Fit in der Sprache des Nachbarn: Lothringer und Saarländer geehrt

Saarbrücken · Premiere im Saar-Bildungsministerium: Bei einer deutsch-französischen Feierstunde bekamen 100 Schüler aus dem Saarland und aus Lothringen nach erfolgreich bestandener Sprachprüfung ihre Zertifikate überreicht.

Rund 100 Mädchen und Jungen aus insgesamt zehn Schulen im Saarland und in Lothringen sind gestern im Saar-Bildungsministerium ausgezeichnet worden. Sie hatten in den vergangenen Monaten das Französisch-Diplom DELF beziehungsweise das Deutsch-Zertifkat der Kultusministerkonferenz erworben. Überreicht wurden ihnen die Urkunden persönlich durch Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) und die Deutschinspektorin der Académie Nancy-Metz, Jocelyne Maccarini.

In seiner Begrüßung ging Gastgeber Commerçon auch auf die Reaktionen auf die Frankreich-Strategie ein, die die Landesregierung vor kurzem angekündigt hatte. "In keinem Fall geht es darum, dass deutsche Schüler nicht mehr ihre Muttersprache richtig lernen oder kein Englisch lernen sollen. Fakt ist aber, dass hier in der Grenzregion Französisch ein Mehrwert ist, auf den man nicht verzichten kann", erklärte er.

Ganz besonders freute sich der Bildungsminister darüber, dass nirgendwo in Deutschland so viele Schüler Französisch lernen wie im Saarland, und das schon in jungen Jahren. "Jedes Jahr bekommen fast 1600 saarländische Grundschüler mit dem ‚DELF Prim' ihr erstes anerkanntes Sprachdiplom", so Commerçon.

Dass es sich lohnt, früh mit dem Deutschlernen zu beginnen, fand Vincent Wagner, der die zehnte Klasse des Lycée Jean-de-Pange in Saargemünd besucht. "Ich lerne bereits seit acht Jahren Deutsch", sagte der 15-Jährige. "Dadurch sind mir die Prüfungen für das Sprachzertifikat nicht so schwer gefallen." Damit hat er, wie die meisten anwesenden Schüler, Niveau B 1 des gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen erreicht.

"Über die Sprachkenntnisse hinaus geht es auch um das Kennenlernen des Anderen, um die Annäherung an den Nachbarn", sagte Jocelyne Maccarini. Die erste gemeinsame Zertifikat-Verleihung sei ein Zeichen für die gute Arbeit der bildungspolitischen Instanzen beiderseits der Grenze. "Die Zahl der Schüler, die in Lothringen die Sprachprüfung ablegen, steigt kontinuierlich", freute sich die Deutschinspektorin. Sie stamme selbst aus dem Lehrerberuf und wisse, wie viel Engagement der Lehrer nötig sei, um solche Ergebnisse zu erzielen.

Die Schüler wurden in den vier Bereichen "Sprechen", "Hören", "Lesen" und "Schreiben" bewertet. "Ich fand das insgesamt nicht so schwierig. Aber das Hörverständnis war schon richtig anspruchsvoll", schilderte die 14-jährige Judith Adam ihre Eindrücke des Sprachtests. Mit Sprachprüfungen hat die Gymnasiastin am Stadtgarten in Saarlouis aber schon Erfahrung: "Die A 2-Stufe habe ich schon vor ein paar Jahren abgelegt".

Mit der Steigerung der Sprachkompetenz trage man auch dazu bei, die Zukunft Europas zu sichern, sagte Valérie Deshoulières, Leiterin des Institut Français in Saarbrücken und wandte sich an die Schüler im Saal: "Die Zukunft liegt in euren Händen und sie ist mehrsprachig."

"Hast du alles verstanden?" wurde Fanny Zaoui aus Forbach von einer Mitschülerin während der Verleihung, die komplett auf Deutsch abgehalten wurde, gefragt. "Nee, nicht alles. Aber das Meiste", lautete die Antwort. Damit ist sie wohl schon auf dem richtigen Weg.

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