Forscher verteidigen Fachbereich

Saarbrücken · Die Saar-Uni soll Studiengänge der Betriebswirtschaftslehre (BWL) an eine Business School abgeben. BWL-Professor Peter Loos sagt, das bedeute das Ende der universitären BWL-Ausbildung im Saarland.

 Laut Gutachten hat die Saar-Uni in den Wirtschaftswissenschaften viel vom Glanz vergangener Zeiten verloren. Foto: Bonenberger

Laut Gutachten hat die Saar-Uni in den Wirtschaftswissenschaften viel vom Glanz vergangener Zeiten verloren. Foto: Bonenberger

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Der Bericht des Wissenschaftsrates zur Zukunft der saarländischen Hochschullandschaft hat bei den Wirtschaftswissenschaften der Saar-Uni für Wirbel gesorgt. Dies nicht nur wegen der Empfehlung, Studiengänge von Uni und HTW unter dem Dach einer Business School zu verschmelzen - was die Business School genau sein soll, ist vom Wissenschaftsrat nicht präzise definiert. Die Gutachter schreiben auch, dass die wissenschaftliche Leistungsfähigkeit der Wirtschaftswissenschaften an der Universität trotz ihres in der Vergangenheit sehr guten Rufes heute nur noch durchschnittlich sei. "Diese Aussage ist falsch", sagt Professor Peter Loos von der Abteilung Betriebswirtschaftslehre der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften der Saar-Uni. Die Leistungen der Wirtschaftswissenschaften liegen laut Loos weit über dem Bundesdurchschnitt. Auch die Nachfrage nach BWL-Absolventen der Uni sei im Saarland im Gegensatz zur Aussage des Wissenschaftsrates groß. Wirtschaftsvertreter warnten bereits davor, die Empfehlungen des Wissenschaftsrates an den saarländischen Hochschulen tatsächlich umzusetzen, betont Loos.

Den Hauptbestandteil der vorgeschlagenen Business School sollen laut Wissenschaftsrat die Masterstudiengänge beider Hochschulen bilden. Der Bachelor-Studiengang der Wirtschaftswissenschaften der Uni solle entweder abgeschafft oder in die Business School integriert werden. "Eine solche institutionelle Verlagerung lehnen wir kategorisch ab", sagt Loos als Sprecher der Abteilung Wirtschaftswissenschaften. Eine Business School ist seiner Meinung nach der Einstieg in den Ausstieg der universitären Ausbildung der Wirtschaftswissenschaft im Saarland.

Priorität der Wirtschaftswissenschaften der Saar-Uni sei, Forschung und Lehre in einem hochschulwissenschaftlichen Konzept zu vereinen. "Ich kann mir eine institutionelle Zusammenlegung mit der HTW nicht vorstellen", sagt Loos. Es gebe aber keine prinzipiellen Vorbehalte gegenüber einer Kooperation mit der HTW, betont er gleichzeitig.

In Bereichen der Verwaltung sei eine Zusammenarbeit durchaus denkbar, fügt Professor Alois Knobloch vom Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre hinzu. Knobloch befürchtet, dass eine Business School dafür sorge, dass Studenten, die BWL an einer Uni im Saarland studieren wollen, an Hochschulen anderer Bundesländer abwandern und von außerhalb keine Interessenten mehr ins Saarland kommen. Ein Rückgang der Studentenzahlen innerhalb kurzer Zeit werde die Folge dieser Entwicklung sein, warnt Loos. In die Diskussion um den Bericht des Wissenschaftsrates zur Zukunft der Hochschullandschaft an der Saar hat sich nun auch die Ingenieurkammer des Saarlandes eingeschaltet und fordert den Ausbau des Studiengangs Bauingenieurwesen an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Denn entgegen der Ausführungen des Wissenschaftsrates würden die Absolventen des Studiengangs gerade nicht ausreichen, um den Bedarf der saarländischen Ingenieurbüros, der Bauwirtschaft und der Verwaltung zu decken. "Die Aussagen im Gutachten (…) bezweifeln wir", sagt Kammerpräsident Frank Rogmann. "Die uns bekannten Zahlen sprechen eine andere Sprache."

Nach Angaben der Ingenieurkammer des Saarlandes sind rund 650 Bauingenieure allein in den hier ansässigen Ingenieurbüros tätig. Da es zusätzlich noch eine hohe Zahl angestelleter Ingenieure im öffentlichen Dienst und bei der Bauwirtschaft gebe, geht die Kammer von rund 2000 im Saarland tätigen Bauingenieuren aus. Betrachte man alleine den demographischen Faktor, sei klar, dass der künftige Bedarf mit derzeit 40 Absolventen des Studiengangs Bauingenieurwesen an der HTW pro Jahr nicht gedeckt werden könne. Rogmann geht daher davon aus, "dass wir zukünftig pro Jahr einen Bedarf von mindestens 60 Absolventen im Bereich Bauingenieurwesen haben werden."

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