“, so Weiland.
Das bestätigten auch die Zahlen des Kunstmarktes. Das aktuell teuerste Kunstwerk einer Frau liege bei zwölf Millionen Euro, das eines Mannes bei sage und schreibe 96 Millionen. „Der wichtigste Grund, warum Frauen nicht so erfolgreich sind, ist ein ganz einfacher: Sie bekommen Kinder. Kinder beschädigen scheinbar das Image von Frauen.“
Bei der Art de Cologne, der wichtigsten Kunstmesse in Deutschland, hätten 2019 insgesamt 833 Künstler ausgestellt, 74 Prozent Männer, 26 Prozent Frauen. „Und weil das so ist, wie es ist, sollten wir weiter daran arbeiten, die Arbeiten von Frauen sichtbarer zu machen und gemeinsam Kunst zeigen und zu zeigen, wir tun was“, mahnte die Frauenbeauftragte. International gäbe es von Künstlerinnen weniger Einzelausstellungen als von Künstlern.
Die Schau in der Bosener Kunstmühle sei zwar keine Einzelausstellung, jedoch repräsentiere sie das Werk von 14 Frauen, die sich im Künstlerinnennetzwerk kreativ und kommunikativ engagieren.
Musikalisch wurde die Vernissage ebenfalls mit viel Frauenpower und musikalischer Kreativität in Szene gesetzt von dem Trio Ta-Sa-Pa“ mit Tanja Endres-Klemm, Sabine Seelig und Pamela Buell-Hussinger.
Christoph M. Frisch ermunterte die Besucher, selbst kreativ zu werden und eine im Obergeschoss stehende knallrote Figur weiterzuentwickeln. Sei es mit kleinen Häkelarbeiten oder Stoffumhüllungen, der Fantasie sind auch bei dieser Mitmachaktion keine Grenzen gesetzt.
Die Ausstellung kann bis zum 26. März zu den Öffnungszeiten, Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr, besucht werden.